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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 4
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Engelmann, Richard: Zu den Phoenissen des Euripides
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0192
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Engelmann, Zu den Phoenissen des Euripides.

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bataille de Marathon. Minerve et Diane assistent au combat, et veillent a la Conser-
vation du sanctuaire.
Diese Erklärungen haben das Gute, daß man sich bei ihrer Widerlegung
nicht aufzuhalten braucht. Sie werden heute sofort von jedem als falsch erkannt werden.
Um die richtige Erklärung zu finden, muß man von der unteren Gruppe, den
beiden Kämpfern, ausgehen, die deutlich genug bezeichnet sind. Es handelt sich offen-
bar nicht um eine beliebige Schlachtszene, sondern um einen feierlichen Zweikampf,
der in Gegenwart von Zeugen ausgefochten wird. Über das Resultat des Kampfes läßt
uns der Maler nicht im Zweifel, der eine, links, hat schon eine Wunde empfangen,
die ihn fast zu Boden streckt, und der andere holt schon zu einem Hiebe aus, der
ohne Zweifel dem andern den Garaus macht, aber die Art, wie dieser das spitze
Schwert hält, läßt mit Sicherheit erwarten, daß der scheinbar schon Unterliegende
augenblicklich noch Kraft und Energie genug besitzt, um dem blind einherstürmenden
Sieger das Schwert in den Leib zu bohren. Ein Jünglingspaar, fast gleichaltrig, das
sich gegenseitig im feierlichen Zweikampf tötet; wer kann das anders sein als Eteokles
und Polyneikes, die beiden unglücklichen Söhne des Oidipus?
Die dargestellte Szene findet sich ganz ähnlich auf den etruskischen Urnen,
wenigstens so weit wie die links befindliche Figur, die auf das r. Knie gesunken ist,
in Betracht kommt (Körte, Rilievi delle urne etrusche II Taf. XIII 1 u. 2, XIV 3 u. 4,
XV 1, 2 u. 3, XVI 4 u. 5 u. a.); auch die rechts stehende Figur des Kriegers, der mit
der r. Hand zu einem gewaltigen Schlag mit dem Schwert ausholt, findet eine
Parallele in der neben dem kämpfenden Brüderpaare stehenden Figur bei Körte,
Ril. II Taf. XII 4. Ähnlich mußte der Kampf auf der Kypseloslade dargestellt sein,
nach Paus. V 19, 6 των δέ Οιδι'ποδος παιδων Πολυνείκει πεπτωκότι ές γόνυ έπεισιν Ετεοκλής.
Wir werden also auch keinen Anstand nehmen, den ins Knie gefallenen Krieger als
Polyneikes, den von rechts anstürmenden als Eteokles zu bezeichnen.
Zieht man nun weiter die nach links wegfallende Lanze und die vor dem
Tempel liegenden Steine in Betracht, so wird man an die Schilderung erinnert, die
Euripides in den Phoinissai vom Kampfe gibt; dort kämpfen die Brüder erst mit
den Lanzen gegen einander; als Eiteokles bei einem Ansturm gegen Polyneikes seine
Lanze zerbricht, da zerschmettert er mit einem Steine die Lanze seines Bruders
(v. 1408 άπδ δ’έ'&ραυσ’ άκρον δόρυ, εις δ’άπορον ήκων δορδς, έπι σκέλος πάλιν χωρεΐ, λαβών
δ’άφήκε μάρμαρον πέτρον, μέσον δ’άκοντ1 ε&ραυσεν, auch vorher wird schon das steinige
Terrain erwähnt, vgl. v. 1399, so daß der Kampf dadurch wieder ins gleiche gebracht
wird (ές ί'σου δ’ Άρης ήν), da jetzt beide ohne Speer sind (κάμακος άμφοΐν χειρ’ άπεστερημέ-
νοιν). Da greifen beide sich mit dem Schwert an, drängen Schild an Schild; indem
plötzlich Eteokles, einen thessalischen Kunstgriff benutzend, mit dem linken Fuße
zurückweicht, mit dem rechten nach vorn tritt, gelingt es ihm, hinter den Schild
des Bruders zu kommen, so daß er diesem das Schwert bis ins Heft in den Leib
stoßen kann; der sinkt zusammen δμοΰ δέ κάμψας πλευρά και νηδυν τάλας συν αιματηραΐς
σταγόσι Πολυνείκης πιτνει, genau sowie er auf unserer Vase geschildert wird; von hier
ab tritt jedoch eine Verschiedenheit ein: während bei Euripides Eteokles, um den
 
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