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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 4
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Engelmann, Richard: Zu den Phoenissen des Euripides
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0193
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Engelmann, Zu den Phoenissen des Euripides.

gefallenen Bruder der Waffen zu berauben, das Schwert fallen läßt und dadurch
diesem Gelegenheit bietet, den tödlichen Streich zu führen (ό ο ώς κρατών δή και νενικη-
κώς μα'χη, ξίφος δικών ές γαΐαν, έσκύλευέ νιν, τον νουν προς αύτον ούκ έχων, έκείσε δέ), ist
hier Eteokles im Begriff, noch einen furchtbaren Streich zu führen, um dadurch den
Kampf zu beenden; aber für den gefallenen Polyneikes bieten wieder die Worte des
Euripides eine völlig zutreffende Erklärung ετι γάρ έμπνέων βραχύ, σώζων σίδηρον έν
λυγρω πεσήματι, μόλις μέν, έξέτεινε δ’ εις ήπαρ ξίφος Έτεοκλέους ό πρόσθε Πολυνείκης πεσών.
Für die beiden Männer, die bei dem Zweikampfe zugegen sind, würde man aus der
Tragödie die Personen des Παιδαγωγός, der doch wohl mit Antigone zusammen die
Jokaste nach dem Schlachtfeld begleitet hat, und des 'Άγγελος entnehmen, der von
v. 1345 an den Zweikampf schildert; für ihn würde auch der Knotenstock passen,
den die rechts stehende Figur auf dem Bilde führt.
Ist der Zweikampf der unteren Reihe mit Recht auf die thebanische Sage
bezogen, dann müssen natürlich auch die übrigen Figuren aus demselben Mythus
erklärbar sein, die hier zu einem Bilde vereinigt sind. Das scheint aber sich leicht
tun zu lassen.
Nach Paus. IX 25, 2 waren die beiden Oidipussöhne unweit des Neistischen
Tores gefallen, an der Stelle, wo man später als Andenken an ihren Kampf eine Säule
zeigte, die einen aus Stein gearbeiteten Schild trug. Dieses Denkmal erhob sich
aber unweit eines anderen Denkmals, das für den Sohn Kreons, Menoikeus, errichtet
war, der sich selbst als Opfer dargebracht hatte, um durch seine Aufopferung der
Vaterstadt den Sieg zu sichern; nach Paus. IX 25, 1 auf ein delphisches Orakel hin
(Θηβαίοις δέ των πυλών έστιν εγγύτατα τών Νηϊστών Μενοικέως μνήμα τού Κρέοντος· άπέκτεινε
δέ έκουσίως αύτον κατά το μα'ντευμα το έκ Δελφών, ήνίκα Πολυνείκης και ό συν αύτω στρατός
άφίκοντο εξ Άργους). Bei Apollodor dagegen ist es nicht der Gott in Delphi, sondern
Teiresias, der den Thebanern verkündet, daß sie nur durch das Opfer des Menoikeus
den Sieg gewinnen können (III 6, 7 ούτος — Τειρεσίας — Θηβαίοις μαντευομένοις εΐπε νικήσειν,
εάν Μενοικεύς ό Κρέοντος Άρει σφάγιον αύτον έπιδιΓ· τούτο άκούσας Μεκοικεύς ό Κρέοντος εαυτόν
προ τών πυλών έσφαξε). Das ist aber nur eine kleine Verschiedenheit, auf die geringes
Gewicht zu legen ist; abweichend dagegen ist die Sage, nach welcher der Tragiker
Sosiphanes ihn von Laios, Nikostratos dagegen von der Sphinx töten ließ, Schol.
Eurip. Phoin. 1010, oder die vom Schol. zu Aristid. p. 113 ed. Dind. vorgetragene,
nach der ihn Kreon selbst opferte. Es ist eine ganz annehmbare Vermutung (Höfer
bei Roscher Myth. Lex. s. v. Menoikeus), daß überhaupt die Erfindung der Selbst-
aufopferung des Menoikeus auf Euripides zurückgeht, in dessen Tragödien das Motiv
zahlreich verwendet wird. In der bildenden Kunst ist Menoikeus wahrscheinlich
mehrfach vertreten, namentlich findet sich auf Aschenurnen (Körte, Ril. d. urne etr.
II Taf. XII 5 S. 41 aggiunta la figura generica di un uomo nudo caduto ehe deve
supporsi inorto} mehrfach bei dem Zweikampf ein Toter, der am besten wegen der
völlig fehlenden Bewaffnung auf Menoikeus bezogen wird; auch auf einer Urne in
Perugia (Körte, Ril. d. urne etr. II Taf. XX 7 S. 51) darf man den Toten neben Poly
neikes wohl als Menoikeus bezeichnen. Ob die Figur, die in Trysa zwischen den
 
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