Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Kjellberg, Lennart: Klazomenische Tonsarkophage, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0203
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
194

Kjellberg, Klazomenische Tonsarkopliage.

wie Öfters die Lotosblüte auf den kyrenäischen Vasen36, in drei kleine Spitzen
endet und also im Moment des Aufbrechens dargestellt ist37, wird die besonders
dem samischen Lotostypus charakteristische vertikale Gliederung38 durch ein weiß
gemaltes Band stark hervorgehoben. Blüten und Knospen werden unten durch die
nach beiden Seiten in Bogenlinien ausgehenden Stiele verbunden, deren Zwickel
durch ein Dreieck, wie derjenige zwischen der Blüte und der sich spiralförmig auf-
rollenden Blattspitze durch ein rhombenähnliches Gebilde ausgefüllt wird.
Wir haben schon gesehen39, daß an einem Sarkophag in London eine Lotos-
blüte von ähnlichem Formcharakter als Mitteldekoration des Kopfstückes erscheint.
Um die kleinen viereckigen Bildfelder der Langstreifen zu schmücken, ist diese
Lotosform auf den mir bekannten klazomenischen Tonsärgen sonst nur einmal ver-
wandt worden: auf einem Sarkophag in Berlin, Ant. Denkm. I Taf. 46, 2. Hier ist
es ein Ausschnitt aus einer Palmetten-Lotoskette, der mit je einer Halbpalmette an
jeder Seite der Blüte die betreffende Fläche ausfüllt. Die trockene, schematische
Form dieses Ornaments fällt gegen den organisch schwungvollen Typus der Lotos-
dekoration auf dem Stockholmer Sarg merkbar ab40.
Die Tiere der beiden Querstücke sind mit guter Naturbeobachtung gezeichnet.
Der ins Knie gesunkene Steinbock des Fußstückes zeigt die schlanke, langgestreckte
Form, wie sie uns von den altmilesischen Gefäßen bekannt ist41, und der Eber
des Kopfstückes steht keineswegs an massiger Wucht der Erscheinung hinter seinem
Vetter auf dem Berliner weißfigurigen Sarg zurück42. Auch sein geteilter Borsten-
kamm hat dieselbe mächtige Größe wie dort. Neu ist nur die Form der ausge-
sparten Innenzeichnung, welche ein Vierblatt wiedergibt.
Die zahlreichen Füllornamente geben eine fast vollständige Probekarte der
altmilesischen Streumuster in ihrer festen, strengen Stilisierung. Es finden sich hier
die Punktrosetten, die verschiedenartigen Stern- und Kreuzmuster, die ineinander-
geschobenen kreuz- oder reihenweise angeordneten Winkelhaken, die konzentrischen,
von den Rändern des Bildfeldes ausgehenden Halbkreise, von Punktreihen umgeben usw.
Die Punktrosetten treten auch in den zwischen der Dekoration der Querstücke und
derjenigen der Langseiten eingeschobenen kleinen Mäanderstreifen als Füllung der
hier eingefügten Metopen auf.

36) Vgk Mon. d. Inst. I tav. 47 A; Arch. Zeitung
XXXIX, 1881, Taf. 10, 3; 11,2; Bull, de corresp.
hell. XVII, 1893, 238f., Fig. 6f.
37) Eine etwas frühere Entwicklungsstufe können
wir auf assyrischen Monumenten beobachten,
vgl. Perrot-Chipiez a. a. Ο. II 251, Fig. 96; 319,
Fig. 135·
38) Hier droht die Knospe manchmal fast ausein-
anderzufallen, vgl. Tanis II PI. 27, 3; 28.
39) S. oben S. 192 u. Anm. 23.
40) Das Herabsinken des Lotosornaments zur ein¬
fachen Umrahmung der Palmette, wie wir es an
42) Ant. Denk

den schwarzfigurigen attischen Vasen beobachten
können (vgl. Dümmler, Kl. Schriften III 266),
kündigt sich hier schon an. Etwas weiter ge-
diehen ist dieser Prozeß auf einem Sarkophag
in Konstantinopel, Monumenti dell’ Inst. XI 54,
vgl. Dümmler a. a. O., wo die Palmetten-Lotos-
kette als Umrahmung eines Mäanderstreifens
ungewöhnlicherweise auf den Langseiten des
Sarkophags ihren Platz gefunden hat.
41) Vgl. Salzmann a. a. O. PI. 43, 44; Longperier
a. a. O. PI. 58; Jahrbuch des Instituts I, 1886,
138 ff-
Iler II Taf. 25.
 
Annotationen