Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Kjellberg, Lennart: Klazomenische Tonsarkophage, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0205
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kjellberg, Klazomenische Tonsarkopliage.

vom Flechtband der Langseiten trennt, gebildet zu sein scheinen. Die Schuppen
sind dunkel mit weißen Rändern, die durch eine weiße Mittellinie gegliedert und
belebt werden. Dagegen sind diejenigen des die kleinen Felder der Langseiten
schmückenden Ornaments weiß mit schwarzen Mitteltupfen44. Der wuchtige Eber
mit dem hohen, geteilten Borstenkamm hat hier nur mit einem Löwen zu käm-
pfen. Das Füllornament, das in der Dekoration dieser Särge eine bedeutende Rolle
spielt, ist mit derselben liebevollen Sorgfalt wie auf B ausgeführt. Als Mittelorna-
ment des Kopfstückes dient eine vom oberen Rand ausgehende große Palmette, die
den Raum über den Köpfen der beiden Tiere ausfüllt. Sie erinnert in ihrer lang-
gestreckten Form an die Palmetten der auf der Schulter einiger altmilesischer
Kannen angebrachten Lotosdekoration45 und an die Henkelpalmetten der kyrenäi-
schen Vasen46. Eine große Halbpalmette ist auch in die obere äußere Ecke der
mit einem springenden, geradeaus blickenden Steinbock verzierten kleinen Bild-
felder eingeschoben, welche durch einen Mäanderstreifen sowohl von der Tierdar-
stellung des Kopfstückes wie von dem Flechtband der Langseiten getrennt werden.
Auch bei der Ausschmückung des letztgenannten Teiles des Sarges sind die Pal-
metten verwandt worden: in die Zwickel des Flechtbandes eingeschoben, füllen sie
in sehr gefälliger Weise den von diesem an beiden Seiten freigelassenen Raum. In
der Streudekoration des Kopfstückes ist der Halbkreis mit äußerem Punktkreis vor-
herrschend.
D. Dieser Sarg47, Abb. 4, zeigt, wie B und C, sowohl am Kopf- wie Fuß-
stücke des bemalten Dekorationsrahmens das althergebrachte Motiv der Löwen-
oder Pantherjagd48. Man würde ihn also, wenn man nur die Motive der Haupt-
darstellungen berücksichtigen wollte, der älteren, von B und C vertretenen Gattung
der klazomenischen Sarkophage, die auf der stilistischen Stufe der rhodisch-alt-
milesischen Vasen stehen, zuschreiben. Bei einer Durchmusterung der Streumuster
am Kopf- und Fußstück macht sich aber bald ein deutlicher Unterschied geltend,
nicht nur in der Auswahl der Motive, die sich auf einige wenige beschränken:
die Randpalmette, welche den Platz der konzentrischen Kreise mit Punktumrahmung
eingenommen hat, die Punktrosette und ein paar Sternmuster, sondern auch in der
stilistischen Behandlung dieser Motive, die nicht mit derselben Sorgfalt, mit der-
selben festen und sicheren Hand, wie die Füllornamente der beiden Exemplare B
und C ausgeführt sind. Eine Auflösung und Verflüchtigung des strengen rhodisch-

44) Ein ähnliches Schuppenornament findet sich auf
einem der klazomenischen Sarkophage im Louvre,
Bull, de corresp. hell. XIX, 1895 Taf. 1 und
S. 71, Fig. i. Hier dient es als Umrahmung
der figürlichen Darstellung des Kopfstückes.
45) Salzmann a. a. O. PI. 32, 37. Vielleicht darf
man dies ionische Schulterornament als eine
Vorstufe des attischen Palmetten-Lotoskreuzes
ansehen, vgl. Thiersch, Tyrrhenische Amphoren
7 off.

46) Arch. Zeit. XXXIX 1881 Taf. 10, 3; 12, 2;
Naukratis I PI. 9.
47) Länge oder Höhe 2,03 m, Breite 0,70 m, Höhe
des Kopfstückes 0,23 m, des Fußstückes 0,13 m,
Breite der Seitenstücke 0,12 m.
48) Oben ist das Wild ein Eber, der von zwei
reißenden Tieren, einem Löwen und einem
Panther, angegriffen wird, unten ein Stier, der
sich nur gegen eins jener gewaltigen Katzentiere
zu verteidigen hat.
 
Annotationen