Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Kjellberg, Lennart: Klazomenische Tonsarkophage, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0209
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
200

Kjellberg, Klazomenisclie Tonsarkophage.

ägyptischem Porzellan im Louvre63, welche solche Kriegerköpfe plastisch wieder-
geben, zusammengestellt64. Die letztgenannten beiden Gefäße lassen sich nun
wenigstens approximativ datieren, die kleine Bronzevase durch ihre altertümliche
Künstlerinschrift65 und der Porzellanaryballos durch die auf seiner Schulter ange-
brachte Cartouche des ägyptischen Königs Apries66: sie stammen aller Wahrschein-
lichkeit nach aus der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts v. Chr.67. In etwa
dieselbe Periode werden auch die klazomenischen Tonsärge mit den Profilköpfen
anzusetzen sein68.
Die dekorative Malerei in Ionien läßt sich also jetzt innerhalb der Denk-
mälerklasse der aus Klazomenai stammenden Tonsarkophage in eine ältere Periode
zurückverfolgen, als vor kurzem, nämlich in diejenige des sog. rhodisch-altmilesischen
Stils, der auch in Klazomenai die Malerei beherrscht hat. Dies Ergebnis kann mit
desto größerer Zuversicht angenommen werden, als es sich um Monumente handelt,
die infolge ihrer Natur kaum anderswo als am Platze selbst haben verfertigt werden
können. Vasen mögen importiert sein, aber die schweren Tonkasten der klazomeni-
schen Sarkophage kann man sich nicht leicht als Importartikel vorstellen. Wir haben
weiter gesehen, wie dieser Stil auf den klazomenischen Denkmälern sich allmählich
auslebt. Der Gedanke an eine blühende Tonindustrie und eine einflußreiche, maß-
gebende Malerschule an diesem Ort, der durch seine Lage von der Natur in so
hohem Grade begünstigt ist, läßt sich angesichts der großen Anzahl der fast
nur hier zutage gekommenen Tonsärge und der oft hervorragenden künstlerischen
Ausführung ihrer Dekoration kaum abweisen.69 Ob der älteste auf diesen Denkmälern
auftretende Dekorationsstil, der sog. rhodisch-altmilesische, auch hier in diesem
Kunstkreis entstanden ist und sich entwickelt hat, ist eine andere Frage, die mit dem
vorhandenen Material nicht entschieden werden kann. Doch dürfte wenigstens nach
den bisherigen fundstatistischen Tatsachen kein anderer antiker Kulturplatz einen

63) Heuzey, Les figurines antiques de ierre cuite dti
Louvre PI. VII, 2; Gazette archeol. VI, 1880,
PI. 28, 2.
64) Annali dell’ Institute LV, 1883, 172 f. Vgl.
Salzmann, La necropole de Camiros PI. XL und
die Exemplare im Berlin. Antiquarium Nr. 1304
— 1306.
65) Roehl, Inscript, graecae antiquissimae Nr. 557.
66) Diese findet sich auch auf einem in Kamiros
gefundenen, im Louvre aufbewahrten Aryballos,
Longperier, Mus. Nap. III PL XLIX, Fig. 6 u. 6 A.
67) Vgl. Heuzey, Gazette archeol. VI, 1880, 145 ff.;
Pottier bei Dumont-Chaplain, Les ceramiques de
la Grece propre I 198, Anm. 1; Dümmler, Kl.
Schriften III 266.
68) Über das Alter und die Stilstufe des kunst¬
geschichtlich so wichtigen Berliner weißfigurigen
Sarges vgl. Zahn, Ath. Mitt. XXIII, 1898, 72 f.
Auf einer der Scherben von Teil Defenneh, Ant.

Denkmäler II Taf. 21, 3, erscheint derselbe Eber-
typus wie auf dem Kopfstück dieses Sarkophags,
und zwar ebenfalls weiß auf schwarzem Grunde.
— Durch die zwickelfüllenden Halbpalmetten
der fortlaufenden Wellenranke, welche die Deko-
ration des Kopfstückes an dem einen der Ton-
särge in Konstantinopel, ß, oben abschließt, ist
die Verwandtschaft dieses Exemplars sowie der
anderen vier Sarkophage, an deren Kopfstück
dies Ornament als Dekorationsstreif verwandt
wird (1. in Berlin, Ant. Denkmäler I 46, 2;
Winter Nr. 8; Joubin Nr. 12. 2. in Berlin,
Ant. Denkmäler II 27, 2; Winter Nr. 12; Joubin
Nr. 13. 3. im Louvre, Joubin Nr. 10. 4. in
Konstantinopel, Winter Nr. 5; Joubin Nr. 7)
mit den Vasen des spätmilesischen Stils nahe
gelegt, vgl. Riegl, Stilfragen 169; Boehlau
a. a. O. 83.
69) Vgl. Zahn a. a. O. 67 ff.
 
Annotationen