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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 4
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Weber, Georg: Wasserleitungen in kleinasiatischen Städten, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0213
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204

Weber, Wasserleitungen in kleinasiatischen Städten.

ich über einen antiken Wasserzug, der von den nahen Bergen kommt und die Stadt
(Thyateira) noch heutzutage mit Wasser versorgt.«
Bei der Größe dieser Anlage dürfte außer Zweifel stehen, daß sie antik
ist; fraglich bleibt nur, ob sie den Seleukiden oder den Römern zuzuschreiben ist.
Ramsay hat in der Revue des Etudes anciennes eine Inschrift aus Thyateira
veröffentlicht, die sich nach seiner Ansicht auf diese Wasserleitung bezieht. »Un
certain Μ. Antonius Galata fit don a la eite de quelque construction qui facilita l'appro-
visionnement de Γ eau.«. Allein die Inschrift sagt bloß: cur am agentibus ex testamento,
ohne genaueres zu erwähnen. Der Inschriftstein ist in das Pflaster eines Hofes ein-
gelassen, neben einem interessanten Kanal mit kleinem Wasserfall. Eine io cm
breite, profilierte Leiste umgibt die 11 Zeilen der Inschrift, und sie soll aus den
Bergen stammen, wo die Quellen liegen, eine Behauptung, auf die wenig zu geben
ist, wenn man die moderne Ansiedlung der Griechen in Thyateira in Betracht zieht4.
Jedenfalls gibt uns diese Inschrift keinen Aufschluß über die Erbauungszeit der
Leitung.
Ebensowenig dürfte eine zweite Inschrift Licht in die Sache bringen. Ein
gewisser Markos, Sohn des Menandros, wird, außer wegen vieler anderer Leistungen
auch als έργεπιστάτης παρατειχι'σματος ύδραγωγωυ έν τω Λύκφ ποταμω geehrt (BCH. XI
1887, 100 η. 23). Der Stein befindet sich in Meder, eine Stunde nordwestlich von
Ak-hissar, in dem Dorfbrunnen eingemauert. Dem Wortlaut nach möchte man an
einen Kanalbau denken, der das Wasser direkt aus dem Lykos in die Stadt brachte,
also mit unserer Leitung nicht in Verbindung zu bringen ist. In römischer Zeit ist
eine solche Anlage sehr denkbar; Gymnasien und Bäder verlangten mehr .Wasser,
als die ältere Leitung geben konnte.
PHILADELPHEIA.
Die ausgezeichnete Lage dieser Stadt »auf einem vorgeschobenen Stück
des Tmolusfußes, welches sich indes ganz wie eine besondere, aus des Cogamis’
Ebene aufsteigende Formation ausnimmt«, besitzt alle Bedingungen, die zu einer
Hochdruckleitung Anlaß geben. Die Stirnseiten des Plateaus sind zur Anlage der
Akropolis benutzt, und von da aus erstreckt sich die Stadt gegen Nordosten in die
Ebene. Der Höhenunterschied zwischen Akropolis und Unterstadt beträgt etwa
130 Meter, hingegen der zwischen der Akropolis und dem südlichen Plateau, das
sie mit dem Hochgebirge verbindet, nur 20 Meter. Sollte also Wasser in die Ober-
stadt gebracht werden, so konnte es nur durch Hochdruck geschehen. Direkte
Spuren einer solchen Leitung sind nicht vorhanden; das Plateau ist eine wohlbebaute
Gartenregion. Allein an der Südostecke der Akropolis, wo die Häuser der heutigen
Stadt hinaufreichen, fanden sich eine große Anzahl von starken, antiken Tonrohren
in den Mauern verbaut und als Rauchfänger dienend, in Form und Maßen mit den

4) Die Märchen, die die heutigen griechischen Ein-
wohner in bezug auf diese Wasserleitung erzählen,
sind aus der Luft gegriffen. Im 17. Jahrhundert

wohnten keine Griechen in Ak-hissar; sie sind
erst später aus der Morea und von den Inseln
hier eingewandert.
 
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