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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 23.1908

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Petersen, Eugen: Nachlese in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44283#0054
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E. Petersen, Nachlese in Athen.

denken, daß die geringfügige Steigung des Bodens zur Skene diese vor dem Ein-
dringen des Regenwassers schützen sollte! Rein erfunden ist das zweite Argument;
die schmalen Räume an beiden Seiten der Skene »seien erst dann zu verstehen«,
wenn sie ursprünglich als Paraskenien vor die Vorderwand der Skene vorsprangen.
Dreiteilung der Skene gibt es doch auch anderswo, z. B. in Assos, Magnesia, Sikyon.
In Eretria liegen an beiden Seiten auch noch nach vorn als Paraskenien vor-
springende Räume. Davon ist die epidaurische Anlage grundverschieden, indem
die vordere Skenenwand durchgeht bis an das Ende der Flügelbauten, die in
Eretria fehlen. »Die jetzigen Paraskenien (in Epidauros) treten so wenig vor und
sind auch so schmal, daß sie schon deshalb als Reduktionen älterer größerer
Paraskenien erscheinen.« Ganz richtig, nur lagen diese älteren größeren Paraskenien
nicht in Epidauros, wo der Bau, wie gesagt, aus einem Gusse ist, sondern in Athen.
Es sind selbstaufgeworfene Hindernisse, vor denen D. zuletzt stehen bleibt, um
dem gefälligen Leser die Wahl zwischen zwei gleich unannehmbaren Entscheidungen
aufzunötigen: weder ist das Steinproskenion in beiden Theatern eine spätere Zutat,
gemacht zuerst in Athen, nachgeahmt dann auch in Epidauros, noch ist es nach
Athen von Epidauros übertragen, wo es zwar ursprünglich, aber mit dem ganzen
Theater erst im 3. Jahrhundert entstanden wäre. Vielmehr ist das Proskenion in
Epidauros nur ein Beweis von vielen, daß das Proskenion des athenischen Theaters
ein wesentlicher und ursprünglicher Bestandteil der Lykurgischen Anlage ist, der
sehr bald darnach von Polyklet nachgeahmt worden ist. —
Ich füge zum Schluß zwei Bemerkungen über die Mauer zwischen Skene und
Stoa hinzu. Dörpfeld sagt S. 60 über die letztere: »sie hat nichts mit dem Skenen-
gebäude zu tun«. Das ist nicht so zu verstehen, als ob der Bau der Skene von
dem der Halle unabhängig sei. Vielmehr zeigt schon Taf. II, daß beide miteinander
gebaut sein müssen. Ihre Grundmauern binden sogar abwechselnd eine in die
andre ein, wie auch D. selbst Athen. Mitteil. 1888, S. IOO ausgesprochen hatte.
Man sieht es da, wo der Kanal hindurchgeht.
Sodann zu den Einschnitten für Pfosten, deren Erklärung D. S. 61 gibt. Diese
kann jedoch nicht bestehen, da von den fünf in der W.-Hälfte (ebenso wie in der
O.-Hälfte) gezeichneten die zwei letzten nie existiert haben.

Halensee b. Berlin.

E. Petersen.
 
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