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G. Kropatscheck, Mörserkeulen und Pila Muralia.
aber alle Hölzer deutlich dieselben charakteristischen Merkmale: eine Verdünnung
in der Mitte, die Verjüngung nach beiden Seiten hin und Spitzen an beiden Enden.
Ähnliche Hölzer sind bisher nur in Brunnen der Saalburg ge-
I funden. Auch von ihnen können wir dank dem Entgegenkommen
der Museumsverwaltung ein Beispiel hier zum erstenmal publizieren
(Abb. i). Nach einer freundlichen Mitteilung von Herrn Landbau-
inspektor Jacobi ist es im Brunnen 63 gefunden, der in der Nordwest-
ecke des Kastells liegt, nur einige Meter von der Prätorialmauer
entfernt. Es ist nicht quadratisch, sondern etwas oblong im Quer-
schnitt (90:60 mm); die Verdünnung in der Mitte ist 18 cm lang;
die ganze Länge des Holzes beträgt 1,70 m4).
Wozu haben nun diese merkwürdigen Hölzer gedient? Diese
Frage ist schon viel erörtert worden, ohne daß man bisher eine all-
gemein befriedigende Lösung gefunden hätte. Gegen die Deutung
als Zeltpflöcke oder eine Art spanischer Reiter sprach vor allem die
deutliche Rundung für den Handgriff. Auch als große Bogen wurden
sie angesprochen, unter Hinweis auf die ähnliche Form der Bogen
bei wilden Völkern 5), ohne daß man die Stärke des Holzes beachtet
hätte. Die Fundumstände sprachen am meisten für die Deutung als
Verteidigungswaffen, da die Hölzer alle im Graben unter den später
lnachgestürzten Palisadenteilen und anderem Holzwerk lagen. Auch
/ die Häufung der Hölzer mit derselben Centurienbezeichnung bei und
® o. vor einer Stelle, die als Turm zu deuten ist, sprach für diese Auf-
fassung. Auffällig blieb aber auch bei dieser Erklärung noch die
)-U Anspitzung beider Enden. Immerhin mußte jeder zugeben, daß sie,
1 vom Wall oder Turm gebraucht, tödliche Wirkung haben konnten.
In der Not ließen sich ferner diese Waffen leicht herstellen, da an
Holz kein Mangel war, und man konnte so auch am besten die
flüchtiger und roher, aber nach demselben Prinzip wie die anderen
gearbeiteten Hölzer als Notbehelf, in der Eile rasch hergestellt,
erklären.
Abb. 1. Von
der Saalburg.
4) Ein ähnlich geformtes Holz, aus Re-
magen, im Bonner Provinzialmuseum,
ist in den Bonner Jahrbüchern 107,
S, 209 abgebildet. Doch weicht es in
Einzelheiten wesentlich ab: es ist nicht
so spitz und hat abweichend von den
Oberadener Hölzern eine tiefe Einker-
bung an der dicksten Stelle. Man hat
es daher fälschlich früher für die Hälfte
eines unserer Oberadener Hölzer ge-
halten.
Im städtischen Museum von Nij-
megen sah ich kürzlich einen Gegen-
stand aus Eisen, der auffallend mit der
Form der Saalburghölzer übereinstimmt,
dessen Bedeutung mir aber unklar ist
(Inv. E. VI, 2). Er ist nur 14 cm lang,
an beiden Seiten spitz und hat eine
3 cm lange Verdünnung mit oblongem
Querschnitt in der Mitte. Während die
eine Seite wie bei den Oberadener und
Saalburghölzern vierkantig ist, ist die
andere dreikantig. Vielleicht darf man
an eine Votivgabe denken, eine Nach-
bildung der größeren Form.
5) Vgl. Jähns, Alte Trutzwaffen Taf. 34, 4.
G. Kropatscheck, Mörserkeulen und Pila Muralia.
aber alle Hölzer deutlich dieselben charakteristischen Merkmale: eine Verdünnung
in der Mitte, die Verjüngung nach beiden Seiten hin und Spitzen an beiden Enden.
Ähnliche Hölzer sind bisher nur in Brunnen der Saalburg ge-
I funden. Auch von ihnen können wir dank dem Entgegenkommen
der Museumsverwaltung ein Beispiel hier zum erstenmal publizieren
(Abb. i). Nach einer freundlichen Mitteilung von Herrn Landbau-
inspektor Jacobi ist es im Brunnen 63 gefunden, der in der Nordwest-
ecke des Kastells liegt, nur einige Meter von der Prätorialmauer
entfernt. Es ist nicht quadratisch, sondern etwas oblong im Quer-
schnitt (90:60 mm); die Verdünnung in der Mitte ist 18 cm lang;
die ganze Länge des Holzes beträgt 1,70 m4).
Wozu haben nun diese merkwürdigen Hölzer gedient? Diese
Frage ist schon viel erörtert worden, ohne daß man bisher eine all-
gemein befriedigende Lösung gefunden hätte. Gegen die Deutung
als Zeltpflöcke oder eine Art spanischer Reiter sprach vor allem die
deutliche Rundung für den Handgriff. Auch als große Bogen wurden
sie angesprochen, unter Hinweis auf die ähnliche Form der Bogen
bei wilden Völkern 5), ohne daß man die Stärke des Holzes beachtet
hätte. Die Fundumstände sprachen am meisten für die Deutung als
Verteidigungswaffen, da die Hölzer alle im Graben unter den später
lnachgestürzten Palisadenteilen und anderem Holzwerk lagen. Auch
/ die Häufung der Hölzer mit derselben Centurienbezeichnung bei und
® o. vor einer Stelle, die als Turm zu deuten ist, sprach für diese Auf-
fassung. Auffällig blieb aber auch bei dieser Erklärung noch die
)-U Anspitzung beider Enden. Immerhin mußte jeder zugeben, daß sie,
1 vom Wall oder Turm gebraucht, tödliche Wirkung haben konnten.
In der Not ließen sich ferner diese Waffen leicht herstellen, da an
Holz kein Mangel war, und man konnte so auch am besten die
flüchtiger und roher, aber nach demselben Prinzip wie die anderen
gearbeiteten Hölzer als Notbehelf, in der Eile rasch hergestellt,
erklären.
Abb. 1. Von
der Saalburg.
4) Ein ähnlich geformtes Holz, aus Re-
magen, im Bonner Provinzialmuseum,
ist in den Bonner Jahrbüchern 107,
S, 209 abgebildet. Doch weicht es in
Einzelheiten wesentlich ab: es ist nicht
so spitz und hat abweichend von den
Oberadener Hölzern eine tiefe Einker-
bung an der dicksten Stelle. Man hat
es daher fälschlich früher für die Hälfte
eines unserer Oberadener Hölzer ge-
halten.
Im städtischen Museum von Nij-
megen sah ich kürzlich einen Gegen-
stand aus Eisen, der auffallend mit der
Form der Saalburghölzer übereinstimmt,
dessen Bedeutung mir aber unklar ist
(Inv. E. VI, 2). Er ist nur 14 cm lang,
an beiden Seiten spitz und hat eine
3 cm lange Verdünnung mit oblongem
Querschnitt in der Mitte. Während die
eine Seite wie bei den Oberadener und
Saalburghölzern vierkantig ist, ist die
andere dreikantig. Vielleicht darf man
an eine Votivgabe denken, eine Nach-
bildung der größeren Form.
5) Vgl. Jähns, Alte Trutzwaffen Taf. 34, 4.