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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 23.1908

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Petersen, Eugen: Nachlese in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44283#0050
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E. Petersen, Nachlese in Athen.

halbes Klammerbett, rechts in der Richtung der Front, links am Gehrungs-
schnitt in der Richtung der Seite. Bei den Klammerbetten ist links an der Ecke
jZ, rechts eingeschnitten (die Buchstaben stehen für den von vorn Sehenden über-
kopf). Also eine doppelte Zählung, wie III 3 und III 4. Da die Summe sämtlicher
Epistylblöcke, selbst nach der säulenreichsten Rekonstruktion, nicht viel größer ist
als diejenige der Zeichen des Alphabets, kann dieses unmöglich schon zwreimal
ganz durchgezählt sein, so daß man bereits zum drittenmal bei r—A angelangt
wäre. Was kann man also anders denken, als daß jeder der drei gesäulten Bau-
körper besonders gezählt sei, folglich, da die Zählung von links nach rechts,
d. h. von Ost nach West geht, A das O.-Paraskenion, B das Proskenion, r das
W.-Paraskenion? Damit steht ja im besten Einklang, daß, wie sich vorher S. 38
zu ergeben schien, die Säulen der Paraskenien mit denen des Proskenion nicht
in continuo standen, durch kommunizierende Säulen verbunden, sondern getrennt
je durch zweifache Parastas. Beide Ermittlungen stützen sich gegenseitig. Auch
wenn das Triglyphon, wie sich ergeben wird, durchging, empfahl sich die
besondere Zählung der Epistyle der drei Teile schon wegen der verschiedenen
Achsweiten. So verstanden, bestätigt die Bezifferung jenes Eckblocks aufs schönste,
daß das Proskenion zur Lykurgischen Anlage gehört, nicht allein dadurch, daß
es als B mitgezählt wird, sondern — damit es nicht etwa auf D.s Säulenstellung an
der Skenenwand bezogen werde ■— vor allem dadurch, daß vom Proskenion bis
zur Ecke des Paraskenion nur zwei Säulenweiten, zwei Epistylbalken FÄ—B und |"b—r
lagen. Dagegen hat D.s Paraskenion von der Innen- bis zur Außenecke nicht
weniger als vier, der hellenistische Umbau nur ein Interkolumnium. Das Pro-
skenion sondert sich von den Paraskenien auch dadurch ab, daß das Gebälkstück
des II. Systems hinten weder für Balken- noch für Bohlenlager Einschnitte hat;
und daß ein schwach (1 cm) erhobenes Band11) nicht, wie an den Balken I, in halber
Höhe, sondern ganz oben durchläuft. Liegt es bei jenen unter den Balken-
einschnitten, als ob es die Balken trüge, so markiert es bei den Proskenion-
epistylen das Tragen der Bohlen. Denn bei dem geringen Abstand von 1,28 m
genügten hier direkt vom Säulengebälk zur Wand gelegte Bohlen, die dort bis
zum Geison, hier —■ wir wissen nicht, wie weit — bis zur eigentlichen scaenae
frons reichten. Der Fußboden des Logeion lag also um 10 cm höher als über
den Paraskenien. Wenn man danach nun einen Blick auf D.s Grundrisse Taf. I,
III, IV wirft, so wird man wohl erkennen, daß auch die Lage des Proskenion in
einer Flucht mit den Mauern, die hinter den Paraskenien das Skenengebäude an den
Paradoi begrenzen, für seine ursprüngliche Zugehörigkeit zum Lykurgischen Bauplatz
Zeugnis ablegt. Innerhalb der Paraskenien ist die Mauerflucht jetzt allerdings
unterbrochen. Doch sieht die Lücke auf Taf. III, und mehr noch auf Taf. II, aus,
als wäre sie nicht ursprünglich, sondern durch Herausnahme der Steine bis ins

”) Bei dem zweiten Epistylblock mit der halben
Triglyphe, 0,144 m breit, habe ich die Hinter-

seite vermutlich nicht gesehen, über das Band
an der Hinterseite nichts notiert.
 
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