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P. Wolters, Bemalte Grabstele aus Athen.

weniger nachgedunkelt ist, so müssen wir schließen, daß der Inschriftstreifen ganz
ungefärbt war, das schmale Bändchen über ihm und das Bildfeld unter ihm aber
leicht getönt. Und da man eine wirkliche Färbung des hellen Bildfeldes schwerlich
annehmen wird, so bietet sich die Vermutung, daß diese.hellen Teile durch yayaich?
getönt und zur übrigen Bemalung besonders gestimmt waren; für die technische
Seite dieser Verwendung dünner Überzüge von punischem Wachs brauche ich nur
auf E. Bergers eingehende Darlegungen zu verweisen (Die Maltechnik des Altertums,
1904, 98; 239). Unter dem Bildfelde haben wir dann einen Mäander, ehemals hell
auf buntem Grunde; die Muster der viereckigen Füllungen sind nicht mehr zu sehen.
Farbig war auch der unterste Teil des Gefäßes, nur mit hellen, aufsprießenden Blättern
verziert, während sich am Fuß aufsteigendes und fallendes Blattornament in
schwachen Spuren erkennen läßt 3).
Rechts und links am Boden neben der Lutrophoros stehen zwei Alabastra der
gewöhnlichen Form; sie heben sich hell vom dunkleren Marmorgrund ab, waren also
ehemals bemalt, jedoch mit einer weniger dicken, weniger schützenden Farbe wie
die daneben am Boden liegenden Rollen, die jetzt ganz weiß erscheinen. In die pastose
Farbe hinein, die sie einst bedeckte, war Innenzeichnung eingeritzt, die bis in die
Marmorfläche gedrungen und darum erhalten ist. So sehen wir an den beiden nach
außen hin gewendeten Seiten der Rollen eine Andeutung ihrer verschiedenen, über-
einander gewickelten Lagen, weiter nach innen hin, also in der Mitte der Rollen
gedacht, ein umschnürendes Band. Ein gleiches Rollenpaar ist im freien Feld
neben dem Hals der Lutrophoros aufgehängt, und zwar zeigt die eine noch reichliche
rote Färbung, während die andere jetzt ganz weiß erscheint, ehemals also sicher bunt
bemalt war; bei beiden ist ähnlich wie bei den unteren Rollen durch eingeritzte
Linien sowohl die Art der Aufwicklung als ein in der Mitte umgeschlungenes Band
angedeutet.
Über die verloren gegangene pastose Farbe der drei jetzt so ganz weiß erscheinen-
den Rollen habe ich nur eine Beobachtung machen können. An der links unten
liegenden Rolle und zwar in dem nach oben gekehrten, spitzen Teil, an der Ritzlinie
rechts lassen sich mit der Lupe noch zwei kleine, aber ganz zweifellose Reste intensiv
blauer Farbe wahrnehmen. Diese Farbe glaube ich darnach nicht nur für die drei
Rollen, sondern auch für die Teile im Akroterion mit Sicherheit voraussetzen zu
dürfen, die jetzt die gleiche, ganz weiße und nur wegen der Qualität des Marmors
leicht bläulich schimmernde Färbung zeigen.
Alabastra sind in ähnlicher symmetrischer Aufstellung, wie wir sie unten auf
unserer Stele sehen, neben der Lekythos oder Lutrophoros der Grabmäler nicht selten4),
die Rollen dagegen scheinen neu und finden nur für die Art und Weise, wie sie im
Felde angebracht und an der Stele aufgehängt gedacht sind, Analogien wie Conze II
Taf. 216 (Alabastra und Tänie), III Taf. 277 (Köcher), 279 (Stlengis). Etwas Be-

3) Zu diesen Motiven vgl. Conze II Taf. 129, 146, auf Lekythen gesetzt); III laf. 282; 290. Auch
200, 234; III Taf. 283, 359, 363. kleine Lekythen erscheinen so verwendet: Conze II
4) Vgl. Conze II Taf. 230, 1139; 1119 (Alabastra Taf. 144, 216; III Taf. 282; 289, 1406.
 
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