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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 3.1830

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Burgsdorf, Carl Friedrich Wilhelm von: Einige Nachrichten von den gebohrten und überlaufenden Brunnen bei dem Königlichen Gestüte zu Trakehnen in Litthauen
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https://doi.org/10.11588/diglit.19264#0114

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106 4. V. Burgsdorff \ Nachrichten v. d. gebohrt. Brunnen zu Trakehnen in Litthauen,

von welchem wohl angenommen werden kann, dafs es in seinem ganzen
Schoofse den Quell berge, der das vorbeschriebene Resultat gegeben, und
dafs der Druck, der das Steigen des angebohrten Wassers erzeugt, in den
nächsten Anhöhen der 2\ Meilen entfernten, ziemlich hohen Berge in Poh-
len liege. Von dieser Voraussetzung ausgehend, wählte ich an verschie-
denen Puncten gerade immer die Orte zu neuen Brunnen, welche für das
Bediirfnifs die bequemsten waren. Auch wurde eigentlich weniger gegra-
ben und mehr gebohrt, als es sonst hier zu geschehen pflegt; worin man
eine fernere Ähnlichkeit mit den Artesischen Brunnen finden kann.

Bei diesen neuen übcrlaufefcden Brunnen ergab sich Folgendes. Von
der Oberfläche bis auf 8 Fufs tief fand man nur angeschwemmten Boden,
aus Sand, Lehm und reichlichem Humus bestehend. Dieser Boden liefs
leicht das Wasser durchdringen, je nachdem die Witterung feucht oder trok-
ken war, und hatte deshalb mehr oder weniger kleine Wasser-Adern, die
selbst manchmal das Graben erschwerten, jedoch keine Ausbeute für einen
Brunnen gaben. Tiefer als 8Fuls zeigte sich sogenannte gewachsene Erde,
aus einer festen, sich ganz gleich bleibenden Lehmmasse bestehend. In
diese hinein grub man nun noch 22 bis 30 Fufs, schürzte bis auf diese
Tiefe den Brunnen aus und begann alsdann das senkrechte Bohren mit dem
hier gewöhnlichen Brunnen-Erdbohrer, von 3 Zoll in Durchmesser. Bis
auf fernere 40 Fufs, also zusammen bis auf 80 Fufs tief, blieb sich die
Lehm-Erde gleich; dann edier brachte der Bohrer Schluff, häufig mit
kleinen Kieseln gemengt, zu Tage. Bald darauf aber wollte derselbe gleich-
sam versinken; es sprudelte in der Bohr-Öflhung ein Quell mächtig empor,
so dafs an das Einsenken einer blechernen Röhre, wie bei den Artesischen
Brunnen geschehen soll, nicht mehr zu denken war, vielmehr die Arbei-
ter eilen mufsten, den Bohrer herauszuheben und sich selbst in die Höhe
zu begeben. Ein auf diese Weise, in meinem Beisein, Abends um 8 Uhr
hervor gesprudelter Quell hatte den oberhalb ausgeschürzten Raum von
30 Fufs tief und 6 Fufs im Geviert bereits bei Tages-Anbruch gefüllt,
und sich einen Lauf über den Hof gebildet. Es wurde nun wie oben
beschrieben weiter verfahren, und bis jetzt haben diese Brunnen, ohne
Blechröhren, an Wasser -Reiehthum nicht abgenommen.

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