DOI Heft:
1. Heft
DOI Artikel:Riemann: Die Kirche zu Kraschen, nebst einigen Betrachtungen über den Styl des Mittelalters in der Bauart der Kirchen
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.42035#0097
Ö, lii t man, die Kirche zu Kreischen.
89
ö.
Die Kirche zu Kraschen, nebst einigen Betrachtungen
über den Styl des Mittelalters in der Bauart
der Kirchen.
(Von dem König!. Bau-Inspeclor Herrn Piiemann zu Wolilau in Schlesien.)
13ie im vierzehnten Jahrhundert, aus gebrannten Ziegeln ohne Abputz, er-
baute katholische Kirche zu Krasehen, 1| Meile von der Kreisstadt Guh-
rau, zeichnet sich durch eine dem Auge sehr gefällige Form aus *). Die mit
schlanken Pfeilern gezierten Giebel des hohen Kirchdaches, die sich durch
länger als vier Jahrhunderte unversehrt erhalten haben, vermehren das
schöne alterthümliche Aussehen dieser, wegen ihrer hohen Lage, in der
Gebend weit umher sichtbaren Kirche. Zwei aus freier Hand gezeichnete
äufsere Ansichten derselben (Taf. VI. Fig. 1. u. 2.), und eine Zeichnung ihres
Dachstuhls, werden zu einer kurzen Beschreibung derselben behiiiflich sein.
So pruuklos und einfach diese Kirche, mit ihrem llOFufs hohen
und 18 Fufs breiten Kirchthurm dasteht: so findet doch die Form der-
selben vielen Beifall. Die 2 Fufs starken rippenartigen Giebelpfeiler sind
von gewöhnlichen Ziegeln, kleiner Form, sechseckig gemauert, und oben
spitz abgedacht; eben so sind die gothischen Verzierungen der Thurm-Fen-
ster von solchen Ziegeln ausgesetzt, und nirgend erblickt man künstliche,
der Baukunst des Mittelalters eigene, Zierrathen von Sandstein, oder aus
Thon geformt **). Das hohe, alles Verhültnifs übersteigende Dach, mit
*) In jener Gegend befinden sich sieben ziemlich ähnlich gebaute katholische
Kirchen in geringer Entfernung von einander, nemlich zu Gr o f s -T s c hi r n a u,
Gl einig, Kra sehen, Rahsen, Kantel u. s. w. , von denen die Sage spricht:
dafs Johann, Herzog zu Glogau und Sag an, der im Jahre 1488 sieben Raths-
berreo von G log an im Schlofsthurm verhungern liefs, solche zur Bufse habe müssen
erbauen lassen. Dies hat aber für die Kirche in Kraschen, welche, nach einein
■vorhandenen Document, schon im Jahre 1376 gestanden hat, seine Richtigkeit nicht,
auch bekundet ihre bauliche Construction eine viel frühere Entstehung.
Ich erlaube mir hier, die Worte Friedrich Schlegels über die Bedeu-
tung der gothischen Baukunst zu wiederholen :
Osllo’s «I. B.-wiVtmst Bd. 7. flft. 1,
[ 12 ]
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Die Kirche zu Kraschen, nebst einigen Betrachtungen
über den Styl des Mittelalters in der Bauart
der Kirchen.
(Von dem König!. Bau-Inspeclor Herrn Piiemann zu Wolilau in Schlesien.)
13ie im vierzehnten Jahrhundert, aus gebrannten Ziegeln ohne Abputz, er-
baute katholische Kirche zu Krasehen, 1| Meile von der Kreisstadt Guh-
rau, zeichnet sich durch eine dem Auge sehr gefällige Form aus *). Die mit
schlanken Pfeilern gezierten Giebel des hohen Kirchdaches, die sich durch
länger als vier Jahrhunderte unversehrt erhalten haben, vermehren das
schöne alterthümliche Aussehen dieser, wegen ihrer hohen Lage, in der
Gebend weit umher sichtbaren Kirche. Zwei aus freier Hand gezeichnete
äufsere Ansichten derselben (Taf. VI. Fig. 1. u. 2.), und eine Zeichnung ihres
Dachstuhls, werden zu einer kurzen Beschreibung derselben behiiiflich sein.
So pruuklos und einfach diese Kirche, mit ihrem llOFufs hohen
und 18 Fufs breiten Kirchthurm dasteht: so findet doch die Form der-
selben vielen Beifall. Die 2 Fufs starken rippenartigen Giebelpfeiler sind
von gewöhnlichen Ziegeln, kleiner Form, sechseckig gemauert, und oben
spitz abgedacht; eben so sind die gothischen Verzierungen der Thurm-Fen-
ster von solchen Ziegeln ausgesetzt, und nirgend erblickt man künstliche,
der Baukunst des Mittelalters eigene, Zierrathen von Sandstein, oder aus
Thon geformt **). Das hohe, alles Verhültnifs übersteigende Dach, mit
*) In jener Gegend befinden sich sieben ziemlich ähnlich gebaute katholische
Kirchen in geringer Entfernung von einander, nemlich zu Gr o f s -T s c hi r n a u,
Gl einig, Kra sehen, Rahsen, Kantel u. s. w. , von denen die Sage spricht:
dafs Johann, Herzog zu Glogau und Sag an, der im Jahre 1488 sieben Raths-
berreo von G log an im Schlofsthurm verhungern liefs, solche zur Bufse habe müssen
erbauen lassen. Dies hat aber für die Kirche in Kraschen, welche, nach einein
■vorhandenen Document, schon im Jahre 1376 gestanden hat, seine Richtigkeit nicht,
auch bekundet ihre bauliche Construction eine viel frühere Entstehung.
Ich erlaube mir hier, die Worte Friedrich Schlegels über die Bedeu-
tung der gothischen Baukunst zu wiederholen :
Osllo’s «I. B.-wiVtmst Bd. 7. flft. 1,
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