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EMMERICH.

besonders als Gründer vieler Kirchen gepriesen, unter denen die Marlinskirche zu Emmerich
besonders diese Eine in Anspruch nimmt,5 und auch nach ihren Traditionen und Denk-
mälern, nach der ihr zustehenden Gerichtsbarkeit, nach dem unbestrittenen Uebergewichte,
welches sie über die dortige Pfarrkirche und das unter ihrer Erlaubniss gestiftete Kreuzbrüder-
kloster besass, beanspruchen kann.6 Im 9ten Jahrhundert ist Emmerich als Ort erwähnt.7
Im lOten Jahrhundert gehörte ein Theil von Emmerich zum Vitusstifl in Ellenberg;" durch
seine Zugehörigkeit zum Bisthnm Utrecht kam es an Geldern, indem das Capilel zu Em-
merich sich bei Zunahme des Ortes nicht mehr zur Wahrnehmung der oberen Gerichtsbarkeit
im Stande sah und diese desshalb seinem Vogt, dem Grafen von Geldern, zuwies, welcher
in Folsre dessen Emmerich zur Stadt erhob und ihr Verfassung und Vorrechte nach dem
Vorbilde von Zütphen ertheilte (1233). Ein Jahrhunderl später verpfändete Geldern die
Stadt an Cleve, und 1402 ist sie ganz an letzteres abgetreten.9 Die Rechte des Cnpitels
waren von diesem politischen Wechsel unabhängig und gross •10 denn bei der Wahl des
Decans gab die Bestätigung nicht der vorgesetzte Bischof, sondern direct der Papst.11 Wenn
auch die Bürger zeitweise gegen ihre Obrigkeit im Aufstande waren, so hielt Emmerich
doch fest an den Lehren der Mutterkirche, während die Reformation sich ringsum Bahn
brach. Von hier aus erhob die Wissenschaft ihre Stimme gegen sie mit der Macht reiner
Ueberzeusrung in tiefer Gelehrsamkeit.12

Der Martinskirche, zu der sich die Pfarrkirche S. Aldegund in ihrer jetzigen Gestalt
im 15ten Jahrhundert gesellte, drohte mannigfach Verderben durch Feuer und Wasser.13
Der alte romanische Bau, von welchem die Grypta noch vorhanden ist, wurde sammt den
beiden Thürmen 1227 von den Rheinfluthen verschlungen, als die Bürger, im Streit mit
dem Capilel, dessen Immunität durchgruben und der Strom in diesen Graben stürzte.14
1440 brannte ein Theil der Kirche ab. Um diese Zeit begann die Stiftsschule jene hohe
Bedeutung zu gewinnen, die sie ein Jahrhunderl behauptete; sie zählte au 2000 Schüler,
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5. Wassenberg Embrica p. 54. C3. Ueber das Aller der Martinskireben überhaupt s. Einleitung.

G. 1131 wird von der Kirehe als einer früher bestellenden geredet (Lac.!. 311). 1178 dotirt sie die
Pfarrkirche (Lact. 465), und 1473 erscheint sie ebenfalls der Pfarrkirche wie dem Kreuzherrn-
kloster übergeordnet (Lac. IV. 40 1). Das Capilel soll im Sten Jahrhundert gegründet sein. Tesehem.
p. 201 sq. Schaten: Hist. VVestph. VI. p. 272.

7. Lambert. Dosel de Embrica rettete 804 einen Knaben aus dem Wasser etc. Surius Mart. 1, p. 20 sq.

und Baron, ann. 804, III. sq. tom. XIII., p. 393 sq.

8. Lacomblel I. 110. 127.

9. Lacomblet II. 190. 191. Dederich 78. Wassenb. 89.

10. Das Capilel soll im Sten Jahrhundert unter Reinhold, drittem Grafen von Teisterl und Cleve, vom h. Le-
buimis, welcher vom Bischof von Utrecht, Gregor, als Missionar ausgesandl wurde, nebst dem
von Deventer und Zütphen gegründet worden sein. Dederich: Reeser Volksblatt Nr. 90. Tesehem.:
Ann. von Dilhmar p. 201. Schaten: Uist. Weslph. 1773. Dir. 232.

1 l. Wassenberg 63.

12. Ileincl, p. 377. Bredenbach: De dissidiis. Göln 1537.
1 3. Lacomblet II. 227.
14. Wassenberg 64.
 
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