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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 1.1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.8036#0085
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-v 85

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XHII. Iabrgang. München, dsn (5. November (894-

Nr. H.

unstgewerHliAe

Vciülatt zur

ZeitMisl dkß SgPk. Künstgklvcrkk^erms.

LettündigüMvlatt de§ Rervandes deütsDek Kunstgewcrve-Zereine.

Lczug dce „Zcirschl ifc" fammr dcv „'Ruuftgewevblichcn Rundfchall": Durch den
Buchbandel, die f)ost oder die Geschafksstelle M. Schorß verlag, München, Röniginstr. 55,

Mk. s6 p. a.: die Mitglieder des Bayer. Aunstgewerbe-Vereins (Iabresbeitrag Mk.)

wenn dieselben spätestens vierzcdn Dagc nach 'Lrfcheillen Der folgcnden ^ummcr
auf dem vereinssekretariat angemeldet werden.

HcrauSgeber: Bayer. Runstgewerbe-Verein, (j)fandbausstraße 7). — Rcdakrion:
f)rof. L. Gmelin, (Luisenstraße (8). — Dl'uck. Knorr tzirth; sämmtliche in München.
Verlag: M. Schorß, München, Röniginstraße 55.

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Nmkriülnisgks ÜM WmtjM MunstgkivkrSk.

t n dcm kürzlich zum Al'schlus; gclaiigtcn Iahrgange des „Auiist-
gewerbeblattes" hat vr, Mlh. Bode, Direktor der Berliner
fGemäldcgalcrien, cinen Anfsat; übcr Architektur und Aiinst-
handwcrk in Amcrika gcbracht, dcr, so ziitresfcnd derselbe
tbcilweise anch ist, dennoch in mancher lsinsicht znm lvidcrspruch hcraus-
sordert, namcntlich dcschalb, wcil dcr verfasser es nicht hat untcrlasscn
könncn dabci, scheele Scitcublickc auf das deutsche Aiinstgewerbe zu
werfen,

lvas Bode über das moderne, amcrikanische ksaus im All-
gemeinen sagt, namentlich in Bezug auf dessen Lntwickelung aus den
cigenartigen Gewohnheitcn und Bcdürfnisscn des Amerikancrs, trifft
vollkommen zu; auch seine Bcurthcilung dcr amerikanischen Architektur,
die wir s, Z. (in den Ausstellungs-Berichton der kgofte 3. und -^,)
nicht nähcr in dic Betrachtung gczogcn habcn, stimint im Ganzen mit

dcn Beobachtungcn Andrer bis auf den S-chlußsatz: „was-die

neue amcrikanische Architektnr auszeichuet, ist die Mäßiguug in orna-
mentalcn Details wic die feine Durchbildiing derselben; jede Ucber-
treibung, jedes Zuviel ist dem Amcrikaner in der Aunst ganz besonders
verhaßt". Thatsache ist, daß-inan dort mit ornamcntalen Details an
den Steinfacadcn sparsam umgeht; doch hat dieß unsres Lrachtens
seincn Grund wcnigcr in der künstlcrischcn Mäßigung als viclmehr
in dcn — hohcn Arbeitspreisen für derartige Arboiten. Dcnn wo
der Preis keine Rolle mehr spiolt, wie z. B. an den auf maschinellem
weg leicht herzustcllcnden lfolz-Gittcrchen, gcprcßten Vrnamcntcn rc.,
da ist fehr ost von cinem künstlcrischen Akaßhaltcn nicht mohr die Rcde;
und hinsichtlich der „feinen Durchbildung" der dekorativen Fagaden-
details sind beijpiclswcise die figürlichen Sachen in den Fricsen dcs in
französischcr Früh-Renaissance gehaltcncn vanderbilt-kfauses, wo doch
gewiß an Geld nicht gespart worden ist, recht mangelhaft.

kvas die Ausfiihriingen Bode's über das amerikanische Aunst-
gcwerbe bctrifft, so befindct sich unter denselben neben der vollcn An-
erkennung der amerikanischcn Lrzeugnisse zwar auch mancher zutreffende
Vergleich mit unseren deutfchen Arbeiten; aber im Ganzen gewinnt
man den Eindruck, als habe der Verfasser seinen Bericht weniger für
deutsche Leser geschrieben, als für jene amerikanischen Aünstler rc.,
durch welche er „die bcdeutendston und eigenartigstcn Leistungen abseits
der Ausstellung" kennen lernte und denen er es verdankt, daß er „in
den Geist dcr modernen amerikanischcn Annst, in den Zusammenhang

ihrer einzelnen Iweige und ihrer kurzen Lntwickelung besser ein-
geweiht worden, als ein längerer führerloser Aufenthalt ermöglicht
haben würde". Seinem Bericht wäre es aber wohl zu statten gc-
kommen, wenn er neben den fast uneingeschränkten Lobsprüchen gegen-
übcr dcn amerikanischen Arbeiten für die hcimischen Lcistungcn noch
einiges Mohlwollen erübrigt hättc.

a b c

Amorikanische Schaukelstiihle;

besondcrs charakteristisch fiir den Dnrchschnitts-Gcschmack der Aincrikancr.

Doll 8 65. polstersitz Ooll^ (^-.25.

Ls ist gewiß richtig, daß unter Andcrm auch Billigcs und Schlechtcs
aus Deutschland nach Amcrika importirt rvird; denn man darf nicht
vergessen, daß es sich hier viel mehr nm eine wirthschaftliche als um
eine künstlerische Frage handelt. Aber es ist doch nicht gerecht, dcß-
halb dem deutschen Aunstgewerbe neben dem amcrikanischen schlechte
nnd immer wicder schlcchte Rotcn zu gcben. Man darf doch nicht
gute amerikanischc und schlechte dentschc Arbeit mit cinander ver-
glcichen. Bder sollen in Amerika etwa nur gute Arbeitcn gemacht
werden? Dem Schroiber dieses ist es im waldorf-thotel zu New-Hork
passiert, daß bcim Beffnen einer Schublade die Schloßschrauben sammt
dem Schloß in dic Lade hineinficlen, ohnc daß es ihm deßhalb in
den Sinn gckommen wäre, darum amerikanische Arbeit als schlecht zn

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^8^^. Runstgewerbliche Rundschau Nr.
 
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