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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 22.1872

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Schreibmaier, Josef: Mittheilungen über Goldschnitte an Büchern
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Nachtrag zu dem im vorigen Hefte enthaltenen Jahresberichte
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Beschreibung der Kunstbeilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9047#0021

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zur vollendetsten Ciselirung ausbildete, die mit denselben In-
strumenten (Punzen), wie sie der Gürtler zur getriebenen Arbeit
verwendet, hergestellt wurde. Waren diese Vcrschönerungsversuche
in der Regel auch nicht immer geschmackvoll ausgefallen, so ist es
doch beachtenswerth, daß sich bei der großen Einfachheit des Gegen-
standes ein fortwährendes Streben nach künstlerischer Fortbildung
kundgab, und alles Vorausgegangene mag darauf geführt haben,
die letzten Verschönerungen, welche in unseren Tagen erreicht wur-
den, zu ersinnen. Der Gegenwart blieb es eben Vorbehalten, aus
all' diesen Vorgängen das Bessere zu schöpfen, indem man nun
begann, den Goldschnitt mit künstlerischer Malerei auf seiner wirk-
lichen Fläche zu zieren. Zählte doch stets Malerei auf Goldgrund
zu dem reichsten und schönsten Schmucke, wie könnte der Buchbinder
vergessen, sein feinstes Gebilde in künstlerischer Anordnung so aus-
zustatten. Es können freilich nicht Massen solcher Bücher aus-
gesührt werden. Aufgabe des Kunstgewerbes ist es aber, nach dem
Schönsten und Edelsten zu streben, und unser mitgetheiltes Blatt
mag zeigen, bis zu welcher Vollendung sich diese Kunst empor-
geschwnngen hat.

Daß die Fertigung solcher Bücherschnitte natürlich die größte
Kunstfertigkeit erfordert, werden wir nicht zu erwähnen brauchen;
um aber einen Begriff von dem entsprechenden Verfahren zu geben,
bemerken wir noch Folgendes.

Der Schnitt des Buches wird in Gold hergestellt wie gewöhn-
lich, hierauf muß nach dem vorhandenen Raum von kunstfertiger
Hand eine passende Composition entworfen und auf den Schnitt
nach feinen äußeren Formen übertragen werden: es ist dann wie-
der Sache des Buchbinders, die an Stelle der Malerei nothwendige
Abnahme des Goldes zu bewerkstelligen. Nur gewandten Zeichnern,
welche mit den besten Instrumenten und mit einer sicheren Hand
versehen sind, wird dieß gelingen; alsdann beginnt der Künstler
den Schnitt zu malen. Selbstverständlich sind die Farben mit
Bindemitteln zu mengen, welche, ohne Glanz zu geben, Haltbarkeit
besitzen und jedes Abstreifen oder Verwischen unmöglich machen.
Aeußerft geschmackvoll erscheinen dann noch jene Schnitte; von
welchen das Gold selbst in Verzierungen abgehoben ist, wo also
hauptsächlich nur Weiß und Gold erscheint und Malerei dazwischen
an passenden Stellen angebracht wird; letztere Verzierungsweise
darf man wohl zu den schönsten zählen; leider lassen sich solche
durch Farbendruck nicht gut geben. Wir glauben somit diesen
Gegenstand möglichst vollständig unseren verehrlichen Lesern er-
örtert zu haben und ersuchen dieselben zur Fortbildung dieser Kunst
durch eigene Thätigkeit oder Förderung derselben das Möglichste
beizutragen.

Nachtrag

;u dem im vorigen Hefte enthaltenen Jahresbericht.

Die bei der Generalversammlung am 16. März 1872 vor-
genommene Ergänzungswahl ergab für den Stand des Verwaltungs-
organes des Vereins Pro 1872 folgendes Resultat:

a. Künstler aus der Wahl pro 1871:

1. E. Lange, k. Professor.

2. Gg. Schmid, Bildhauer.

3. F. Rothbart, k. Conservator.

4. I. v. Schmädel, Architekt.

5. F. Barth, Historienmaler.

Künstler aus der Wahl pro 1872:

1. K. Knoll, k. Professor.

2. P. Martin, Historienmaler.

3. A. Voit, Baubeamte.

4. H. Oehlmann, Bildhauer.

5. K. Hoff, Maler.

Kunst- und Gewerksfreunde pro 1871:

1. Frhr. v. Tautphöus, k. Kämmerer.

2. vr. Meßmer, k. Universitäts-Professor.

Kunst- und Gewerksfreunde pro 1872:

1. L. Faustner, k. Glasmalerei-Vorstand.

2. vr. C. Maier, k. Legationsrath.

d. Gewerksleute aus der Wahl pro 1871:

1. A. Pössenbacher, Hofschreinermeister.

2. A. Hergl, Spenglermeister.

3. I. Lallinger, Steinmetzmeister.

4. L. Schreibmayr, Portefeuillefabrikant.

5. B. Wirbser, Schreinermeister.

Gewerksleute aus der Wahl pro 1872:

1. I. Stroblberger, Hofwaffenfabrikant.

2. C. Thomaß, Juwelier.

3. A. Hausinger, Juwelier.

4. Christ. Hörner, Broncewaarenfabrikant.

5. F. Seebacher, Dekorationsmaler.

In der auf die Generalversammlung nächstfolgenden Ausschuß-
sitzung vom 22. März wurde die Neuwahl des Vereinsvorstandes,
dessen Stellvertreters, des Zahlmeisters und der besonderen Aus-
schüsse erledigt und ergab nachstehendes Resultat: Vorstand: Knoll,
k. Professor, Stellvertreter: Schreibmayr, Portefeuillefabrikant,
a. Nedaetionsausschust:

1. F. Rothbart, k. Conservator.

2. P. Martin, Historienmaler.

3. K. Hoff, Maler.

4. B. Wirbser, Schreinermeister.

5. I. Stroblberger, Hofwaffenfabrikant.

6. I. Lallinger, Steinmetze.

7. L. Faustner, k. Glasmalerei-Vorstand.

d. Ausstellungsausfchust:

1. F. Barth, Historienmaler.

2. A. Voit, Baubeamte.

3. H. Oehlmann, Bildhauer.

4. A. Hausinger, Juwelier.

5. L. Schreibmayr, Portefeuillesabrikant.

6. Seebacher, Dekorationsmaler.

7. L. Faustner, k. Glasmalerei-Vorstand.

o. Ständige Ausschussmitglieder:

1. vr. Lichtenstein, Redakteur.

2. A. Seder, Architekt und Leiter der Vereins-Abendschule.

3. I. v. Schmädel, Architekt.

d. Mnaiyausschust:

1. Gg. Schmid, Bildhauer.

2. I. v. Schmädel, Architekt.

3. P. Martin, Historienmaler.

4. I. Stroblberger, Hofwaffenfabrikant.

5. I. Lallinger, Steinmetzmeister.

6. C. Thomaß, Juwelier.

7. vr. C. Maier, k. Legationsrath.

Beschreibung der Kunstbeilagen.

Heft V. Blatt 1. Buchschnitte von F. Widemann, der eine für
eine Kriegsgeschichte oder ein Kriegsalbum, der andere
für ein Werk der Poesie.

Blatt 2. Messer, entworfen von Anton Seder.

Heft VI. Blatt 1. Epitaphium, entworfen von Maler Bräutigam.
Blatt 2. Theeservice in Silber, entworfen von Julius
Mäß.


Redigirt unter Verantwortlichkeit des Redaktionsausschusses von vr. Lichtenstein. — Kgl. Hosbuchdruckerei von vr. C. Wolf & Sohn.
 
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