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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 22.1872

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Deutsche Inschriften an Haus und Geräth
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Aus dem Vereinsatelier
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https://doi.org/10.11588/diglit.9047#0036

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19

Deutsche Inschriften an Haus und Geräth.

So lautet der Titel eines Buches, das schon vor mehreren
Jahren in Berlin im Verlag von Wilhelm Hertz erschienen ist. Zu
Nutz und Frommen vieler Knnstgewerbetreibenden. welche oft um
einen Kernspruch verlegen sind, durch welchen das sinnreiche Werk
ihrer Hände im eigentlichsten Sinne sich aussprechen oder zu Wort
kommen soll, mag hier eine kleine Auswahl der deutschen Inschriften
ihren Platz finden. Es möge mit Inschriften an Uhren begonnen
sein, die ja als Zeitmesser für unfern ganzen Lebenslauf von so
großer praktischer und sinnbildlicher Bedeutung sind:

So geht die Zeit
Zur Ewigkeit.

Hin geht die Zeit,

Her kommt der Tod,

O Mensch, thu recht,

Und fürchte Gott.

Heiliger Santt Veit,

Weck mich in der Zeit,

Weck nicht zu früh und nicht zu spät,

Weck mich, wenn es fünfe schläht.

Inschriften auf Gläsern und Krügen:

Wer heut ist voll,

Ist morgen noll (null).

Voll

Bringt Groll.

Die Kehl
Kost't veel.

Ueberfluß
Macht Ueberdruß.

Auf dem Gcwerkshnmpen einer Fleischerinnung:

Wer dieses Glas wird zerbrechen,

Man wird es ihm vor ein grobes Stück rechen:

Er sei aber verpflicht,

Daß er's mit einem andern schlicht.

Wirb!

Das Glück ist mürb.

Haben alte Leute jungen Muth
Und junge alten, ist es gut.

Wer Neider hat, hat Brod,

Wer keine hat, hat Noth.

Gottes Gunst,

Gute Kunst,

Wahrer Mund,

Leib gesund,

Frommes Herz

Sind das Beste allerwärts.

Inschriften auf Tellern und Schüsseln:

Kein Unglück so groß,

Es hat ein Glück im Schooß.

Es steht geschrieben.

Daß sechs oder sieben
Nicht sollen harren
Auf einen Narren,

Sondern essen

Und des Narren vergessen.

Ein gut Gewissen

Ist im Alter ein guter Bissen.

Gut gekaut
Ist halb verdaut.

Affterei, Murren und Zorn
Ueber Tisch sich nicht gehör'n.

Ein froher Gast
Ist Niemands Last.

Inschriften auf Kuchenformen:

Ohne Feuer nur roh,

Ohne Leiden nicht froh.

Neujahr — weihnachtsklar,

Ostermorgen — vertreibt die Sorgen,

Pfingsttag — 's Herz wird wach.

Das Feuer nicht zehret,

Sondern bewähret.

Kuchen zum Leide und Kuchen zur Freude,

Gottes Liebe send't alle Beide.

Auf einer Dose von Elfenbein:

Wer mich nicht um Erlaubniß fragt,

Dem geb ich keinen Schnupftawag.

Mit meiner Nasen bin ich verzag,

Sie ist gewohnt den Schnupftawag.

Da ich ihn kauften muß, so lad't ein Jeder sich ein,

Bei dem deiren Schnupftawag wolt ich auch Schmarotzer sein.

Ueber einer Schlosserwerkstatt:

Wenn an jedes lose Maul,

Ein Schloß müßt angelegt werden,

Dann wär die edle Schlosserkunst
Die beste Kunst auf Erden.

An Häusern:

Klein

Aber mein!

Mein Nest
Ist das Best.

Eigner Herd
Ist Goldes Werth,

Ist er schon arm,

Ist er doch warm.

Aus dem Vereinsatelier.

In der Sitzung vom 27. September kam ein Bericht über die
Arbeiten des Vereinsateliers zur Verlesung, der in erfreulichster
Weise die gesteigerte Thätigkeit auf dem Gebiete des Kunstgewerbes
erkennen läßt und zugleich Zeugniß von der Wichtigkeit des Ateliers
ablegt. Nach diesem Berichte, welcher den Geschäftsbüchern ent-
nommen ist, wurden durch Herrn Architekten I. von Schmädel seit
1. März bis letzten September für 38 Auftraggeber 244 Blatt
Zeichnungen, theils Entwürfe in verkleinertem Maßstabe, theils
Details in wirklicher Größe, ausgeführt; somit trifft auf den Tag
nach Abzug der Sonn- und Feiertage iy6 Blatt. Die Werthsummen,
welche durch die vorstehenden Entwürfe repräsentirt werden, belaufen
sich bei den bereits ausgeführten Entwürfen auf 56,000 fl., bei den
in Ausführung begriffenen auf 72,000 fl., in der Gesammtsumme
also auf 128,000 fl. Vertreten sind durch die Ausführung 27 ver-
schiedene Gewerbe und Kunstgewerbe. Ebenso bedeutend sind die
Arbeiten, welche durch Herrn A. Seder gefertigt worden sind.
 
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