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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1878

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Kuhn, ...: Ausstellung von Arbeiten der vervielfältigenden Künste im bayerischen Gewerbe-Museum zu Nürnberg, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6904#0010

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6 -e-

Berlin und München hatten in der ersten Abtheilung entschieden das Beste
ansgestellt.

Die photographische Gesellschaft in Berlin, rühmlichst bekannt durch ihre hervor-
ragenden Leistungen, hatte in außerordentlich großem Formate das Campo santo von Cornelius
und 2\ Blätter aus Rethel's Nachlasse gebracht, und wirklich staunenswerth waren die
Architektur-Aufnahmen von h. Rückwardt (Berlin) durch die prachtvollen Licht- und Schatten-
wirkungen sowohl wie durch die Schärfe der Linien und Reinheit des Tones. Die photo-
graphischen Kunstateliers von ^r. Bruckmann, der seine Göthe- und Schiller-Galerie, und
von haufftängl, der zehn Photographien, nach Griginalgemälden aus der hiesigen Pinakothek,
ausgestellt hatte, bewahren ihren alten Ruf und stehen auf der höhe der Zeit. Recht gut
sind auch die Photographien von Johannes Nöhriug (Karl Bolhoevener's Kunsthandlung
und photographische Anstalt) , der schon während seines Wirkens in Hildesheim der Kunst-
geschichte willkommenes Material lieferte, dann der namentlich an Architektur-Aufnahmen
Bayerns reiche Kunstverlag G. Böttger's (München), sowie die artistisch-photographische
Anstalt von A. L. Danner und jAloh Sc Löhle in München. Schuhmann Sc Sohn in
Karlsruhe haben Silber- und Kohledrucke geliefert, welche alle Anerkennung verdienen. Der
Ausstellungsort Nürnberg hatte in Halm einen tüchtigen Vertreter durch seine Ansichten von
Nürnberg und die Wiedergabe älterer Denkmäler aus der Blüthezeit der Reichsstadt, und die
vom dortigen Photographen Hritz Leyde nach dem Leben aufgenommenen Kinderportraits
waren geradezu allerliebst; gewiß eine willkommene Gabe für die Litern, aber auch
für Künstler.

Die rührige Nürnberger Verlagshandlung von S. Soldan erfreute mit Reproduktionen
nach alten Meistern, den Dürer'schen handzeichnuugen, der Wechselburger Gruppe, Iamitzer's
Tafelaufsatz und den Kunstwerken des Germanischen Museums.

Bei den Vervielfältigungen durch Druckpresse nimmt die kgl. preuß. Staatsdruckerei
entschieden den ersten Rang ein. Sie hatte Erzeugnisse nach dem Asphalt-Verfahren, welches
bereits Nicephore Niepce erfunden, aber wieder aufgegeben hatte, dann nach dem Throm-
gelatine-Verfahren und nach dem Glasdruck-Verfahren und des Verständnisses wegen
neben den Reproduktionen auch die bezüglichen Platten ausgestellt, so daß Jeder, der über-
haupt ein Interesse daran hatte, sich selbst eine Anschauung bilden, aber auch die Ueberzeugung
gewinnen konnte, daß hier das höchstmögliche zur Zeit geleistet wird. — Schober Sc Bäck-
mann (Karlsruhe) mit ihren Uebertragungen durch Lichtdruck auf Holz, h>aul Bette (Berlin)
mit seinem „Grünen Gewölbe in Dresden", George Gilbers (Dresden) mit seinen Architektur-
sichotographien, die von Römmler & Jonas ausgeführt sind, welche auch für Seemann's
Verlagshandlung arbeiten, Anbei & Kaiser (Lindenhöhe bei Köln) mit ihrem sog. Aubeldruck,
Starcke (Görlitz), Karl Bolhoevener (München) sI. Nöhring) haben Arbeiten geliefert, welche
ein beredtes Aeuguiß für ihr rühmliches Streben ablegen. Den j)hotoreliefdruck mit

woodburppresie kultivirte allein in ganz Deutschland Hr. Bruckmann's Verlag in München,
hat aber auch vorzügliche Resultate erzielt.

Unfern Albert und unsern Gbernetter haben wir uns auf das Letzte aufgespart, wohl
nicht deshalb, weil ihre Firmen auf den letzten Seiten des Kataloges erscheinen, sondern
einzig aus dem Grunde, um dem Erfinder der Albertohpie, und Gbernetter wegen seiner
vorzüglichen Leistungen im Lichtdrucke, Beiden aber zu gleicher Zeit für ihre photographischen
Farbendrucke, welche gewiß eine große Zukunft haben, ein „Glückauf" zuzurufen und zugleich
den Wunsch auszusprechen, daß sie in ihrem Suchen und forschen nach neuen Verbesserungen
und Vervollkommnung des Kunstzweiges, dem sie sich mit aller Liebe gewidmet, nie
ermüden mögen!
 
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