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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1878

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Lange, Emil: Die Kunstgewerbe-Ausstellung zu Amsterdam i. J. 1877, [3]: Vortrag des Direktors der Münchener Kunstgewerbeschule, Emil Lange, angehalten am 18. Februar d. J. im Kunstgewerbeverein
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https://doi.org/10.11588/diglit.6904#0058

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4- 58 -4

nungen auf die betheiligten Staaten vertheilten, in einer Tabelle zusammen, so erhält man,
nach der Stärke der Betheiligung jedes Landes geordnet, folgendes Resultat:

Holland

mit

\ 03 Ausstellern trafen

I. Preis
\

II. Preis
5

Diplc

6

Deutschland


67



6

Belgien


58 ,,

\



3

Oesterreich


32

\o

3


Frankreich


28



5

2

Italien


15 „ f,

\

2

\

Dänemark


‘k

\

\

\

Schweden


2





\

Dieses für Oesterreich so günstige Resultat, nämlich JO erste Preise aus nur 52 Aus-
steller — also mehr als alle anderen Staaten zusammen — beweist zunächst den Fortschritt
des österreichischen Kunstgewerbes, von welchem auch wir uns vor 2 Jahren hier überzeugen
konnten, es beweist ferner die große Rührigkeit, welche das Wiener Museum mit Schule an
den Tag legte, um die schon von früheren Gelegenheiten her rühmlich bekannten Firmen wie
chaas & Söhne, Giani, Wilhelm, Irmler, chanusch, Lustig, Macht rc. zur Beschickung zu
veranlassen und kräftigst zu unterstützen. Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß dieses
günstige Resultat nicht zum kleinsten Theile dem Ausbleiben französischer und englischer In-
dustrieller zuzuschreibeu ist, und daß es daher sehr unrichtig und gefährlich wäre, das preis-
ergebniß der Amsterdamer Konkurrenz als einen Gradmesser für den Stand des Kunstgewerbes
in den verschiedenen bei der Ausstellung betheiligten Staaten anzusehen. Immerhin aber ließ
sich aus der Konkurrenz das eine hocherfreuliche Resultat abnehmen, daß allseits großer Eifer
nach Förderung des Kunstgewerbes besteht und daß an einzelnen Orten bereits eine für
Frankreich empfindliche Konkurrenz sich zu entwickeln beginnt. Dieses Gefühl theilten auch
die der Internationalen Iurf angehörenden Vertreter Frankreichs selbst. Tiner derselben,
Darcel, sprach sich in seinem Berichte über die Ausstellung mit folgenden warnenden Worten
gegen feine Landsleute aus:

„Wir halten unsre Blicke immer nur aus England gerichtet, um von diesem nicht im
Kunstunterricht und Kunstschaffen überflügelt zu werden, aber wir haben Ursache, auch Oester-
reich, Deutschland, und zwar recht ernsthaft, in Betracht zu ziehen. Man möge sich in Paris
vergegenwärtigen, daß in Deutschland große Anstrengungen gemacht werden, und daß zahl-
reiche tüchtige Männer dort einen solchen Wettstreit ernst nehmen. Man hat dort das Heer-
wesen mit einem Erfolge studirt, der bekannt ist; man macht aber auch in Wien, Dresden,
Töln rc. die Frage der Kunst derart zum Gegenstand ernsten Studiums, um uns auch auf
diesem Gebiete die Spitze zu bieten."

Solche Worte von einem hervorragenden Iudustrielleu Frankreichs gesprochen, sind
gewiß doppelt erwähnenswerth, einmal kennzeichnen sie den Grad des Wetteifers, welcher jetzt
allerorts im Kunstschaffen entbrannt ist, zum Andern, weil sie besser als vieles Andere geeignet
find, uns zu erhöhter Thätigkeit auf diesem Gebiete anzuspornen.

was noch die Inscenirung der Amsterdamer Ausstellung, speziell den von cholland
zuerst versuchten Modus einer Internationalen Konkurrenz betrifft, so ist der Ausstellungs-
kommission für diesen glücklichen Griff, mit welchem ein entschiedener Fortschritt im Aus-
stellungswesen angebahnt wurde, alle Anerkeuuung und offener Beifall zu zollen. Durch den
Modus der Internatioualen Konkurrenz wird allein die Grundlage — ja die Möglichkeit —
eines unmittelbaren Vergleichs wie einer gerechten und eingehenden Beurtheilung der Leist-
ungen verschiedener Staaten gewonnen. Je bestimmter die Ausgaben einer Konkurrenz gestellt
und je mehr denselben bestimmte Beschränkungen auserlegt sind, desto klarer kann das Geschick
des Einzelnen in der geschmackvollen und schlgemäßen Bewältigung dieser Bedingungen zu
Tage treten. Es wird ferner auch durch derartig bestimmte und beschränkte Aufgaben einem
 
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