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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1878

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Sepp, ...: Ursprung der Glas-Malerei, [8, 9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6904#0066

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3- 66 -§•

man saqen, aber Blumen inmitten farbiger Scheiben gemalt, erlanben immerhin den Ausdruck
der leuchtenden Erscheinung, besonders in einem Gedichte.

freund Kuhn macht seinen klngen Einsall, sagen wir seine Findigkeit, gegen die bisher
giltige, und wie ich hoffe, nun für alle Zukunft gesicherte Kunsttradition durch den Bachsatz
wieder gut: „Das Kloster Tegernsee verliert nichts, da es die Stätte war, wo diese
Erfindung zur lebensfähigen Entwicklung gebracht wurde, und seinen Einfluß
auf das übrige Deutschland und auch auf Frankreich ausdehnte."

VIII. Das Neberfangglas und Kunstgelb, Ivälsche Leistungen. Jakob, der

Deutsche, Patron der Glasmaler.

Frankreich stolzirt mit Roger von Rheims, als seinem frühest genannten und
bekannten Glasmaler. Das Gesangbuch (Cantatorium) von St. Hubert in den Ardennen
erwähnt dieses sehr kunsterfahrenen Mannes, welcher 1060—1070 gedungen war, die Ora-
torien mit äußerst schönen Fenstern zu illuminiren. Es scheint wenigstens, daß hier von Glas-
gemälden im deutschen Sinne die Rede ist. Die nächsten stiftete 1121 Gras Fulco V.
von Anjou und seine Gemahlin in die von ihnen gegründete Abtei Loraur, beide knieen zu
Füßen der hl. Jungfrau. Die Fenstergemälde in der Kathedrale zu Angers sollen 1125—50
unter Bischof Niger hergestellt sein. Auch Theophilus deutet auf die Blüthe der Kunst
in Francien.

Schon im Jahre 1154 wird den Tisterciensern durch das Ordensstatut solche Fracht
verboten. Indem sie aber statt bunter Farben mit Schwarzloth graues Glas durch Ranken
und Blätterwerk oder architektonisches Ornament musterten, umgingen sie den Buchstaben des
fatalen Artikels 82: „Sie sollen weiße Gläser nehmen ohne Kreuze und Farben", und brachten
so mit einem einzigen Lokalton die Grisaille in größere Ausnahme. Der Mönch von Eiteaur,
der um 1155—74 schrieb, macht einem Llugniacenser wegen der Dekoration ihrer Kirche
Vorwürfe: „Schöne Malereien, schöne und kostbare Fenster, Gläser wie von Sapphir — das
Alles ist nicht nothwendig, sondern dient nur der Augenlust."*) Im Jahre 1182 ward dem
Orden eingeschärft, sich auf das wenigste zu beschränken, und nach den Ordnungen von
1215 und 1240 mochten sie weder Gemälde noch Bildhauerwerk haben, außer von Ehristus.
Eiferte doch der hl. Bernhard sogar gegen schön gewürfeltes j)aviment oder einen Kirchen-
boden mit Arabesken.

was will man von der Priorität der Franzosen sagen: volle 150 Jahre nach den
Tegernseern will der berühmte Abt von Saint Denis, während des zweiten Kreuzzuges Reichs-
verweser von Frankreich, allen Ernstes Sapphire, Amethyste und andere Edelsteine zur Bereitung
der Fenster für seine 1142 eingeweihte prachtvolle Abteikirche verwenden — obwohl man
beide Farben mit Eisenerde und Kobalt erzielt. Abt Suger, der als Stifter kniet und den
Prediger dieser Kreuzfahrt uoch besser ausgeführt im Fenster gegenüber hat, gibt brieflich
kund**): Diese Glasmalereien feien „durch Meister von verschiedenen Rationen ge-
fertigt worden". Dabei ist die Zeichnung ein rohes Schema, die Ausführung Glasmosaik
in kleinen Stücken, die Fassung ist dekorativ. Diese Fenster erreichen nicht entfernt die Vorzüge
der Augsburger Bilder.

*) <E. David p. U9< Grisaille empfahl sich natürlich als billiger. Der Aanoniker Thierrp stiftete solche Fenster (328 in
der Kathedrale von Lhartres. Auch die Kirche zu Grüneberg enthält deren mit Pflanzen und Blumengewinden ohne Figur,
und nur wenigen Farben, iqoo.

**) Ascitis melioribus quos invenire potui de diversis partibus pictoribus.Per plures aurifabros Lotharingos.

Vitrearum varietatem magistrorum multorum de diversis nationibus manu exquisita depingui fecimus. Bouquet XII, 96 f. kübke 7 f. 56.
wackernagel 153.
 
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