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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1878

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Sepp, ...: Ursprung der Glas-Malerei, [8, 9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6904#0067

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4- 67

„Die Benediktiner-Abtei St Denis hat die ältesten (?) in Frankreich nachweisbaren
Glasgemälde, fast anderthalb Jahrhunderte später entstanden, als jene in Tegernsee, und da
Suger aus fernen Landen feine Künstler kommen liest, da ferner alle andern Kunstländer,
sit venia verbo, erst später die Glasmalerei erhielten, so erscheint gerechtfertigt, dast die Glas-
malerei in Deutschland entstanden." So urtheilt ein gründlicher Forscher, wie Lserr von Bibra
S. 57. wir finden in diesen Fenstern Bilder aus dem Leben Karl's des Großen, aber die
Eroberung von Bicea, Antiochia und Jerusalem sind leider verloren gegangen. Tin dankbares
Motiv bildet außerdem der Baum Iesie, der aus der Ljüfte des Stammvaters sprießt, aus
seinen Zweigen den König David und die Ahnen des Heilands, zu oberst aber Maria und
Christus trägt. — was befouders für gothische Dome sich eignet, ist der stufenweise Aufbau
mit Propheten und Engeln nebst Spruchbändern, einschließlich der Lrlösungsthaten, und zu
oberst die zum Weltgericht thronende Dreieinigkeit, daher die Darstellung in St. Tunibert zu
Köln wiederkehrt. Das Bildniß des hl. Ludwig war \226 gemalt, die acht Scenen aus seinem
Leben aber erst um 1550. Suger beehrte lotharingische Künstler mit Aufträgen. Bur weil
in Frankreich keine Schule von Glasmalern bestand, mußte er anderweitig Leute an sich ziehen.
So berief er neun Emailleure aus Köln, und damit begann nach Labarde die Limoge-
Arbeit: für das älteste Produkt gilt die Gedächtnißtafel des Geoffrey Plantagenet (si 1151)
im Museum zu Maus. Da hier die Farben auch eines Flußmittels bedürfen, ist diese Kunst
der Glasmalerei verwandt.

waekernagel (S. 23) gibt Zeugniß: „Jene Malerei war lange nicht mehr auf
Deutschland, geschweige aus ein Kloster in Bayern eingeschränkt. Die Schnelligkeit der Aus-
breitung wird bei dem wanderverkehr unter den Klöstern, damals den Werkstätten aller Kunst-
übung, nicht befremden, da sie nicht blos bei einander Kunstwerke bestellten, sondern öfters
auch die Künstler einander liehen, wir haben dafür zahlreiche Belege. In der ersten Frei-
singer Schenkungsurkunde ist festgesetzt, daß Bischof Joseph der Berone 749—764 seinen
frommerer (de artificio malleatoris) Aletus dem Stifter Tauvo eine Zeit lang zu Diensten
überlasse. Aus Bonifazius Lpist. 124 erhellt, daß der britische Abt Lhutbert sich von Lullus,
Schüler und Bachfolger Winfrieds in Mainz, einen guten Glasarbeiter aus Deutschland
erbeten, wogegen die Druiden sich bereits auf Glocken verstanden. So lernten im IX. Jahr-
hundert Diener des Klosters Ferneres bei den Goldschmieden von St. Denis, gleichzeitig
borgte sich St. Gallen Maler von der Reichenau, Tegernsee, um (OOO einen Glocken-
gießer von Freisingen, und im XII. Jahrhundert Abt Rupert einen Maler und jungen
Geistlichen von St. Emeran, bis derselbe ihnen wieder vom probst Heinrich zu St. Pölten
nach Oesterreich abgeborgt ward. So lautet der Brief: „wir erbitten von Eurer Gunst, daß
ihr jenen in der Malerei wohl erfahrenen Jüngling Bamens k). uns sendet, auf daß wir
mit seiner chilfe die Gemälde, die wir zur Ausschmückung unserer Kirche begonnen, unter
Gottes Schutz vollenden mögen. Und wie wir in dem angefangenen Werke durch ihn Fort-
schritte machen wollen, so werden wir den genannten jungen Mann ehrenvoll wieder zurück-
senden." Auf den gleichen wegen wird auch die Glasmalerei, bald nachdem sie in Deutsch-
land ihren Anfang genommen, den Fortschritt nach Frankreich gemacht haben. Ließ doch noch
König Karl V. 4564 einen geschickten Uhrmacher Heinrich wick nach Paris kommen, wo
er die erste Schlaguhr aufstellte, erhob ihn in den Adelstand und setzte ihm eine jährliche
hohe Pension von 500 Goldkronen aus.

Um diese Zeit und nicht früher kamen die ersten Glasgemälde aus Frankreich nach
Britannien. Königin Eleonore, Gemahlin cheinrich's II. Plantagenet, schenkt der mit ihr
verwandten Gräfin Agnes von Dreur in Frankreich (4455) ein Fenster mit deren Bildniß
und dem ihres Gemahles für die Abtei zu Braines bei Soiffons. In England kamen die
Glasgemälde, Royalglas geheißen, erst unter Johann ohne Land (1(99—1216) in Aufnahme.
Bach Beda dem Ehrwürdigen sucht Benedikt von weremouth, wie auch wigfried vou

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