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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1880

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Pecht, Fr.: Das Kunsthandwerk auf den Ausstellungen zu Düsseldorf und Brüssel, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7024#0067

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grünlichen, lila und bläulichen Ornamenten ü'ersonnen
sind, um zwischen ihnen und den gewaltigen steilen, re t
einfassen, eine Vermittlung herzustellen, indem sie <ie
Reflexe nachahmen und alle zu großen Fa,bsiä>.)eu
heben. Von dieser bewußten Verwendung des Emmls war
nun noch sehr wenig wahrzunehmen bei dem vor Han
Damenschmuck, wo Stüttgen in Düsseldorf ungefähr a
Beste brachte und einige hübsche Ansätze zu ftyro ei
Formgebung und Losreißen von dein fchauderhaf ro)
Naturalismus zeigte, der sich in unsere Juwelier uns ein
geschlichen hat. Leider war gerade das große Drainan ut
Halsband, das er als Hauptgewinn .für die Lotte, ie ge resir ,
durchaus kein Beweis für diesen Fortschritt uu au cu
Sachen viel besser. Auch Bruch,nann in Adln hatte eunges
Achtbare.

Bedeutender war indeß der Fortschritt in den Ai,che„
und Tafelgeräthen u. dgl., wo die Ausstellung auch alle,
dings viel reicher war. So verstehen unsere Silberfabrikanten
jetzt die Ausnützung der verschiedenen Gold und -ill e,
Nuancen zu angenehinen koloristischen Effekten, die 2lb
wechslung zwischen inatten und glänzenden Tönen entschied,,
besser als früher, obwohl ich „och nicht ein einziges 2 u,
Rupfer und Stahl init den verschiedenen Gold- und -äbe,
färben verbunden gesehen habe, wie das die Französin „ach
dein Beispiel der Indier doch bereits so gut verstehen und
zu den pikantesten Zusammenstellungen verwenden. - Dafür
findet inan hier auf einer Anzahl vergoldeter Ri,chcnge,athe
von Hermeling in Röln recht hübsche Emaillirungen nach
alten, Geschmack, '„eist in nach violett und grün hmem-
spielendem Blau, was ja als Rontraft zur Goldfarbe recht
gut wirkt. Es init weiß und gedämpften, hellblau m
größeren Wengen zu versuchen und sie dann ,„it Goldsii en
zu durchziehen, wodurch der alte Hans Renner bei uns so
köstliche, ganz an die indischen hinweisende Effekte erz,e b,
das findet man freilich auch noch nicht eimnal probat.
Wie den» auch das Email, bei den, man innncr den Gruue
durchleuchten sehen sollte, gewöhnlich viel zu dick aufgetragen
wird, wo es den schillernden Reiz verliert, und nur zu en
Zwecken so verwendet werden dürfte, wo es gilt, fe,ne
Leuchtkraft auszunützen. An, Bedeutendsten hat die große
Silberzeugfabrik von Rünne in Altena ausgestellt und rees
davon zeigt einen erfreulichen Fortschritt, bei Anderen, frei,ch
ist der Naturalismus in der Nachbildung von Pflanzen
formen, Blumen und Blättern noch in,,,,er viel zu vor
herrschend. Auch das Figürliche genügt selten, während h,er
die Produktion sich doch steigern sollte. Zun, Gute,, un u
de», Vorhandenen gehört dann silbernes Tasilgeräth von
Butzon in Düsseldorf; „och besser und in seiner Art vor
trefilich ist aber eine in Silber getriebene Bowle „>rt a e,n
von Ditzen, nach Zeichnung von Professor Ringla e ge
arbeitet. Ebenso zeigt ein großer Tafelaufsatz von >e„ rox
in Altena schöne stylvolle Erfindung und treffliche Aus-
führung. Ofthues in Alünfter hat dann manches hübsche
in gothischen Rirchengeräthen, wüsten in Aöln gute E,„ai s.
Unter den Eisenarbeiten bringen Graf und Pagenstecher
in Elberfeld hübsch stylisirte Beschläge, Röster in AI. Glad-
bach Runstschlofserarbeiten verschiedener Stylarten; leider
habe ich Vieles dieser Art wohl übergangen bei der Rürze
der mir gegönnten Zeit.

Sind die Fortschritte in der Bearbeitung der Edel-

metalle vorerst meist koloristischer Natur, so gilt das in noch
höheren, Grade von den ziemlich reich vertretenen Thon-
und Glaswaaren. Das Beste sind hier unstreitig die schönen
Renaissance-Oefen von Hausleiter und Eisenbeis in Frank-
furt a. AI., die ihre alten Aluster in den meisten Fällen
vollständig erreichen und sich doch den rationellen Forder-
ungen der Neuzeit an dieses Alöbel durchaus anbequemen,
d. h. ebenso gut Heizen als andere. Sie erfüllen zugleich
das Bedürfniß einer schönen künstlerische» Alotivirnng dieser
Funktion vollständig und sind eine wirkliche Zierde des
Zimmers, wie man an einen, halben Dutzend derselben sich
überzeugen kann, die i» der Ausstellung zu sehen. — Alle
diese Oese» sind reich ornamentirt und müssen cs sein, denn
die mannigfach nuancirte dunkelgrüne Glasur soll init ihren
vielen funkelnden Lichtpunkten das Zimmer nächst den
Spiegeln am meiste» beleben, ohne wie diese den Blick allzu
sehr anzuziehen und zu große Ansprüche zu machen. Sie
bildet also zu den festen Formen der Vertäfelungen, der
Decke, denselben wohlthätigen Gegensatz wie die Bäume init
ihre», ewig zitternden Laub in der Landschaft zur Archi-
tektur oder anderen ruhigen Flächen. Ueberdies haben sie
cs hier recht gut verstanden, die Farbe so lasirend aufzu-
tragen, daß der Grund bald mehr, bald weniger durch
scheint und dadurch ein lebendigeres Farbenspiel entsteht, als
wenn sie gleichmäßig aufgetragen wäre, worin so oft ge-
fehlt wird.

Letzteres sieht man sehr häufig bei der Alajolika- und
Porzellanfabrikation, die hier bedeutend, besonders hervor-
ragend aber durch I. A. Alehlen, und L. Wessel in Bonn
vertreten ist, beides Hunderte von Arbeitern beschäftigende
Fabriken. Anläugbar haben sie große Fortschritte geinacht,
so daß sie nächst der Utzschneider'schen in Saargeinünd un-
gefähr das Bedeutendste darstellen dürften, was speziell bei
uns in Alajoliken geleistet wird. Sie haben sich mit ihrer
Produktion vielfach an die Engländer, wie Alinton und
hollins rc., angeschlossen, und speziell Wessel hat dieselben oft
erreicht, zeigt im Ganzen auch besseren Farbensinn und
mehr Stylgefühl als Alehlen,, der indeß italienische Alajoliken
in. Styl der Ginori, dann Alarnwrirung aller Art auch
recht gelungen gibt. An, schwächsten sind Blumen und Figuren;
hier lassen die Leistungen noch sehr zu wünschen übrig.
Besonders auf de», Porzellan, das der Neigung des Arbeiters
die wohlthuende Sicherheit in, Vertrag des guten Zeichners
und Roloristen durch mühsames Auspunktiren — feine
Ausführung wie man das nennt — zu ersetzen noch Vor-
schub durch sein glitscheriges Alaterial leistet. Noch öfter
fehlt hier ein bestimmtes koloristisches System, wie es z. B.
die Aleiffener Fabrik in, vorigen Jahrhundert mit so viel
Glück durchführte, wo alle ihre Farben etwas leise schwärz-
lich Gedämpftes haben und dadurch das Bunte und allzu
süßlich Rraftlose verlieren, das hier speziell bei den Blumen
noch unangenehmer auffällt.

Die künstlerische Zukunft der Reramik scheint nur aber
doch offenbar nicht in, Porzellan, obwohl auch hier die
Berliner Staatsanstalt neuerdings wieder entschiedene Fort-
schritte zeigt, sondern in der Ausbildung der Alajolika-
Alalerei zu liegen, die eine flottere, kühnere Technik erlaubt,
wie sie den, Zug unserer Zeit auf's Alalerische besser ent-
spricht. Auch diese beiden Fabriken sprechen dafür, wahrhaft
Bedeutendes zu leisten halte ich hier aber für unmöglich,

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