Der Comte de Caylus und sein »Prix d'expression«
213
54 François-Louis Gounod, La douleur, 1785, Paris,
Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts
55 Bernard Duvivier, L'admiration satisfaite, 1786,
Paris, Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts
Eine Antwort würde sich zu sehr im Bereich des Spekulativen bewegen, zumal das
Kunsturteil des Amateurs nicht sonderlich sicher war.
Bei der Betrachtung der prämierten Arbeiten zeigt sich, daß, stärker als wahr-
scheinlich von Caylus vermutet, bereits vorhandene Prägungen und Vorlieben der
Schüler das Erscheinungsbild der Darstellungen bestimmten. Der »Prix« und die Vor-
gaben zu seiner Durchführung besaßen - anders als von dem Stifter erhofft - nicht
genug Eigengewicht, um die eingefahrenen Sehweisen zu überwinden und eine ganz
bestimmte Darstellungsweise als Ergebnis zu präformieren. Dies ließ den Wettbe-
werb nicht in Widerspruch zur traditionellen akademischen Lehre treten.
Als weitere Zeugnisse zu dem »Prix d'expression« sind drei Zeichnungen von
Charles-Nicolas Cochin bekannt, die einen Eindruck von der Durchführung der Ver-
anstaltungen vermitteln. Zwei davon sind nahezu identisch. Es handelt sich um
Wiedergaben des Concours im Jahre 1761. Von dem ursprünglichen Blatt, das heute
im Louvre aufbewahrt wird (Abb.57), gibt es eine eigenhändige, nicht ganz so feine
Kopie, die sich im Besitz des Musée Carnevalet befindet347. Die Zeichnung wurde
347 Emile Dacier, A propos d'un dessin de Cochin. »Le concours pour le prix d'expression«, in: Bulle-
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54 François-Louis Gounod, La douleur, 1785, Paris,
Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts
55 Bernard Duvivier, L'admiration satisfaite, 1786,
Paris, Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts
Eine Antwort würde sich zu sehr im Bereich des Spekulativen bewegen, zumal das
Kunsturteil des Amateurs nicht sonderlich sicher war.
Bei der Betrachtung der prämierten Arbeiten zeigt sich, daß, stärker als wahr-
scheinlich von Caylus vermutet, bereits vorhandene Prägungen und Vorlieben der
Schüler das Erscheinungsbild der Darstellungen bestimmten. Der »Prix« und die Vor-
gaben zu seiner Durchführung besaßen - anders als von dem Stifter erhofft - nicht
genug Eigengewicht, um die eingefahrenen Sehweisen zu überwinden und eine ganz
bestimmte Darstellungsweise als Ergebnis zu präformieren. Dies ließ den Wettbe-
werb nicht in Widerspruch zur traditionellen akademischen Lehre treten.
Als weitere Zeugnisse zu dem »Prix d'expression« sind drei Zeichnungen von
Charles-Nicolas Cochin bekannt, die einen Eindruck von der Durchführung der Ver-
anstaltungen vermitteln. Zwei davon sind nahezu identisch. Es handelt sich um
Wiedergaben des Concours im Jahre 1761. Von dem ursprünglichen Blatt, das heute
im Louvre aufbewahrt wird (Abb.57), gibt es eine eigenhändige, nicht ganz so feine
Kopie, die sich im Besitz des Musée Carnevalet befindet347. Die Zeichnung wurde
347 Emile Dacier, A propos d'un dessin de Cochin. »Le concours pour le prix d'expression«, in: Bulle-