Der Comte de Caylus und sein »Prix d'expression«
50 Jean-Guillaume Moitte, L'attention, 1769, Paris,
Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts
211
51 Jacques-Louis David, La douleur, 1773, Paris,
Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts
In den Zeichnungen lassen sich unterschiedliche Herangehensweisen und stili-
stische Vorlieben der jungen Künstler feststellen. Diese kommen um so stärker zum
Tragen, als die Modelle wohl wirklich nicht, wie Dandré-Bardon zu Recht befürchtet
hatte, während der gesamten Veranstaltungsdauer in ein und demselben Ausdruck
verharren konnten. Die Studenten mußten dadurch neben dem Studium nach dem
Modell sicherlich auch auf ihre Einbildungskraft und ihr erlerntes Wissen zurück-
greifen, um das hinzuzufügen, was sie gerade nicht sahen und was vielleicht man-
ches Modell nicht zu leisten imstande war. Am stärksten durch Vorbilder geprägt
scheinen die Arbeiten von Bounieu und Gounod. Ihre pathetisch-deklamatorische
Gestaltung ist gekennzeichnet durch Eindrücke der Werke von Raphael, den Car-
racci, Guido Reni etc. Es ist zudem auf Le Bruns Traktat zu verweisen, auf»Le ravisse-
ment« (Abb. 19) bei Bounieu, auf »La douleur egue« (Abb. 71) bei Gounod. Diesem
Vorbild scheint ebenfalls Davids Beitrag verpflichtet zu sein. Möglicherweise erklärt
sich die Nähe zu Le Bruns Vorlagen auch damit, daß nach ihnen die Modelle gestellt
worden sind. Auf Greuze dürfte hingegen die weinerliche Sentimentalität von
50 Jean-Guillaume Moitte, L'attention, 1769, Paris,
Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts
211
51 Jacques-Louis David, La douleur, 1773, Paris,
Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts
In den Zeichnungen lassen sich unterschiedliche Herangehensweisen und stili-
stische Vorlieben der jungen Künstler feststellen. Diese kommen um so stärker zum
Tragen, als die Modelle wohl wirklich nicht, wie Dandré-Bardon zu Recht befürchtet
hatte, während der gesamten Veranstaltungsdauer in ein und demselben Ausdruck
verharren konnten. Die Studenten mußten dadurch neben dem Studium nach dem
Modell sicherlich auch auf ihre Einbildungskraft und ihr erlerntes Wissen zurück-
greifen, um das hinzuzufügen, was sie gerade nicht sahen und was vielleicht man-
ches Modell nicht zu leisten imstande war. Am stärksten durch Vorbilder geprägt
scheinen die Arbeiten von Bounieu und Gounod. Ihre pathetisch-deklamatorische
Gestaltung ist gekennzeichnet durch Eindrücke der Werke von Raphael, den Car-
racci, Guido Reni etc. Es ist zudem auf Le Bruns Traktat zu verweisen, auf»Le ravisse-
ment« (Abb. 19) bei Bounieu, auf »La douleur egue« (Abb. 71) bei Gounod. Diesem
Vorbild scheint ebenfalls Davids Beitrag verpflichtet zu sein. Möglicherweise erklärt
sich die Nähe zu Le Bruns Vorlagen auch damit, daß nach ihnen die Modelle gestellt
worden sind. Auf Greuze dürfte hingegen die weinerliche Sentimentalität von