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Kirchner, Thomas
L' expression des passions: Ausdruck als Darstellungsproblem in der französischen Kunst und Kunsttheorie des 17. und 18. Jahrhunderts — Mainz: von Zabern, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.72614#0330

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326

Das Primat der Wissenschaftlichkeit


83 L'amour, deuxième instant, aus: Antoine-François Vincent, Essai sur l'expression des
diverses passions du cheval, 1787

les, des remarques générales: voilà ses moyens; le vrai talent seule touche le but et la
médiocrité sans guide croit l'avoir atteint. En effet où sont les moyens de vérifications?
Où est la cause de l'attrait ou de la répugnance invincible que causent telles figures?
pourquoi expriment-elles certaines passions? leur expression est-elle exacte? qui pro-
noncera? toujours la vérité, et par suite les sciences qui tiennent son voile; sans elles il
n'y aura jamais dans les arts que des beautés sans preuves, et des défauts sans contradic-
tion bien fondée.«
(Die Kunst des Malers der menschlichen Leidenschaften hat bis zum heutigen Tage
darin bestanden, imaginäre Bogenlinien geschickt durch Nachahmung zu erfassen,
vielleicht auch mit Hilfe des Gefühles, und sie auf einer Fläche festzuhalten, die der
Maler als geeignet erachtet, die Wirkungen der Empfindungen wiederzugeben, die die-
sen Personen zugeschrieben werden; es gibt kein Gesetz, keine sichere Anleitung, um
den Maler auf diesem schwierigen Weg zu leiten. Seine Hilfsmittel: einige Köpfe,
genannt Charakterköpfe, den großen Meistern entlehnt; die Leidenschaftsdarstellun-
gen des Raphael, des Lebrun, sklavische Nachahmungen, allgemeine Bemerkungen;
allein das wahre Talent kommt dem Ziel näher, die Mittelmäßigkeit ohne Anleitung
glaubt, es erreicht zu haben. Wo sind nun tatsächlich die Mittel zur Überprüfung? Wo
liegt der Grund für die Faszination oder für die unüberwindliche Abneigung, die diese
Figuren hervorrufen? Warum drücken sie bestimmte Leidenschaften aus? Ist ihr Aus-
druck korrekt? Wer wird darüber entscheiden? Dies werden immer die Wahrheit sein
und folglich die Wissenschaften, in die sie eingebettet ist. Ohne die Wissenschaften
wird es niemals in den Künste etwas anderes geben als Schönheiten ohne Beweise und
Fehler ohne fundierte Entgegnung.)530

530 Jacques-Antoine de Révéroni Saint-Cyr, Essai sur le perfectionnement des beaux-arts, par les
 
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