CHRONIK
ANTON KERSCHBAUMER t
Erst 46 Jahre alt ist der aus Rosenheim in Oberbayern
gebürtige Maler Anton Kerschbaumer nach langer Krank-
heit in Berlin gestorben, wo er seit seiner kurzen Studien-
zeit bei Corinth (1908) gelebt hat. In Kerschbaumer ver-
band sich in glücklicher Weise ein ausgesprochen architek-
tonisches Formgefühl einem von starken Farbenerlebnissen
begnadeten Malertum. Das Malen ist ihm nicht leicht ge-
worden und er hat es sich nicht leicht gemacht. Sein nun
vorzeitig abgeschlossenes Werk bekundet einen nicht gewöhn-
lichen künstlerischen Ernst. Kerschbaumer ging dem Problem
einer von den Zufälligkeiten des Motivs ungehemmten bildhaf-
ten Raumgestaltung aus der Vorstellung mit Fanatismus nach;
seine Bilder machten darum zuweilen mehr den Eindruck
des Gebauten als des Gemalten. In den letzten Jahren kam
die Malerei stärker zu ihrem Rechte. Deutsche und italieni-
sche Landschaft — es hat Kerschbaumer immer nach dem Sü-
den gezogen und er war auch gerade von einem längeren Auf-
enthalt in Italien zurückgekommen, als im Spätherbst vori-
gen Jahres die tückische Krankheit in ihm zum Ausbruch
kam — hat er in seinen Aquarellen, Ol- und Tempera-
bildern neu zu deuten versucht. Kerschbaumer ist nicht ohne
tiefere Wirkung auf seine Zeitgenossen geblieben: sein im
Kriege gefallener und vielleicht glücklicher veranlagter
Freund Konrad Westermayr hatte entscheidende Anregungen
von Kerschbaumer empfangen; auch der Münchner Otto
Geigenberger ist Kerschbaumer verpflichtet. In den vier
letzten Jahren hatte er auch versucht, seine Erfahrungen
und Erkenntnisse in seiner mit Bloch zusammen geführten
Malschule Jüngeren zu vermitteln. Hans Eckstein
Berichtigung
Die Unterschrift des Bildes im XI. Heft, Seite 413, muß
lauten: Vincent van Gogh, Bildnis Pere Tanguy. Besitzer:
Glyptothek in Kopenhagen.
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ANTON KERSCHBAUMER t
Erst 46 Jahre alt ist der aus Rosenheim in Oberbayern
gebürtige Maler Anton Kerschbaumer nach langer Krank-
heit in Berlin gestorben, wo er seit seiner kurzen Studien-
zeit bei Corinth (1908) gelebt hat. In Kerschbaumer ver-
band sich in glücklicher Weise ein ausgesprochen architek-
tonisches Formgefühl einem von starken Farbenerlebnissen
begnadeten Malertum. Das Malen ist ihm nicht leicht ge-
worden und er hat es sich nicht leicht gemacht. Sein nun
vorzeitig abgeschlossenes Werk bekundet einen nicht gewöhn-
lichen künstlerischen Ernst. Kerschbaumer ging dem Problem
einer von den Zufälligkeiten des Motivs ungehemmten bildhaf-
ten Raumgestaltung aus der Vorstellung mit Fanatismus nach;
seine Bilder machten darum zuweilen mehr den Eindruck
des Gebauten als des Gemalten. In den letzten Jahren kam
die Malerei stärker zu ihrem Rechte. Deutsche und italieni-
sche Landschaft — es hat Kerschbaumer immer nach dem Sü-
den gezogen und er war auch gerade von einem längeren Auf-
enthalt in Italien zurückgekommen, als im Spätherbst vori-
gen Jahres die tückische Krankheit in ihm zum Ausbruch
kam — hat er in seinen Aquarellen, Ol- und Tempera-
bildern neu zu deuten versucht. Kerschbaumer ist nicht ohne
tiefere Wirkung auf seine Zeitgenossen geblieben: sein im
Kriege gefallener und vielleicht glücklicher veranlagter
Freund Konrad Westermayr hatte entscheidende Anregungen
von Kerschbaumer empfangen; auch der Münchner Otto
Geigenberger ist Kerschbaumer verpflichtet. In den vier
letzten Jahren hatte er auch versucht, seine Erfahrungen
und Erkenntnisse in seiner mit Bloch zusammen geführten
Malschule Jüngeren zu vermitteln. Hans Eckstein
Berichtigung
Die Unterschrift des Bildes im XI. Heft, Seite 413, muß
lauten: Vincent van Gogh, Bildnis Pere Tanguy. Besitzer:
Glyptothek in Kopenhagen.
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