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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 30.1931

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Heise, Carl Georg: Per Krohgs Wandbilder der Seemannsschule in Ekeberg bei Oslo
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https://doi.org/10.11588/diglit.7612#0058

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PER KROHG, WANDBILD FÜR DAS CAFE GRAND IN OSLO

PER KROHGS WANDBILDER DER SEEMANNSSCHULE

IN EKEBERG BEI OSLO

VON

CARL GEORG HEISE

Christian Krohg, Pers Vater, war Norwegens
großer Naturalist, Schriftsteller und Maler,
eine bedeutende Figur der Ibsen-Zeit. Riefe man
die besten außerfranzösischen Gemälde des Impres-
sionismus zusammen, so würden Christian Krohgs
Bilder durch ihre malerische Qualität die Welt in
Erstaunen setzen. Neben dem vortrefflichen Hand-
werk spürt man den Repräsentanten der revolutio-
nären Geistigkeit seines Landes. Per, der Sohn, galt
in seinen jungen Jahren als begabt aber leichtfertig.
Heute noch hat er in seinem Lande einen schweren
Stand, da nur wenige ihm glauben, daß seine oft
burlesken Erfindungen, noch dazu im Sinne des
Bürgers nachlässig hingestrichen, mehr wollen als
epater le bourgeois. In Wahrheit ist auch er längst
auf dem Wege, Repräsentant einer besonderen euro-
päischen Geistigkeit zu werden, weit hinaus über
die national-norwegische Bedeutung, die ihm wohl-
wollend zugemessen wird.

Zuerst wurde ich 1923 auf der Jubiläums-Aus-
stellung in Gotenburg auf ihn aufmerksam durch
sein Bild „Des Fischers Tochter" (heute im Mu-
seum ebendort) — kein Genrebild, wie der Titel
vermuten lassen könnte, sondern der Versuch zur
Gestaltung eines Mythos. Zwischen theaterhaft
leicht gebauten Bergkulissen rudert die Fischerin

in geheimnisvollem Licht wie ein Urweltwesen.
Auffallend ist, wie das alles ohne Pathos erzählt
ist, nicht frivol, wie manche Kritiker gemeint
haben, aber wie aus einer anderen Welt, der
Kunst-Welt der romantischen Ironie. Will man
sehen, was seither, vor allem wohl durch langjäh-
rigen Aufenthalt in Paris, rein handwerklich ge-
wonnen wurde, so nehme man zum Vergleich
die Komposition mit zwei Kindern bei den Schul-
arbeiten, die als Leihgabe eines Kunstfreundes im
Züricher Kunsthaus hängt — an ganz neutraler Stelle
also, wo jede Voreingenommenheit, wie sie des
Künstlers Ruf in seiner Heimat erwecken könnte,
gänzlich fortfällt —, und man wird anerkennen
müssen, daß dies Bild mit seiner überlegenen Sicher-
heit der Anordnung, der geschmeidigen, leicht
barocken Pinselführung, die jede Nuance des Aus-
drucks spielend und sehr persönlich bewältigt, dem
eigentümlich faszinierenden, gedämpften farbigen
Gesamtklang, den Künstler in die vorderste Reihe
zeitgenössischer Malkunst einrücken läßt.

Aber nicht von Per Krohgs Staffeleibildern soll
hier die Rede sein. Der Künstler wäre nicht was
er ist, gäbe es nicht seine Wand-Dekorationen;
hier erst ist er Meister. Höchst reizvoll müßte es
sein, die Entwicklung von den verwegenen An-

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