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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 30.1931

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Heft 3
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Roger-Marx, Claude: Das graphische Werk Dunoyers de Segonzac
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https://doi.org/10.11588/diglit.7612#0091

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A. DUNOYER DE SEGONZAC, RADIERUNG AUS DEM WERK „TABLEAU DE LA BOXE"

MIT ERLAUBNIS DER D.D.A.

DAS GRAPHISCHE WERK DUNOYERS DE SEGONZAC

VO N

CLAUDE ROGER MARX

Im Schaffen Segonzacs gibt es keine Periode, in
der er nicht mit voller Hingabe gezeichnet hätte,
eine seltene Erscheinung in der jetzt lebenden Künst-
lergeneration. In dem Bestreben, ausschließlich mit
der Farbe zu konstruieren, gibt es unter unseren
Zeitgenossen nur wenige, die mit dem Stift oder
der Feder in der Hand sich mit der Gesamtheit der
natürlichen Formen auseinanderzusetzen suchen.
Noch niemals war die Trennung zwischen Kunst
und Leben so augenfällig, wie in den letzten zwanzig
Jahren. Diese Tatsache allem würde genügen, um
den erbitterten Widerstand zu erklären, mit dem
man Segonzac bis in die letzte Zeit hinein verfolgte,
bis sich endlich die Kraft und gesunde Natur eines
Meisters, der die Tradition Corots, Courbets und
Jongkinds ganz selbstverständlich fortsetzte, Bahn
brechen mußte.

Noch vor zehn Jahren hatte Segonzac keinen
Strich radiert; heute beträgt die Zahl seiner Radie-
rungen mehr als dreihundert. Mit derselben Leich-
tigkeit nämlich wie er zeichnet, arbeitet er graphisch,
und zwar nicht wie so viele Maler nach der Skizze,
sondern direkt vor der Natur. Kaum daß eine flüch-
tige Aufzeichnung mit dem Pinsel dem Angriff der
Nadel vorausgeht. Daraus entsteht eine „Maler-
graphik", gegen die „die Spezialisten", wie es nicht
anders zu erwarten ist, allerlei einzuwenden haben.
Denn Segonzac gehört jener beklagenswerten Familie
der Ursprünglichen an, die uns einen Rembrandt,
einen Delacroix und Daumier, einen Rodin und
Toulouse-Lautrec geschenkt hat.

Wie Rodin in London von Legros die Kalt-
nadelarbeit gelernt hatte, so beherrschte Segonzac
nach einer Unterrichtsstunde bei Laboureur die

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