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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 30.1931

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NEUE BÜCHER

Wallraf-Richartz-Jahrbuch. Prestel-Verlag, Frank-
furt a. M. 1930.

Der Band des Wallraf-Richartz-Jahrbuchs von 1930 über-
trifft nicht nur an Umfang, sondern auch an Reichtum und
Mannigfaltigkeit des Inhalts seine Vorgänger. Dies Lob wiegt
um so schwerer, wie sich schon die früheren Jahrgänge, na-
mentlich dank der Bemühung W. Cohens, durch hohe Durch-
schnittsqualität der Beiträge ausgezeichnet haben. Als Heraus-
geber des vorliegenden „ersten Bandes der neuen Folge"
wird die Direktion des Wallraf-Richartz-Museums genannt.
Leiter dieses Museums ist seit kurzer Zeit Ernst Buchner,
dessen temperamentvolle Initiative die wissenschaftliche
Arbeit anregt und befeuert. Er hatte sich in seiner Münchener
Zeit eifrig und erfolgreich an der Durchforschung der süd-
deutschen Malkunst des fünfzehnten und sechzehnten Jahr-
hunderts beteiligt, bevor er nach Köln berufen wurde, und hält
sich in dem neuen Bezirke seiner Wirksamkeit frei von lokal-
historischer Begrenztheit. Er hat Mitarbeiter aus fast allen deut-
schen Landschaften für das Jahrbuch gewonnen. Mit Aufsätzen
über Bauwerke, Skulpturen, Zeichnungen, Miniaturen und
Gemälden bringt dieser Band eine Fülle neuer Erkenntnisse,
zum Beispiel in den Ausführungen Otto Beneschs über öster-
reichische Tafelbilder aus der ersten Hälfte des fünfzehnten
Jahrhunderts oder dem Beitrage Winklers über einen deut-
schen Zeichner aus der Zeit um 1480. Dieser Zeichner, dessen
umfangreiches „Werk" hier zusammengestellt wird, hat
manchen Kenner genarrt. Er hat kopiert nach deutschen
und niederländischen Vorlagen, und zwar so flott skizzierend,
daß seine Arbeiten zumeist für Originalentwürfe gehalten
und allen möglichen Meistern zugeschrieben worden sind.
Winkler ist zu seinem, im wesentlichen zutreffenden, Urteil
gelangt, indem er, Komposition, Motiv und Auffassung ab-
blendend, den Blick ausschließlich und scharf auf die Strich-
führung einstellte.

Buchner selbst hat vier Aufsätze beigesteuert und beschenkt
uns mit zwei Bildnissen von Grünewald — sie sind in dieser
Zeitschrift schon abgebildet worden —, mit einem „Dürer"
und mit einem „Altdorfer". Der „Dürer" wurde bei der
Figdor-Auktion in Berlin verkauft. Wir haben das Bild be-
wundert, aber nicht gleich zugestimmt, als Buchner den Na-
men des Autors entschieden davor aussprach. Ich bin mehr
und mehr zur Überzeugung gekommen, daß er richtig ge-
sehen hat — hier, wie auch vor den beiden Grünewald-
Porträts. Allerdings ein typisches Werk von Dürer ist das
Gemälde nicht, und Bildnisse von Grünewald haben wir
uns, namentlich in der Malweise, anders vorgestellt. Wäre
die Autorschaft evident und ohne weiteres einleuchtend,
so hätten die Bilder nicht bis 1930 auf das Entdecktwerden
warten müssen. Dem spät geborenen Kenner fällt eben das
mühsame und wenig dankbare Geschäft der Nachlese zu. Er
spürt das Wesen eines Meisters vorzugsweise dort auf, wo
es keimhaft unentfaltet oder entstellt, auf diese oder jene
Art, verborgen liegt.

Weit entfernt, sich nur mit Angelegenheiten des Museums
zu beschäftigen, entwickelt sich das Kölnische Jahrbuch Zu

einem Zentralorgan der Forschung. Und dies ist um so er-
freulicher, wie die Publikationsmöglichkeiten für ernste Ar-
beiten den deutschen Kunstgelehrten bedenklich einge-
schränkt worden sind. Max J. Friedländer

Die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Von Hans
Hildebrandt. Wildpark-Potsdam, Akademische Verlags-
gesellschaft Athenaion m. b. H.

Wer selbst eine Geschichte der Malerei und Skulptur im
neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert geschrieben hat,
darf es wohl aussprechen, daß ein Unternehmen wie dieses
immer problematisch bleiben muß. Hans Hildebrandt hat
die Problematik dadurch noch vergrößert, daß er die Baukunst
in seine historische Betrachtung mit hineingenommen hat, ob-
wohl sie eigentlich eine besondere, eine mehr soziologische
Behandlung fordert. Daß die Kunst des zwanzigsten Jahr-
hunderts, das heißt: das historisch noch nicht zu Fassende,
fast die Hälfte des Buches einnimmt, hat die Schwierigkeit
der Aufgabe auch noch vermehrt. Der Leser findet in dem
Buch sehr viel Wissen und eine Fülle von Detailkenntnis; was
er vermißt, ist eine historische Ordnung der Tatsachen im
höheren Sinne, eine überzeugende Disposition innerhalb
des Vielfältigen und eine überzeugende persönliche Wert-
bestimmung, eine Gewichtsverteilung, die um so wichtiger
wird, je weniger die Erscheinungen der Gegenwart historisch
einzuordnen sind. Am weitesten kommt der Leser, wenn er das
Buch als Materialsammlung zu einer Geschichte der modernen
Kunst betrachtet.

Das Werk ist reich und instruktiv illustriert. Papier und
Abbildungen lassen qualitativ aber manches zu wünschen.
Die farbigen Tafeln sind eine Verirrung. K. Sch.

Max Geisberg: Der Dortmunder Marienaltar des
Konrad von Soest. Westfälische Kunsthefte, Heft II.
Verlag Fr. Wilh. Ruhfus, Düsseldorf.

Das wesentliche des Heftes sind die vierundzwanzig ganz-
seitigen vorzüglichen Abbildungen des herrlichen, viel zu
wenig noch bekannten Altars, des Hauptwerkes Konrads von
Soest. Max Geisberg berichtet in einer Einleitung über das Le-
ben des Malers, versucht eine Rekonstruktion des Ganzen und
bespricht das Erhaltene und Verlorene. Das Heft ist einem
vor fünfhundert Jahren geschaffenen Werk deutscher Kunst
gewidmet, in dem sich das Genie des deutschen Volkes in
einer fortreißenden Weise offenbart. K. Sch.

Deutschland. Landschaft und Baukunst. Eingeleitet
von Ricarda Huch. Herausgegeben von Martin Hürlimann.
Textliche Bearbeitung von E. Lampe und Walther Meier.
Orbis Terrarum. Atlantis Verlag, Berlin.

Ricarda Huchs Einleitung ist ein schöner, dichterisch emp-
fundener aber sachlich orientierter Essai. Lampes und Meiers
Bemerkungen zu den Photos sind kurz und instruktiv. Die
dreihundert Tiefdrucktafeln sind technisch ausgezeichnet.
Das Wesentlichste aber sind die den Tafeln zugrunde liegen-
denPhotographien von Walter Hege, J. v .Heimburg, E. O.Hoppe,

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