CONSTANTIN GUYS, DAME AM FENSTER MIT HUND. AQUARELL
CONSTANTIN GUYS
VON
CHARLES BAUDELAIRE
Heute will ich meinen Lesern von einem merk-
würdigen Manne berichten, von einer kraft-
voll in sich geschlossenen Persönlichkeit, die keiner
Anerkennung bedarf. Nicht eine seiner Zeich-
nungen ist signiert; aber alle seine Werke tragen
den Stempel seiner leidenschaftlichen Seele, so daß
seine Verehrer, die sie lieben und schätzen, sie
nach meiner Beschreibung leicht wiedererkennen
können. Als großer Freund der Menge und des
Inkognito treibt C. G. die Originalität bis zur Be-
scheidenheit. Thackeray, der bekannte große Kunst-
liebhaber und der Illustrator seiner eigenen Ro-
mane, berichtete eines Tages in einer kleinen Lon-
doner Zeitung von G. Dieser war darüber so
empört, als hätte man sein Schamgefühl verletzt.
Noch kürzlich, als er erfuhr, daß ich seinen Esprit
und sein Talent öffentlich würdigen wollte, bat
er mich eindringlichst, seinen Namen nicht zu
nennen, und von seinen Werken als den Werken
eines Anonymus zu sprechen. Ergeben füge ich
mich diesem seltsamen Wunsch. Der Leser und
ich, wir wollen die Existenz von C. G. negieren
85
CONSTANTIN GUYS
VON
CHARLES BAUDELAIRE
Heute will ich meinen Lesern von einem merk-
würdigen Manne berichten, von einer kraft-
voll in sich geschlossenen Persönlichkeit, die keiner
Anerkennung bedarf. Nicht eine seiner Zeich-
nungen ist signiert; aber alle seine Werke tragen
den Stempel seiner leidenschaftlichen Seele, so daß
seine Verehrer, die sie lieben und schätzen, sie
nach meiner Beschreibung leicht wiedererkennen
können. Als großer Freund der Menge und des
Inkognito treibt C. G. die Originalität bis zur Be-
scheidenheit. Thackeray, der bekannte große Kunst-
liebhaber und der Illustrator seiner eigenen Ro-
mane, berichtete eines Tages in einer kleinen Lon-
doner Zeitung von G. Dieser war darüber so
empört, als hätte man sein Schamgefühl verletzt.
Noch kürzlich, als er erfuhr, daß ich seinen Esprit
und sein Talent öffentlich würdigen wollte, bat
er mich eindringlichst, seinen Namen nicht zu
nennen, und von seinen Werken als den Werken
eines Anonymus zu sprechen. Ergeben füge ich
mich diesem seltsamen Wunsch. Der Leser und
ich, wir wollen die Existenz von C. G. negieren
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