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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 30.1931

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Heft 2
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Eckstein, Hans: Münchner Ausstellungen
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Post, Herrmann: Neues aus Amerika
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https://doi.org/10.11588/diglit.7612#0079

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Talents. In manchen Bildnissen ließ er sich am schönen
Handwerk genügen, seiner urwüchsigen Kraft und sinnlichen
Fülle mißtrauend. Um so beglückender sind jene Bilder, in
denen sich sein echter malerischer Instinkt ungehemmt aus-
lebt, wie in dem Bildnis der alten Weinwirtin, das in seiner
Unmittelbarkeit und in der Eindringlichkeit der farbigen
Charakterisierung von allen Wasmannbildern der Sammlung
den stärksten Eindruck hinterläßt. Die große Meraner Land-
schaft („Meran am Abend") reicht zwar nicht ganz an die
Meraner Landschaft der Hamburger Kunsthalle heran — der
hier ins Bild hineingenommene weite Vordergrund mit der
konventionellen Staffage schwächt die Großartigkeit des
Hamburger Bildes etwas ab —, muß aber nach der Wirtin
an zweiter Stelle genannt werden. Diese Landschaft bekundet
(wie das Naiftal 1835) am schönsten Wasmanns ausgeprägten
Sinn für farbige Abtönungen durch Licht und Ferne. An
den Zeichnungen erfreut aufs neue die wunderbare Präzision
der wesenhaltigen Linie, die den Zeichner Wasmann einem
Fohr oder SchefFer von Leonhardsholf an die Seite stellen.
Der Bestand der Sammlung Grönvold ist durch die Aus-
stellung in der Nationalgalerie und seit 1922 in der Hamburger
Kunsthalle allgemein bekannt und Wasmanns Bilder sind
von Gustav Pauli in „Kunst und Künstler" (Jahrgang XV,
Heft IV) gewürdigt worden, so daß es hier genügen mag,
noch kurz auf die drei anderen, in der Sammlung Grönvold
vertretenen Künstler zu verweisen, auf Martin Rohden, dessen
Sohn Franz Rohden und den Hamburger Hans Beckmann,
unter dessen Landschaftsstudien mit überhohem blassen
Himmel einige oberbayrische Landschaften durch ihre male-
rische Frische überraschen.

Im Kunstverein war die Sammlung Hubert Wilm ausge-
stellt, die rund 400 Werke der deutschen Plastik und Werk-
kunst des zwölften bis achtzehnten Jahrhunderts umfaßt.
Seit Erscheinen des Katalogs von Julius Baum (1929) ist die
Sammlung, deren Ausbau auch von wissenschaftlichen Ge-
sichtspunkten bestimmt wurde und sich im wesentlichen auf
Werke lokaler Kunstschulen beschränken mußte, weiter ge-
wachsen; die bedeutendste neuere Erwerbung ist wohl die
kölnische Holzplastik einer stehenden Heiligen (Törichten
Jungfrau, um 1320) aus der Sammlung Leopold Seligmann.
Bei der Erwerbung niederbayrischer Plastik und von Figuren
des bayrischen Barock und Rokoko (Krumper, Asam, Ignaz
Günther, Peter Alexander Wagner) hatte Wilm oft eine
glückliche Hand.

Die Galerie J. B. Neumann und Günther Franke zeigt
eine Ausstellung von acht Malern aus dem Freundeskreise
Erich Heckeis und Schmidt-Rottluffs. Walter Grammatte t
trägt mit expressionistischen Formeln in seinem müden
„Blumenmädchen" einen sentimentalen Stoff recht effektvoll
vor und überzeugt in der Landschaft und seinem Selbst-
porträt noch weniger. Rohlfs, Otto Müller, Schmidt-Rottluff,
Heckel, Max Kaus sind mit ihre Eigenart bezeichnenden
Werken gut vertreten, ebenso Anton Kerschbaumer, dessen
Blick auf Rom von der spanischen Treppe zu den stärksten
Eindrücken gehört. Otto Herbig ist mit Kohlezeichnungen
und neuen Gemälden vertreten, die in der farbigen Belebung
gegenüber früheren Arbeiten dieses beim Ölbild bisher stark
gehemmten Künstlers viel gewonnen haben.

Der Bismarck-Roland des Bildhauers Fritz Behn steht nun
in der angekündigten Höhe von 6 m, aus rotem Porphyr
gehauen, vor dem Bibliotheksbau des Deutschen Museums.
Aus einer Kürassieruniform schaut ein in groben Zügen
charakterisierter Kopf mürrisch zu dem für Hildebrands Vater
Rhein ausersehenen Platz hinüber. Über Behns Auffassung
von Bismarck mag man streiten: die künstlerische Qualität
des Denkmals ist leider indiskutabel.

Seit drei Jahren verficht ein von Hans Faber du Faur prä-
sidierter Künstlerbund „Die Unabhängigen" das Prinzip der
unbeschränkten Juryfreiheit. Seine diesjährige Ausstellung,
ein Sammelsurium hoffnungslosen Pfuschcrtums, brachte zum
dritten Male den Beweis, daß von der Künstlergenossenschaft
bis zu der Neuen Secession und den nur noch sogenannten
Juryfreien nicht ein eiziges Talent von noch so bescheidenem
Belang übergangen worden ist. Gleichwohl erfreuen sich
die „Unabhängigen" nicht nur der Unterstützung der Stadt,
die an sichtbarster Stelle ihnen Räumlichkeiten zur Ver-
fügung stellt, oder des Prinzen Rupprecht, der ihre Ausstellung
eröffnet, sondern ihr Aufruf „zur Anbahnung lebendigerer
und gesünderer Beziehungen zwischen Kunst und Volk" ist
unter anderm unterzeichnet von Geheimrat Dr. Theodor
Fischer und Geheimrat Dr. Wilhelm Pinder — Unterschriften,
die wohl kaum mit Kenntnis der Ausstellung gegeben wurden.

BERLIN

Die Berliner Ausstellungen werden im nächsten Heft be-
sprochen.

NEUES AUS AMERIKA

Frank Lloyd Wright (Anm. d. Red.: von dem Entwürfe neu-
lich in der Berliner Akademie ausgestellt waren und der
in Deutschland vielfach als Vater der modernen Bestrebungen
in der Architektur bezeichnet wird) hielt einen Vortrag über
moderne Architektur. Er sagte darin, daß es ein schrecklicher
Traum sei zu denken, es könne sich ein internationaler Stil
entwickeln; er wandte sich gegen eine „stilisierende Archi-
tektur", wie er sie in Deutschland gesehen habe, und sprach
sich für eine Entwicklung auf individueller Basis aus. „Ich
habe in Deutschland", sagte er, „in den letzten Jahren das
Bestreben nach Formen wahrgenommen, die sich nicht zu

mannigfaltigem Reichtum entfalten, sondern auf kahle Ge-
simse und kastenförmige Gebilde hinauslaufen. Gerade Linien
und glatte Flächen, Formen der Maschine, sind zu Werten
an sich erhoben worden. Reisschiene und Winkelmaß
machen den Stil, und dabei hat es sein Bewenden." Im Ver-
lauf der anschließenden Debatte bezeichnete Wright den
internationalen Stil als eine Pest.

Die „College Art Association" in New York hat auch für
diesen Winter Wanderausstellungen zusammengestellt. Die
erste Ausstellung soll eine Bilderausstellung werden und
etwa siebzig Werke der Pariser Schule zeigen. Die drei

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