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Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0014
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4 b

S^L

nach so schweren Prüfungen
wieder. Während des Auf-
enthaltes in Siegen schenkte
Frau Maria ihrem Manne
zwei Söhne, von denen der
ältere, Philipp — das fünfte
Kind der Ehe —, geboren
im Jahre 1574, sich später
im städtischen Dienst von Ant-
werpen einen angesehenen
Namen machte; der andere,
der das Licht der Welt am
29. Juni 1577 erblickte und
nach seinem Geburtstage,
dem Fest der beiden Apostel-
fürsten, in der Taufe die
Namen Peter Paul erhielt,
war bestimmt, dem Namen
Rubens die Unsterblichkeit zu
verleihen.
Gegen Ende 1577 starb
die Prinzessin Anna, die in-
zwischen von ihrem Gemahl
geschieden worden war. Jo-
hannes Rubens hielt den Zeit-
punkt, da seine Mitschuldige
aus dem Leben geschieden
, war, während der Prinz von
Abb. 3. Bildnis eines jungen Mannes. Kopie von Rubens nach
einem älteren niederländischen Bilde. In der Pinakothek zu München -ManNN (UNer MMN, glUN
Nach einer Originalphotographie von Franz Hanfstacngl in München lichereN Ehe sich erfreute, für
(Zu Seite 8) geeignet zu einem Versuche,
volle Begnadigung zu er-
langen. Ein im Anfang des Jahres 1578 abgesandtes Gnadengesuch, das unterstützt wurde
durch die Verzichtleistung auf einen ansehnlichen Teil der hinterlegten Sicherheitsgelder — von
deren Zinsen die Rubenssche Familie bis dahin bescheiden lebte —, hatte den Erfolg, daß
der Bitte des Rubens, in einer den Niederlanden näher gelegenen Stadt wohnen zu
dürfen, damit er in der Heimat Hilfsquellen zur anständigen Ernährung von Frau und
Kindern aufsuchen könne, Gewährung zuteil wurde, unter der Bedingung, daß er sich,
so oft er verlangt würde, den nassauischen Behörden stellen mußte, daß er die persönlichen
Besitzungen des Prinzen Wilhelm von Oranien nicht betreten und daß er sich niemals
vor diesen: Prinzen sehen lassen durfte.
Die Familie Rubens kehrte nunmehr nach Köln zurück und bezog wieder das Haus
in der Sternengasse. Allmählich begannen ihre Verhältnisse sich wieder zu bessern; da
kam im Herbst 1582 eine jähe Störung durch den Befehl, daß Johannes Rubens nach
Siegen zurückkehren und sich wieder ins Gefängnis begeben solle. Wieder verwendete
sich Frau Maria in ihrer rührenden und eindringlichen Weise für den Gatten, und wieder
mußte sie ihre Bitte durch ein Geldopfer unterstützen. Der Graf von Nassau gebrauchte
viel Geld, um seinem Bruder im Kampfe gegen die spanische Herrschaft Beihilfe zu
leihen. Gegen Verzichtleistung auf den Rest des Bürgschaftsgeldes — bis auf 800 Taler,
die ihm verblieben — erhielt Rubens endlich im Januar 1583 seine volle Freiheit. Doch
verließ er Köln nicht mehr; er starb dort am 1. März 1587 und ward in der St. Peters-
kirche begraben. Wenn man die traurigen Erlebnisse der Familie kennt, so kann man
nicht ohne Rührung die Lobesworte lesen, die seine Witwe ihm in der Aufschrift des
hinter dem Altar der genannten Kirche befindlichen Grabsteins gespendet hat. Des
 
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