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Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0018
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Abb. 7. Stud ienzeichnuniien. In der Albertina zu Wien. Nach einer Original-
pboiographic von Brann, Clöaicnt L Cie. in Dörnach i. E., Paris und New Dort
(Zn Seite 8)

kothek besitzt das Brust-
bild eines jungen
Mannes, das man un-
bedenklich für ein von
Rubens nach den:
Leben gemaltes Bild-
nis halten würde,
wenn nicht das Vor-
handensein eines über-
einstimmenden Bildes
von der Hand des in
der ersten Hälfte des
sechzehnten Jahrhun-
derts zu Antwerpen
tätig gewesenen Ma-
lers Joos van Cleve
(im Kaiser-Friedrich-
Museum zu Berlin)
bekundete, daß Rubens
hier ein altes Bild
aus Wohlgefallen an
dessen künstlerischen
Eigenschaften in seiner
Weise nachgemalt hat
(Abb. 3). Bisweilen
wurden aus den Über-
setzungen Umdichtun-
gen; so in einer Grab-
legung Christi (in der
Liechtenstein - Galerie
zu Wien), die ein be-
rühmtes Gemälde des
bei Rubens' Anwesen-
heit in Rom dort noch
tätigen Caravaggio
nachbildet. Eine Kom-
position Mantegnas,
die ein Stück aus Cä-
sars Triumphzug dar-

stellt, hat er durch Hinzufügung selbsterdachter Gruppen weiter ausgesponnen (in einem
Gemälde der Nationalgalerie zu London).
Unter den Bildwerken des klassischen Altertums fesselten den jungen Meister be-
sonders die charaktervollen Bildnisköpfe; da sah er nicht den kalten Marmor, sondern sie
beseelten sich vor seinen Augen zu lebenden Menschen. Aus solcher Anregung heraus
zeichnete er in mehr oder weniger engem Anschluß an antike Marmorwerke, bisweilen auch
frei gestaltend, eine Reihe von Charakterköpfen aus der Geschichte des Altertums, die
später (1638) von Kupferstechern der Rubensschen Schule, L. Vorstermann, P. Pontius,
H. Witdoek und Schelte a Bolswert, vervielfältigt und veröffentlicht wurden (daraus
Abb. 4 u. 5). Mit welchem feinen Verständnis Rubens die klassische Schönheit der antiken
Bildwerke aufzufassen wußte, bekundet am sprechendsten das in der fürstlich Liechten-
steinschen Sammlung zu Wien befindliche, offenbar nach einer Kamee gemalte Bildnis
eines altrömischen Ehepaares (Abb. 6). Auf einem Studienblatte in der Albertina (Abb. 7)
erblicken wir einen nach der Antike gezeichneten Frauenkopf neben einem prächtigem
Männerkopf nach den: Leben und zwei Studien gefalteter Hände.
 
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