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Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0017
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Platz; dann kamen sie nach England, wurden im folgenden Jahre wieder verkauft und
sind schließlich, stark beschädigt, in die Kapelle des städtischen Hospitals zu Grasse in Süd-
frankreich (nahe bei Cannes) gelangt.
Die unbegreifliche Schnelligkeit des Schassens, in der Rubens ohnegleichen war,
mußte er schon damals besessen haben. Bereits am 20. April 1602 war Rubens nach
Erfüllung der vom Erzherzog Albrecht und von: Herzog zu Mantua ihm gestellten Auf-
gaben wieder am Hof des letzteren.
Es versteht sich von selbst, daß Rubens den Aufenthalt in Rom eifrig benutzte, mir
die Werke des Altertums und der großen Meister der italienischen Renaissance zu
studieren. In der reichen Sammlung vor: Gemälden und Bildwerken, welche Vincenzo
Gonzaga besaß, hatte er schon vielfältige Gelegenheit zu solcher: Studien. Aber erst irr
Rom trat ihn: die gewaltige Erscheinung Michelangelos entgegen. Das Louvremuseum zu
Paris bewahrt treffliche Zeichnmrgen von Rubens nach den Propheten Michelangelos in
der Sixtinischen Kapelle. Der Eindruck, den die Erzeugnisse dieses Riesengeistes auf ihn
machten, hat lange nachgewirkt. Seirr Bemühen, in selbstgeschaffenen Gestalten der
wuchtiger: Größe des Florentiners nahe zu kommen, spricht sehr deutlich aus einem Bilde
der beiden Narnensheiligen des Künstlers, das, aus der Grundlage einer Farberrskizze (zu
Brüssel irr Privatbesitz) und einer die Korrrpositiorr irr ein geeigneteres Format bringenden
Zeichnung (irr der Albertina zu Wien, Abb. 2), mehrere Jahre nach Rubens' Heimkehr irr
überlebensgroßem Maßstab ausgeführt worden ist (in der Mincherrer Pinakothek).
Anziehend ist die Betrachtung der Art und Weise, wie Rubens italienische Gemälde
kopierte. Er wußte seine Vorbilder mit großer Treue wiederzugeben, besonders iverrrr es

sich um Werke Tizians
handelte, den er als
den größten Farben-
künstler verehrte und
liebte; und doch ließ
er dabei sein persön-
liches Farbenemp-
sinden, gewiß nicht
ganz mrbewußt, durch-
schimmern. Eirr schö-
nes Beispiel ist das
Bildnis von Tizians
Tochter Lavinia in:
künsthistorischen Hof-
museum zu Wien
nach den: in der
Dresdener Gemälde-
galerie befindlichen
Original. Öfter aber
gestaltete die Kopie
sich so, daß man sie
eher als eine getreue
Übersetzung des Ori-
ginals iir Rubens'
künstlerischer Aus-
drucksweise bezeichnen
könnte. So hat er
auch in späterer Zeit
noch kopiert und nicht
ausschließlich nach den
großen Italienern.
Die Münchener Pina-


Abb. 6. Tiberius und Agrippina. In der Fürstlich Liechtensteinschen Bildergalerie
zu Wien. Nach einer Originalphotographie von Braun, Moment <L Cie. in Dörnach i. E.,
Paris und New Uork (Zu Seite 8)
 
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