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Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0016
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Abb. 5. Demosthenes, aus einer von Rubens gezeichneten
Folge antiker Charakterköpfe. Stich von H. Witdoek (Zu Seite 8)


Herzog Johann HI. von Brabant
und Isabella von Veen ab; als
vollendeter Hofmann stand er bei
dem Prinzen von Parma, dessen
Hofmaler er war, in gutem An-
sehen; er malte in dem „manie-
ristischen", die Italiener nachahmen-
den Stil der Zeit, und innerhalb
dieser gefühlsarmen Richtung hat
er recht achtbare Werke geschaffen.
Im Jahre 1598 wurde Peter Paul
Rubens als Meister in die St. Lukas-
gilde ausgenommen.
Wir wissen nicht viel von den
Erstlingsschöpfungen des jungen
Künstlers. Als sein frühestes er-
haltenes Gemälde gilt eine Verkün-
digung Marias in überlebensgroßen
Figuren in der Kaiserlichen Gemälde-
galerie zu Wien. Da sieht man,
wie in die kalte und gekünstelte
Darstellungsweise, die der Schüler
von seinem Lehrer gelernt hatte, die
gesunde Eigenart des Künstlers in
den blühenden Gestalten allerliebster
Kinderengel hineinlacht. In der
Alten Pinakothek zu München, die
von allen deutschen Sammlungen die
größte Zahl Rubensscher Gemälde

enthält, befindet sich ein skizzenhaft gemaltes, aber liebevoll aufgefaßtes Brustbild einer
alten Frau in schwarzem Schleier, mehr Studienkopf als Bildnis (Abb. 1). Wenn die Über-
lieferung recht hat, die diese Frau mit dem Ausdruck reiner Herzensgüte in den auch von
erlittenem Leid erzählenden Zügen als die Mutter des Künstlers bezeichnet, so läge auch

hier ein Frühwerk vor: das Bild müßte vor Rubens' Abreise nach Italien entstanden sein.
Ein längerer Aufenthalt in Italien galt damals als unerläßliches Haupterfordernis
für die Ausbildung eines Malers. Rubens trat am 9. Mai 1600 feine italienische Reise
an. Zuerst wandte er sich nach Venedig; die Werke der großen Meister der Farbe, die
dort zu sehen waren, zogen ihn besonders an. Durch die Vermittelung eines mantuanischen
Edelmanues, den er in Venedig kennen lernte, wurde er noch in demselben Jahre an
den Hof zu Mantua berufen. Der Herzog zu Mantua, Vincenzo Gonzaga, unter den
vielen kunstliebenden Fürsten der Zeit einer der eifrigsten Gönner und Förderer der
Künste, stellte den jungen Niederländer mit einem Jahresgehalt von 400 Dukaten als
Hofmaler an. Wir erfahren, daß Rubens ihm zuerst außer verschiedenen anderen Bildern
mehrere schöne Bildnisse malte. Zur Anfertigung von Kopien berühmter Werke älterer
Meister wurde er dann im Jahre 1601 nach Rom geschickt. Während er hier verweilte,
bekam er auch von der Heimat aus einen Auftrag. Erzherzog Albrecht von Österreich,
den König Philipp II. von Spanien im Angesicht des Todes mit seiner Tochter Isabella
vermählt hatte und der seit 1598 die Regierung der spanischen Niederlande mit einer
gewissen Selbständigkeit führte, trug den Titel eines Kardinals der Kirche S. Croce in
Gerusalemme zu Rom. Er benutzte die Anwesenheit seines kunstbegabten Untertanen in
der ewigen Stadt, um seiner Kirche drei Altargemälde zu schenken. Die Dornenkrönung,
die Kreuzigung und die Kaiserin Helena mit dem von ihr ausgefundenen Kreuz Christi
waren die Gegenstände, die Rubens im Auftrage seines Landesherrn für die genannte
Kirche malte. Die drei Gemälde, die sehr bewundert wurden, blieben bis 1811 an ihren:
 
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