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Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0027
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sührung nach einer
späteren Zeit an-
gehören; jedenfalls
aber bewahrt es eine
sprechende Erinne-
rung an Rom in
der schöngesormten
Gestalt der Göttin,
die von der Schulung
des Malerauges an
antiken Marmorwer-
ken erzählt.
Die Hauptarbeit
des Jahres 1608 galt
der Oratorianer-
kirche. Als das vor
Zwei Jahren angc-
sangene Gemälde
vollendet und auf
dem Altar der Chiesa
Nuova aufgestellt
war, brachte es in
der gegebenen Be-
leuchtung die künst-
lerische Absicht des
Malers so wenig zur
Geltung, daßRubens
beschloß, es durch
ein anderes Werk zu
ersetzen. Der Inhalt
des Altargemäldes
knüpfte an ein im
Besitz der Kirche befindliches altes Marienbild an, das große Verehrung genoß: über einer
Versammlung von Heiligen erscheint zwischen Engeln die Mutter Christi in der Gestalt
eben jenes Bildes. Jetzt teilte Rubens den Stoff, und er malte anstatt des einen die
drei noch heute an ihren Plätzen in der Chiesa Nuova zu Rom befindlichen Gemälde.
Auf den Hochaltar kam, in so Hellen Tönen wie möglich gehalten, die Darstellung des
von Engeln getragenen und von Engeln verehrten Marienbildes; auf seitliche Stellen, in
besserem Licht, Bilder mit je drei Heiligen in reicherer Farbe. Jenes erste Gemälde
behielt Rubens für sich. Er nahm es mit in die Heimat, um damit das Grab seiner
Mutter zu schmücken.
Im Herbst 1608 erhielt er bedenkliche Nachrichten über den Gesundheitszustand seiner
geliebten Mutter. Unverzüglich beurlaubte er sich bei dem Herzog von Mantua und reiste
auf dem kürzesten Wege nach Antwerpen. Aber er traf seine Mutter nicht mehr lebend;
sie hatte bereits in der St. Michaelskirche ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der tief-
erschütterte Sohn soll sich mehrere Monate lang in der Abtei von St. Michael ganz von
der Welt abgeschlossen haben. Das römische Bild, das er über dem von ihm mit einer
lateinischen Inschrift versehenen Grabe aufstellte, befiudet sich nicht mehr dort; es wurde
in der Franzosenzeit entführt und in das Museum zu Grenoble gebracht.
Rubens hatte die Absicht, alsbald nach Mantua zurückzukehren. Aber der Erzherzog
Albrecht und die Infantin Isabella wollten ihren berühmten Untertan nicht wieder
davon lassen; sie bestellten ihm zunächst ihre Bildnisse, und am 23. September 1609 er-
nannten sie ihn zu ihrem Hofmaler mit allen Freiheiten und Vorrechten, welche mit
diesem Titel verbunden waren, und mit einem Jahresgehalt von 500 Pfund vlämisch.
Knackfuß, Rubens 2

Abb. t5. Der heilige Chri stop borns. In der Pinakothek zu München
Nach einer Originalphotograpyie von Franz Hanfstaengl in München tZu Seite 22)
 
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