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Abb. 3. David bringt Saul das Haupt des Goliath. Im Beſitz der Galerie D. Heinemann in MünchHen,
(Zu Seite 3.)

Nach Leiden zurückgekehrt, bildete er ſich ſelbſt weiter, und man darf annehmen,
daß ſein eigener Trieb ihn auf das eingehende Studium der Natur in einer
Weiſe hinwies, wie ſeine Lehrer es wohl ſchwerlich getan hatten.

Die erſten bezeichneten Gemälde des jungen Künſtlers tragen die Jahreszahl
1627. Das eine von ihnen, „Der Apoſtel Paulus im Gefängnis,“ befindet ſich
im Muſeum zu Stuttgart, das andere, „Der Geldwechſler,“ iſt im Kaiſer-
Friedrich⸗Muſeum zu Berlin. Beide Bilder beſitzen keine hervorſtechenden Reize.
Es ſind glatt gemalte Jugendwerke, die den unbefangenen Beſchauer recht kalt
laſſen. Und dennoch kann man in ihnen ſchon diejenigen Eigenſchaften gleichſam
keimen ſehen, die Rembrandt ſpäter ſo groß gemacht haben: der tiefe, gedanken-
volle Blick des gefangenen Apoſtels kündigt den zukünftigen Meiſter des ſeeliſchen
Ausdrucks an; das kleine Berliner Bild feſſelt den Beſchauer durch die von
einer verdeckten Kerze in der Hand des Wechſlers ausgehende maleriſche Hell-
dunkelwirkung (Abb. 2). Ein den beiden gleichzeitiges Bild iſt 1909 entdeckt
worden. Es ſchildert in recht kindlicher Kompoſition mit großem Aufwand von
Figuren, wie David dem König Saul das Haupt Goliaths bringt (Abb. 3).

Zwei kleine Gemälde bibliſchen Inhalts ſind mit der Jahreszahl 1628 neben
dem Monogramm bezeichnet. Das eine ſtellt Delilas Verrat an Simſon dar,
das andere zeigt den Apoſtel Petrus zwiſchen den Knechten des Hohenprieſters.
Das Petrusbild, in der Sammlung des Herrn Karl von der Heydt zu Berlin,
iſt ein Nachtſtück mit Feuer- und Kerzenſchein. Wie bei ſolcher Beleuchtung
Hell und Dunkel hier in ſtarkem Gegenſatz zuſammenſtoßen und dort flimmernd
ineinanderſpielen, das hat der junge Maler als bildgeſtaltenden Reiz empfunden;
die flackernden Spiegelungen im Eiſenharniſch eines vom Feuer entfernter ſtehenden
Kriegsknechtes haben ihm als lebendigſtes maleriſches Mittel gedient. Das Delila-
bild, aus dem Beſitz des deutſchen Kaiſers im Jahre 1906 dem Kaiſer-Friedrich-
Muſeum überwieſen, hat andere Eigenſchaften. Es läßt die Eindringlichkeit
bewundern, mit der ſich der junge Künſtler in das Darzuſtellende vertieft hat.

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