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gleich großartige Blatt zeigt Rembrandts Geiſt mit einer Perſönlichkeit beſchäftigt,
die früher nicht in ſeinen Geſichtskreis gekommen war. Der heilige Franziskus
von Affiſi iſt darauf eingeſtellt; er kniet in ſeiner Vergklauſe im Gebet, den
Blick auf ein Bild des Gekreuzigten geheftet. Wenn man von dieſem Blatte
zurückblickt auf den inhaltsgleichen Hieronymus von 1634, ſo gewahrt man, wie
gewaltig Nembrandts Kunſt an Innerlichkeit zugenommen hat. Damals gebrauchte
er noch augenfällige Mittel von Bewegung und Mienenſpiel, um die Inbrunſt
des Gebetes zu veranſchaulichen; jetzt kommt alles in vollkommener Ruhe und
Selbfiverſtändlichkeit, und dadurch um ſo ergreifender, zum Ausdruck. Als Er-
zeugnis der nämlichen Zeit erſcheint eine Radierung von mächtiger maleriſch-
poeliſcher Wirkung: „Chriſtus am Slberg“. Um den Seelenkampf des im Gebete
Ringenden tobt ein Kampf der Natur, es ſtürmt, das Licht des Mondes liegt
mit ſchwarzen Wolken im Streit. Merkwürdig ausdrucksvoll ſprechen die Striche,
in laͤngen Zleichmäßigen Schrägzügen und in ſchroffen Durchkreuzungen.

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