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die Rede war (Abb. 144). Wenn man das Bild des Kaiſer⸗Friedrich⸗-Muſeums
betrachtet, das ſie körperlich und geiſtig reifer geworden und mit einer herz-
gewinnenden Liebenswürdigkeit des Ausdrucks zeigt Ebb. 162), ſo kann man
leicht verſtehn, welchen Wert ſolch ein gutes und hingebendes und dabei zweifel-
los tatkräftiges Wefen für den alternden Rembrandt haben mußte. Bald nach-
dem Hendriaͤje den Haushalt übernommen hatte, durfte ſie ſich als die Nach-
folgerin Saskias in dem ſtattlichen Hauſe der Breeſtraat betrachten.

Wie es in dieſem Hauſe ausſah, darüber gibt ein urkundliches Schriftſtück
aus dem Jahre 1656 genaue Auskunft. Schon im Flur waren die Wände mit
Gemälden bedeckt, darunter viele Studien — Landſchaften, Tiere, Köpfe und
anderes — von der Hand des Meiſters, mehrere Genrebilder von Rubens' be-
rühmtem Schüler Adriaan Brouwer und Landſchaften, von Jan Lievens und
Herkules Segers; außerdem ſah man da Kinderfiguren in Gips und eine Gips-
büſte; die Stühle waͤren zum Teil mit ſchwarzen Kiſſen bedeckt, zum Teil mit
Leder bezogen. Im Vorzimmer hingen einige fünfzig Bilder, neben Werken von
Rembrandt und verſchiedenen zeitgenöſſiſchen holländifchen und vlämiſchen. Malern
auch ſolche italieniſchen Urſprunges, eins von Palma Vecchio und eins, das dem
Raffael zugeſchrieben wurde; unter den eigenen Werken des Meiſters zeichnete
ſich hier eine in reichem Goldrahmen prangende große „Kreuzabnahme“ aus.
Ein Spiegel in Ebenholzrahmen, ein Tiſch von Nuhbaumholz mit einem koſt-
baren Teppich, ſieben ſpaͤniſche Stühle mit grünen Sammetkiſſen und ein mar-
mornes Kühlbecken
vervollſtändigten die
Einrichtung des Vor-
zimmers. Ein an-
ſtoßendes Zimmer war
einfacher eingerichtet,
an den Wänden aber
gleichfalls mit Ge-
mälden geſchmückt;
neben Bildern und
Skizzen von der Hand
des Hausherrn und
ſeiner Zeitgenoſſen
hingen da auch Werke
der alten niederlän-
diſchen Meiſter, von
van Eyck war der
Kopf eines alten Man-
nes da; ferner Kopien
nach Annibale Caracci
und Kopien nach Rem-
brandt, die letzteren
wohl Arbeiten, die
ſeine Schüler ihm ver-
ehrt hatten. In dem
ſogenannten Saal
prangten zwiſchen den
niederländiſchen Bil-
dern, von denen die
meiſten wieder von
Rembrandt ſelbſt, ei-
nes von ſeinem Lehrer


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