von Giorgione und Raffael — echte oder vermeintliche —; der Tiſch war von
Eichenholz, der Tiſchteppich war geſtickt, die Stühle mit blauen Kiſſen bedeckt.
Hier ſtand auch das Bett, mit blauen Vorhängen umzogen; ein Wäſcheſchrank
von Zedernholz und eine aus demſelben Holz angefertigte Wäſchemangel be-
kundeten, daß hier das Bereich der Frau vom Hauſe war. Ein beſonderer Raum
war das Kunſtkabinett. Da ſah man Standbilder und Köpfe römiſcher Kaiſer,
vielleicht auch den einen oder anderen wirklich antiken Kopf, neben indiſchen
Gefäßen und chineſiſchen Porzellanfiguren eine eiſerne Rüſtung und mehrere
Helme, auch einen japaniſchen Helm und Gerätſchaften wilder Völker, ferner
Erdkugeln, mineraliſche und zoologiſche Gegenſtände, ſowie verſchiedene Gips-
abgüſfe nach dem Leben, darunter den Abguß eines Negers. Auf einem Geſtell
befanden ſich eine Menge von Muſcheln und Seegewächſen, Naturabgüſſe „und
viele andere Kurioſitäten“. Da waren mancherlei Waffen, ein koſtbarer, mit
Figuren geſchmückter eiſerner Schild, eine Totenmaske des Prinzen Moritz von
Sranien und die plaſtiſche Gruppe eines Löwen mit einem Stier. Auch eine
geſchnitzte und vergoldete Bettſtelle ſtand da. Den reichſten Schatz aber bargen
die Mappen. Mehrere Mappen waren ganz mit Kupferſtichen von Rembrandts
berühmtem Landsmann Lukas von Leiden angefüllt, andere mit den Stichen
Marcantonios nach Raffael; eine enthielt die Werke des Andrea Mantegna,
eine andere die Holzſchnitte und Kupferſtiche Lukas Cranachs, ein ganzer Schrank
war mit den Werken von Martin Schongauer, Iſrael von Meckenen, Hans
Broſamer und Holbein gefüllt; Stiche nach faſt allen Bildern Tizians und nach
den Schöpfungen Michelaͤngelos waren geſammelt. Man ſieht, Rembrandt kannte
die großen Meiſter der Renaiſſance ganz genau, aber er war zu ſelbſtändig, um
ſich don ihnen beeinfluſſen zu laſſen. Er beſaß eine Sammlung von Abbildungen
der römiſchen Baudenkmäler, die er doch gar nicht in ſeinen Schöpfungen ver-
wertete; eher mögen die gleichfalls in einer Mappe vereinigten Bilder aus dem
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