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A Mannes, der mit ſorg-
Aml uni⸗ fältig gegen Erkältung

— 1037 geſchütztem Halſe neben
feinen Büchern ſitzt. Man
ſieht, wie er nachdenkt,
und man ſieht die Bläſſe
ſeiner Hautfarbe Abb.
61). Die lebendigſte und
reizvollſte Behandlung
zeichnet drei Frauen-
köpfe aus, die nach ver-
ſchiedenen Modellen auf
eine Platte radiert ſind
Abb. 62).

Die einzige bibliſche
Kompoſition unter den
Blättern von 1637 ſtellt
die Verſtoßung Hagars
dar. Das iſt wieder eine
merkwürdig ſprechende
Schilderung. Abraham,
in reiche morgenländiſche
Tracht gekleidet, ſteht an
der Schwelle ſeines Hau-
ſes. Er hat den Fuß auf

77— — die Eingangstreppe ge-

Abb. 61. Nachdenkender junge Mann. Radierung von 1637. ſetzt, um in das Haus zu-

(Zu Seite 64.) *

rückzukehren. Denn eben

hat er zu Hagar ſein letztes Wort geſprochen, und ſeine Handbewegung ſagt:

Wir find fertig miteinander, dein Weinen rührt mich nicht mehr. Die Verſtoßene

geht ſchluchzend fort, mit einer Trinkflaſche und wenigen Habſeligkeiten beladen;

der kleine Ismael folgt ihr bedrückt, mit einem Täſchchen an der Seite und

Siab und Vündel zuſainmengefaßt in den Händchen. Aus dem laubumrahmten

Fenſter aber ſchaut Sarah nach dem Gatten hin, und über ihre alten Züge fliegt

In Laͤcheln. Neben ihr ſieht man im Schatten der Haustür das dickwangige
Geſicht ihres Söhnchens, eines echten Judenknäbleins (Abb. 63).

Dem Alten Teſtament iſt auch der Stoff zu Einem hexrlichen Gemälde von
1637 entnommen, daͤs ſich im Louvre-⸗Muſeum zu Paris befindet Wie der Engel
Raphael die Familie des Tobias verläßt, iſt der Inhalt der Darſtellung. Eben
hat der Engel ſich zu erkennen gegeben, und Vater und Sohn Tobias, die eben
noch mit ihin wie mit einem gulen Freunde vor der Haustür ſtehend geſprochen
haben, find auf die Knie gefallen, während eine Wolke ſich herabſenkt, um den
entſchwebenden Himmelsboten aufzunehmen. Mit unendlichem Staunen erkennt
der junge Tobias, deſſen Blicken die ſchattende Wolke den Engel ſchon entzieht,
das überirdiſche Weſen ſeines Begleiters. Der greiſe Vater aber begreift leichter
das Wunder Gottes; mit gefalteten Händen hat er ſich demütig, zu Boden ge-
worfen. Er iſt vom Himmelslicht ſcharf beleuchtet und ſo auch die junge Frau,
Die neben der Mutter in der rebenumlaubten Haustür erſcheint und die, während
ihr Geſicht noch das höchſte Erſtaunen ſpiegelt, die Hände faltet und betet; die
Mutter, ganz überwältigt und geblendet von dex Erſcheinung, wendet ſich ab,
und die Krücke entfällt ihren zitternden Händen Abb. 64).

Die Geſchichte des Tobias war ein Lieblingsgegenſtand Nembrandts. Die
Handzeichnungenfammlung der Albextina enthält eine ganze Reihe von Feder-
zeichnungen Rembrandts aus verſchiedenen Zeiten, die dieſe Geſchichte behandeln.

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