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Aufzeichnung, in dem die Figuren daſtanden, unter der weiteren Ausführung in
Hell und Dunkel zu begraben. Mit ebenſo ſcharfer Ausſparung ſtehen die Um-
riſſe der Figuren vor dem dunkel ausgearbeiteten Grund auf einem Blatte, das
die Darbringung im Tempel in einer Kompoſition von Breitformat verbildlicht.
Da hier in die feine Linienzeichnung der Figuren an einigen Stellen ein paar
Töne hineingebracht ſind, kömmt ein gewiſſer Ausgleich zuſtande, und der Ein-
druck des Unvollendeten tritt zurück hinter dem Reiz, den das Vorhandene beſitzt.
— Rembrandt ſoll einmal zu jemand, der an der „Unfertigkeit“ einer Arbeit
Anſtoß nahm, das ſchöne Wort geſagt haben: „Ein Bild iſt fertig, wenn der
Meiſter ſeine Abſicht darin erreicht hat.“

Bisweilen ließ Rembrandt bei ſonſt zu kräftiger Wirkung durchgearbeiteten
Radierungen einzelne Stellen in leichterer Ausführung, ſcheinbar unfertig, mit
weiſer künſtleriſcher Abſicht ſtehen. Das ſehen wir zum Beiſpiel in dem ſchönen
Blatt „Der Triumph des Mardochai“. Von Haman geleitet, der das Empfinden
ſeiner Demütigung hinter gewaltſamer Gebärdenſprache verbirgt, reitet Mardochai,
mit Zepter und goldener Halskette, mit Fürſtenhut und hermelinbeſetztem Mantel
ausgeſtattet, auf einem Schimmel durch das Volk, das ſich unterwürfig und
jubeind um ihn drängt, wie eben die Menge dem Helden des Tages zu huldigen
pflegt, mag ſie auch geſtern noch deſſen jetzt gedemütigtem Gegner zugejauchzt
haben; voneiner Art
von Balkon aus, in
einer Säulenhalle,
ſehen der König
Ahasverus und Eſt-
her dem Schauſpiel
zu. Da iſt gerade
durch die nur mit
leichten Linien an-
gegebenen Stellen
ein ſo wunderbar
ſonniger Eindruck er-
zielt, der durch das
tiefe Schwarz eines
Teiles der Archi-
tektur doppelt her-
vorgehoben wird
(Abb. 86).

Zweimal malte
Rembrandt im Jahre
1648 die Erſchei-
nung des Erlöſers
zu Emmaus. Das
eine dieſer Bilder be-
findet ſich im Mu-
ſeum zuKopenhagen,
das andere, das zu
den ausdrucksvoll-
ſten Meiſterwerken
Rembrandts zählt,
zu Paris im Louvre.
Der Augenblick des
Erkennens iſt dar-
geſtellt. Ganz über- Avd. 111. Die heilige Familie. Gemälde von 1615. In der Ermitage zu
wältigt blicken die St Vetersburg. (Zu Seite 104.)

Knackfuß, Rembrandt. 8 113
 
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