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— * des leeren Raumes verliert
7646 112)

Rembrandt ſchrieb in
ſeinem Briefe an Huygens
über die Fertigſtellung des
Grablegungs⸗ und des Auf-
erſtehungsbildes, er habe
dieſe zwei Stücke miteifrigem
Fleiß vollendet, und die große
und natürliche Beweglich-
keit, die er ſich bei ihnen zur
Aufgabe gemacht habe, ſei
die Hauplurſache, weshalb
ſie ihm ſo lange unter den
Händenblieben Rembrandt
ſcheint niemals ſchnell ge-
malt zu haben. Doch ver-
ſteht es ſich bei ſeinem Fleiß
und ſeiner Schaffenskraft
von ſelbſt, daß die vom
Statthalter beſtellten Ge-
mälde, die ſich in dem be-
ſcheidenen Maßſtab vonetwa
Viertellebensgröße halten,
in jenen ſechs Jahren nur
einen verhältnismäßig ſehr
* * geringen Bruchteil ſeiner
— — S Zeit in Anſpruch nahmen.
mb Aı G5 Das Jahr 1634 brachte

ihm, wie ſchon erwähnt, eine

Abb. 43. Die Kuchenbäckerin. Radierung von 1635. (Zu Seite 55.) Fülle von Porträtbeſtellun-

gen. Unter den Meiſter-

werken ſeiner Bildniskunſt aus dieſem Jahre ſei das Bruſtbild einer bejahrten

Dame in weißer Haube und Halskrauſe, in der Nationalgalerie zu London,
hervorgehoben (Abb. 31).

Unter den Radierungen des Jahres 1634 iſt ein großes Meiſterwerk: „Die
Verkündigung bei den Hirten“. In prachtvoller waldiger Berglandſchaft haben
die Hirten bei der Herde geruht. Da bricht aus einer dicht geballten Wolke,
die fich herabſenkt, ein Himmelslicht in die dunkle Nacht hinein, daß das Vieh
geängſtigt aus dem Schlafe aufſpringt und davonrennt. Auch die Hirten fliehen,
werfen fich nieder, blicken ſtarr empor, ihre bebenden Hände laſſen die Stäbe
fallen. Auf den Rand der Wolte iſt, von dem ſtrahlenden Licht durchſchienen,
deſſen Urquell Scharen kleinex Engelein jubelnd umkreiſen, ein Engel in weißen
Gewändern getreten. Mit einem Aufweis zum Himmel und einer Gebärde des
Beruhigens ſpricht er zu den Erſchreckten die Himmelsworte: „Fürchtet euch
nicht, ich verkündige euch eine große Freude!“ Abb. 33.) In dieſem Blatte hat
Rembrandt das Bildgeſtalten aus Licht und Dunkelheit, das er beim Malen
anwendete, auf die Radierung übertragen, und 3wax mit voller Kraft. Im
Dresdener Kupferſtichkabinett iſt ein Probedruck des Blattes von der noch un-
fertigen Platte genommen. Da [ieht man, wie die Kompoſition aus zwei großen
Helligkeiten — der leuchtenden Wolke und dem beleuchteten Vordergrund — und
dem zwiſchen beiden ausgebreiteten Dunkel der Nacht ſich entwickelt. Die Menſchen
und Tiere im Vordergrunde ſind da mit feinen, klaren Umrißlinien hingezeichnet,
ſo ſicher, daß bei der ſpäteren Ausführung nichts umgeworfen zu werden brauchte.

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