Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

lich in den Geſichtern und Gebärden der verſchiedenen in ihrem Geſchäft ge-
ſtörten jüdiſchen Händler (Abb. 44).

Als Gegenſtück zu der großen Kreuzabnahme gab Rembrandt in der näm-
lichen, für eine Radierung ungewöhnlichen Größe ein Blatt herauz mit der
Daͤrſtellung von Chriſtus vor dem Volke. Die figurenreiche Kompoſition zeigt
vorn auf 'einer Terraſſe des Palaſtes Pilatus auf dem Richterſtuhle. Er be-
müht ſich noch, die Hohenprieſter und die anderen 3ZU beſchwichtigen, die zu
ihm heraͤufdrängen und ihn um das Todesurteil beſtürmen. Ein Schwarm
von Kriegsknechten hat den gefeſſelten, dornengekrönten Gefangenen heraus-
gebracht, und unten, auf dem Platz vor dem Palaſte, wogt ungeduldig das
Volk. Rembrandt hat als Vorlage für die Radiexung ein Olbild in der por-
geſehenen Größe grau in grau gemalt. Das Bild iſt in der Nationalgalerie
zu London. Seine genaue Durcharbeitung ſcheint zu beweiſen, daß Rembrandt
bon vornherein die Äbſicht hatte, das Ausführen der Radierung einem Gehilfen
zu überlafſen. Die erſten Abdrücke wurden 1635 gemacht. Im folgenden Jahre
fam das Blatt, das die Sammler als „Das große Ecce homo“ kennen, als
fertig an die Sffentlichkeit.

Eine kleine Radierung ſchildert den Tod des heiligen Stephanus. Schön
iſt da weder die Geſtalt des jugendlichen Glaubenszeugen, noch der ganze
Linienzug der Kompoſition. Aber wie dieſe rohe Menge mit wahrer Wonne
den Schuͤld- und Wehrloſen ſteinigt, das iſt eine für alle Zeiten wahre Schil-
derung des zu wilden Leidenſchaften aufgehetzten Pöbels.

Juch ein kleines Blatt mit der Kreuzigung gehört wohl dieſer Zeit an, das
überaus einfach komponiert iſt und durch die Gegenüberſtellung der ohnmächtig

54
 
Annotationen