Jn Gemäßheit des h. 22 der Statuten und des h. 9 der Geschäfts-
ordnung beehre ich mich, die Herren Mitglieder des Borstandes des
Dombau-Vereins zu einer außerordentlichen Vorstands-Versamm-
lung einzuladen, welche am Donnerstag den 14. Juli d. I., Nach-
mittags 3 Uhr, im großen Rathhaussaale hierselbst Statt findcn wird.
Köln, den 6. Juli 1842.
Der Präfident des Vorstandes, von Wittgenstekn.
dergangenheit und ZukunÜ -es Dombaues.
Von Zwirner.
(Fortsetzung. S. Nr. 1 d. Bl.)
So stand also der herrliche, großartig begonnene Bau seit dem An-
fange des 16. Jahrhunderts unvollendet und verwahrlofit da; denn
selbst die gewöhnliche, bei jedem andern Gebäude nöthige Unterhaltung
wurde verabsäumt, und der reiche Erzbischos Clemens August verwandte
sein großes Vermögen zum Bau der umliegenden Schlösser und
Paläste, während er seine Kathedrale dem Verfalle Preis gab. Doch
diese Vernachlässigung gereichte dem Kunstwerk wohl nur zum Heile.
Von dem damaligen Kunstgeschmack geben uns noch die eüiptischen
hölzernen Bogenverschalungen der vordern Kirchenräume Aeugniß,
wozu Clemens August die erbetenen Baukosten mit4300Reichsthalern
bewilligt hatte. Auch die Umgcstalkung der Chorumgitterung und die
Verstümmelung des Hochaltars durch den kuppelsörmigen Aufsatz fal-
len in diese tcaurige Epoche (1769), in der man. gleichzeitig das herr-
liche Tadernakel zerstörte, die wcrthvollen farbigen Glasfenster unter
dem Laubgangc der obersten Fenstcc und in den untern Seitencapellen
ausbrechen und der bessern Erleuchtung wegcn mit ordinärem weißem
Glase ecsetzen ließ.
Unter der Frcmdherrschast wurde der Dom zu einem Fouragema-
gazin herabgewürdigt; der damalige Bischof Berdolet bezeichnete ihn
als eine großartige Ruine, und Napoleon vcrweigerte die nachgesuchken
Unrerhaltungs-undHerstellungskosten von 40,000Francs jährlich als eine
zu große Summe. Als so der Dom anscheinend rettungsloS dem Versalle
entgegeneilte, da faßle Wulpiz Boisseree den Entschluß, das erhabene
Kunstwerk wenigstenS durch ein Abbild der Nachwelt zu überliefern,
und unternahm im Jahre 1807 die Herausgabe seineS großenPracht-
werks vom Dome zu Köln; er setzte sich mit Göthe, Schlegel und
anderen bcdeutenden Männern in Verdindung, die den Hohen Kunst-
werth des Domes erkannten und geltend zu machen wußlen. Als end-
lich im Jahre 1814 der Originalplan des nördlichen Thurmes (bei
Gelegenheit der Vorbereitungen zu Siegespforten für die aus dem
Freiheitskampfe heimkehrenden Krieger) in Darmstadt auf einem Spei-
cher ausgefunden worden, da war das Jnteresse für deutsche Kunst
schon so rege geworden, daß der Dom in össentlichen Blätlem
als dasjenige Denkmal bezeichnet wurde, welches ncden seiner hohen
Bestimmung daS würdigste Erinncrungszeichen an die glorreichen Fcei-
heitskämpfe abgeben würde. Doch dieser, für die Gewinnung so be-
deutendec Geldmittel, günstige Aeilpunct ging undenutzt vorüder, und
unserm nun in Gott ruhenden fcommen Könige Friedrich Wilhelm m.
blieb es vorbehalten, das Erhaltungswerk nach Kräften zu fördern.
Untcr seiner weisen Regiemng wurde schon im Jahre 1816 mit der
dringend nöthigen Jnstandsetzung der verwahrloften Dächer begonnen
und gleichzeitig durch den damaligen Geheimen Obcr-Bau-Rath
Schinkel cine genaue Untersuchung des baulichen Austandes überhaupt
vorgenommen, in deren Folge die nähere Aufnahme des Gebäudes für
den Awcck einer gründlichen Herstellung versügt und auch die Anferti-
gung der Kostenanschläge bewirkt wurde. Bereits im Jahre 1824
konnte yach jenen mühsamen Vorarbeiten mit dem Herstellungsbau
selbst begonnen werden. Für die dringcnd nöthigen Reparaturen waren
105.000 Thaler bewilligt, und für die gründliche Herstellung des Vor-
handenen die Gesammtkosten unterm 27. November 1824 auf etwa
381.000 Thlr. berechnet worden.
Diese hohe Summe erschien allerdings abschreckend, und durch die
ungünstigen Urtheile'unberufener Techniker dachte man in der That
an die Wiedereinstellung des kaum begonnenen Hcrstellungsbaues, als
fich der damalige Erzbischof Ferdinand August, Graf Spiegel, drin-
gend dafür verwandte und in der Wiedereinführung der altherkömm-
lichen Kathedralsteuer einen namhasten Auschuß zu dem Baufonds in
Aussicht stellte. Unter der obern tcchnifchen Leitung des königlichcn
Regierungs- und Bau-Raths Frank zu Codlenz wurde durch den
Bau-Znspector Ahlert der begonnene Herstellungsbau fortgesetzt. Zu-
nächst war die Erneuerung des Chordaches dringendes Bedürfniß, und
ist dasftlbe sowohl in seinem Dachstuhl, als auch in der Bleideckung
ganz neu, in gleicher Weise auch ein neues Bleidach über den nord-
westlichen Seitengewölben der vordern Kirchenräume angelegt, und vom
Zahrc 1824 bis 1827 die Umfassungsmauer daselbst reparirt worden.
Das steinerne Fensterwerk mußte ganz erneuert werden, um die pracht-
vollen Glasmalereien, die bei dieser Gelegenheit von dem Glascrmeister
W. Düssel restaurirt wurden, sicher zu stellen. I
Dic südliche Kreuzflügelmauec mit ihren beiden großen Fenster-1
Constructionen war gefahrdrohend und bedurfle einer Verstärkung des I
Mauerwerks unter Einführung neuer Fensterrüstungen.
Bei diesen bis zum Zahre 1829 ausgeführten Arbeiten hatten die I
Steinhauer Gelegenheit zu ihrer Ausbildung gcfunden, und «s konnte >
l demnach, mit Vorausficht eines günstigen ErfolgeS, die Hauptrepara-
> tur am hohen Chore felbst unternommen werden. Hier befanden sich
I die das innece kühne Chorgcwölbe stützenden Strebebogen und Pfti-
l ler in einem HLchst gefahrvollen Zustande, indem theils fehlerhast
I durch das Steinwerk gcführte Wasserableitungen, theils zweckwidrige
I Eisenverbindungen, theils mangelhaste Auswahl des Materials und
l endlich gänzliche Verwahrlosung dcr Unterhaltung die Steinmassen
I zerstört hatten und deren Einstur; befürchten ließen. Es blieb also
l nichts Anderes übrig, als diese wichtigen Constructionstheile umzubauen,
I und es darf demnach nicht befremden, wenn mit diesen kolossalen und
I kühnen Arbeiten, in Anbetracht des geringen Baufonds, 11 biS 12
I Jahre dahingingen. Jm Ganzen waren 14 Strebesysteme, wovon 8
I mit 4 Bogen und 6 mit 2 Bogen versehen stnd, umzubauen; sämmt-
liche Bogen und mchre Pfeiler sind ganz neu, und die übrigen reich
componirten Pfeiler in allen Einzellheilen überall mit Haustein er-
gänzt. Bereits im Zahre 1833 waren 4 Strebespsteme nach der Süd-
seite restauritt, als der Bau-Jnspector Ahlert in seinem 46. Lebens-
jahre starb und derBau-JnspectorZwirner zumNachfolger ernannt wurde.
_(Fortsetzung folgt.)
R u k r u t
a« alle Stämme teutscher Zunge, mitzuwirken
zum Ausbau dcs kölner Domes*).
Von Paul Franck.
Söhne des gemeinsamen tcutschen Vaterlandes!
Voc nicht langerZeit traten hier in Köln, der altehrwürdigen Stadt
am Rheine, mehre hochherzige Männer, begeistert sür Religion,
Kunst und Vaterland, in einen engern Kreis zusammen; von
schmerzlicher Wehmuth waren sie ergriffen, daß einer der erhabensten
Tempel der Christenheit, zugleich auch daS herrlichste Denkmal teutscher
Baukunst, der Dom in Köln, nun schon seic Jahrhunderten verge-
bens ftiner Vollendung entgegenharre, daß über den unvollendeten
Wundcrbau fortwa'hrend jener bedcutungsvolle Krahn hcrvorrage,
schon dem fernc» Wanderer als ein traurig-mahnend Aeichen verkün-
digend, daß dcn Bau, dcn unftre Vorfahren während der Hcrrlichkeit
teutscher Nalion so großartig und glorreich begonnen, die nachfolgen-
den Geschlechter nicht einmal forkgesctzt, geschweige vollendet hahen,
daß die Ehrcnschuld, welche die Väter in vollem Vertrauen eincr nicht
lange ausbleibenden Tilgung den Nachkommen überlassen, von diesen
nun nach Verlauf von mehr als einem halben Jahrtausend noch nicht
getilgt worden fti. Es sprachen jene Männer begeisternde, inhaltschwere
Worke übcr dcn Fortbau, über die Vollendung des kölner Domes,
und Vicle glaubtcn, jene Worte würden wie so manche andere im
Geräusch des Tages vcrhallen ohne Macht u»d nachhaltige Wlrkung
auf die Geister und Gcmüther der Menschcn, üml ihnen die-Vrr-
wirklichung derZdee, die fie aussprachen, ins Gebiet dcr Träume
zu gehören schien; abec fie sind nicht verhallt, diese Workc, ihr Ton
klingt vielmehr jctzt dem Silber gleich: hell, stark und rcin, und hat
fchon mit magischer Gcwalt die Letten vieler Tauftnde ergrissen; eS
find Fun ken geworden, welche, ähnlich dem elcktrischcn Feuerstrahl, jetzt
an der Leitung der Presse^ wie Blitze alle Ga«e deS tcutschen
! Vaterlandes durchzucken und an"vielen Orten schon eine Begcisterung
entzündet, die eine allgemeine nationale zu werden beginnt und unS
für das riesenhaste Unlernchmen mit der sreudigsten Hoffnung deS
! Gelingens erfüllt. Sehr dald trat nun hier in Köln ein Dombau-
Verein ins Leben, entwarf und erörterte das Statut für seine Wirk-
samkeit, suchte für selbiges die Genehmigung unseresReligion und
Kunst so kräftigunterstützenden Landesvaters nach, die ehr-
furchtsvolle Bitte hinzusügend: „Allerhöchstderselbe möge der
Genossenschaft ein gnädiger Schutzherr sein". Seine Ma-
jestät der König Friedrich Wilhelm IV., folgend dem eryabenen
Beispiele ftines HLchstseligenVatcrs, desunvergeßlichenKönigSFriedrich
Wilhelm lii-, den wir alle in rührend-dankbarster Erinncrung schon
als den „Erhalter" unseres Domes verehren, genehmigte nicht bloß
das vorgelegte Statut, sondern nahm auch das großartige Unter-
nehmen selbst in seinenhöchst wirksamen königlichen Schutz,
zugleich zum Fortbau deS herrlichen Tempels eine sehr bedeutende
Summe anweisend und dadurch zum edelsten Wetteiftr, zur erfolg-
reichsten Nacheiferung ermunternd. Das glänzende Beifpiel, welcheS
unser erhabener Landesvater gegeben, fand bald den schönsten Nach-
klang in dem Herzen des kunstliebenden Königs Ludwig vonBaiern,
höchstwelcher stch auch alS Beförderer und Schutzherr dieftS
nationalen Unternehmens erklärte, und so erblicken wir denn mit freu-
digem Stolz an der Spitze desftlben schonjeht zwei der mächtigsten
Fürsten Teutschlands, der fcohen Hoffnung Raum gebend, daß
auch die übrigen edlen Herrscher in unftrm Vaterlande dieftn leuch-
tenden Beispielen folgm und dem Unternehmen ihrm Schutz, ihre
starke, hülfreiche Hand nicht vecsagen werden. Zeder Tag bringk seit-
dem neue glückliche Kunde über immer größere Ausbreitung deS
Vereins, regere Theilnahme, herzlicheces Anschließen von nah
und fern, und der noch nicht lange gebildete Mutterverein in Köln
*) Vorgetragen rn der vierten Sitzung bes Vorstandes deL Central-Oombau-
Vereins in Köln, am 31. März 181S, und bis dahin noch nicht ver-
Lffentlicht.
ordnung beehre ich mich, die Herren Mitglieder des Borstandes des
Dombau-Vereins zu einer außerordentlichen Vorstands-Versamm-
lung einzuladen, welche am Donnerstag den 14. Juli d. I., Nach-
mittags 3 Uhr, im großen Rathhaussaale hierselbst Statt findcn wird.
Köln, den 6. Juli 1842.
Der Präfident des Vorstandes, von Wittgenstekn.
dergangenheit und ZukunÜ -es Dombaues.
Von Zwirner.
(Fortsetzung. S. Nr. 1 d. Bl.)
So stand also der herrliche, großartig begonnene Bau seit dem An-
fange des 16. Jahrhunderts unvollendet und verwahrlofit da; denn
selbst die gewöhnliche, bei jedem andern Gebäude nöthige Unterhaltung
wurde verabsäumt, und der reiche Erzbischos Clemens August verwandte
sein großes Vermögen zum Bau der umliegenden Schlösser und
Paläste, während er seine Kathedrale dem Verfalle Preis gab. Doch
diese Vernachlässigung gereichte dem Kunstwerk wohl nur zum Heile.
Von dem damaligen Kunstgeschmack geben uns noch die eüiptischen
hölzernen Bogenverschalungen der vordern Kirchenräume Aeugniß,
wozu Clemens August die erbetenen Baukosten mit4300Reichsthalern
bewilligt hatte. Auch die Umgcstalkung der Chorumgitterung und die
Verstümmelung des Hochaltars durch den kuppelsörmigen Aufsatz fal-
len in diese tcaurige Epoche (1769), in der man. gleichzeitig das herr-
liche Tadernakel zerstörte, die wcrthvollen farbigen Glasfenster unter
dem Laubgangc der obersten Fenstcc und in den untern Seitencapellen
ausbrechen und der bessern Erleuchtung wegcn mit ordinärem weißem
Glase ecsetzen ließ.
Unter der Frcmdherrschast wurde der Dom zu einem Fouragema-
gazin herabgewürdigt; der damalige Bischof Berdolet bezeichnete ihn
als eine großartige Ruine, und Napoleon vcrweigerte die nachgesuchken
Unrerhaltungs-undHerstellungskosten von 40,000Francs jährlich als eine
zu große Summe. Als so der Dom anscheinend rettungsloS dem Versalle
entgegeneilte, da faßle Wulpiz Boisseree den Entschluß, das erhabene
Kunstwerk wenigstenS durch ein Abbild der Nachwelt zu überliefern,
und unternahm im Jahre 1807 die Herausgabe seineS großenPracht-
werks vom Dome zu Köln; er setzte sich mit Göthe, Schlegel und
anderen bcdeutenden Männern in Verdindung, die den Hohen Kunst-
werth des Domes erkannten und geltend zu machen wußlen. Als end-
lich im Jahre 1814 der Originalplan des nördlichen Thurmes (bei
Gelegenheit der Vorbereitungen zu Siegespforten für die aus dem
Freiheitskampfe heimkehrenden Krieger) in Darmstadt auf einem Spei-
cher ausgefunden worden, da war das Jnteresse für deutsche Kunst
schon so rege geworden, daß der Dom in össentlichen Blätlem
als dasjenige Denkmal bezeichnet wurde, welches ncden seiner hohen
Bestimmung daS würdigste Erinncrungszeichen an die glorreichen Fcei-
heitskämpfe abgeben würde. Doch dieser, für die Gewinnung so be-
deutendec Geldmittel, günstige Aeilpunct ging undenutzt vorüder, und
unserm nun in Gott ruhenden fcommen Könige Friedrich Wilhelm m.
blieb es vorbehalten, das Erhaltungswerk nach Kräften zu fördern.
Untcr seiner weisen Regiemng wurde schon im Jahre 1816 mit der
dringend nöthigen Jnstandsetzung der verwahrloften Dächer begonnen
und gleichzeitig durch den damaligen Geheimen Obcr-Bau-Rath
Schinkel cine genaue Untersuchung des baulichen Austandes überhaupt
vorgenommen, in deren Folge die nähere Aufnahme des Gebäudes für
den Awcck einer gründlichen Herstellung versügt und auch die Anferti-
gung der Kostenanschläge bewirkt wurde. Bereits im Jahre 1824
konnte yach jenen mühsamen Vorarbeiten mit dem Herstellungsbau
selbst begonnen werden. Für die dringcnd nöthigen Reparaturen waren
105.000 Thaler bewilligt, und für die gründliche Herstellung des Vor-
handenen die Gesammtkosten unterm 27. November 1824 auf etwa
381.000 Thlr. berechnet worden.
Diese hohe Summe erschien allerdings abschreckend, und durch die
ungünstigen Urtheile'unberufener Techniker dachte man in der That
an die Wiedereinstellung des kaum begonnenen Hcrstellungsbaues, als
fich der damalige Erzbischof Ferdinand August, Graf Spiegel, drin-
gend dafür verwandte und in der Wiedereinführung der altherkömm-
lichen Kathedralsteuer einen namhasten Auschuß zu dem Baufonds in
Aussicht stellte. Unter der obern tcchnifchen Leitung des königlichcn
Regierungs- und Bau-Raths Frank zu Codlenz wurde durch den
Bau-Znspector Ahlert der begonnene Herstellungsbau fortgesetzt. Zu-
nächst war die Erneuerung des Chordaches dringendes Bedürfniß, und
ist dasftlbe sowohl in seinem Dachstuhl, als auch in der Bleideckung
ganz neu, in gleicher Weise auch ein neues Bleidach über den nord-
westlichen Seitengewölben der vordern Kirchenräume angelegt, und vom
Zahrc 1824 bis 1827 die Umfassungsmauer daselbst reparirt worden.
Das steinerne Fensterwerk mußte ganz erneuert werden, um die pracht-
vollen Glasmalereien, die bei dieser Gelegenheit von dem Glascrmeister
W. Düssel restaurirt wurden, sicher zu stellen. I
Dic südliche Kreuzflügelmauec mit ihren beiden großen Fenster-1
Constructionen war gefahrdrohend und bedurfle einer Verstärkung des I
Mauerwerks unter Einführung neuer Fensterrüstungen.
Bei diesen bis zum Zahre 1829 ausgeführten Arbeiten hatten die I
Steinhauer Gelegenheit zu ihrer Ausbildung gcfunden, und «s konnte >
l demnach, mit Vorausficht eines günstigen ErfolgeS, die Hauptrepara-
> tur am hohen Chore felbst unternommen werden. Hier befanden sich
I die das innece kühne Chorgcwölbe stützenden Strebebogen und Pfti-
l ler in einem HLchst gefahrvollen Zustande, indem theils fehlerhast
I durch das Steinwerk gcführte Wasserableitungen, theils zweckwidrige
I Eisenverbindungen, theils mangelhaste Auswahl des Materials und
l endlich gänzliche Verwahrlosung dcr Unterhaltung die Steinmassen
I zerstört hatten und deren Einstur; befürchten ließen. Es blieb also
l nichts Anderes übrig, als diese wichtigen Constructionstheile umzubauen,
I und es darf demnach nicht befremden, wenn mit diesen kolossalen und
I kühnen Arbeiten, in Anbetracht des geringen Baufonds, 11 biS 12
I Jahre dahingingen. Jm Ganzen waren 14 Strebesysteme, wovon 8
I mit 4 Bogen und 6 mit 2 Bogen versehen stnd, umzubauen; sämmt-
liche Bogen und mchre Pfeiler sind ganz neu, und die übrigen reich
componirten Pfeiler in allen Einzellheilen überall mit Haustein er-
gänzt. Bereits im Zahre 1833 waren 4 Strebespsteme nach der Süd-
seite restauritt, als der Bau-Jnspector Ahlert in seinem 46. Lebens-
jahre starb und derBau-JnspectorZwirner zumNachfolger ernannt wurde.
_(Fortsetzung folgt.)
R u k r u t
a« alle Stämme teutscher Zunge, mitzuwirken
zum Ausbau dcs kölner Domes*).
Von Paul Franck.
Söhne des gemeinsamen tcutschen Vaterlandes!
Voc nicht langerZeit traten hier in Köln, der altehrwürdigen Stadt
am Rheine, mehre hochherzige Männer, begeistert sür Religion,
Kunst und Vaterland, in einen engern Kreis zusammen; von
schmerzlicher Wehmuth waren sie ergriffen, daß einer der erhabensten
Tempel der Christenheit, zugleich auch daS herrlichste Denkmal teutscher
Baukunst, der Dom in Köln, nun schon seic Jahrhunderten verge-
bens ftiner Vollendung entgegenharre, daß über den unvollendeten
Wundcrbau fortwa'hrend jener bedcutungsvolle Krahn hcrvorrage,
schon dem fernc» Wanderer als ein traurig-mahnend Aeichen verkün-
digend, daß dcn Bau, dcn unftre Vorfahren während der Hcrrlichkeit
teutscher Nalion so großartig und glorreich begonnen, die nachfolgen-
den Geschlechter nicht einmal forkgesctzt, geschweige vollendet hahen,
daß die Ehrcnschuld, welche die Väter in vollem Vertrauen eincr nicht
lange ausbleibenden Tilgung den Nachkommen überlassen, von diesen
nun nach Verlauf von mehr als einem halben Jahrtausend noch nicht
getilgt worden fti. Es sprachen jene Männer begeisternde, inhaltschwere
Worke übcr dcn Fortbau, über die Vollendung des kölner Domes,
und Vicle glaubtcn, jene Worte würden wie so manche andere im
Geräusch des Tages vcrhallen ohne Macht u»d nachhaltige Wlrkung
auf die Geister und Gcmüther der Menschcn, üml ihnen die-Vrr-
wirklichung derZdee, die fie aussprachen, ins Gebiet dcr Träume
zu gehören schien; abec fie sind nicht verhallt, diese Workc, ihr Ton
klingt vielmehr jctzt dem Silber gleich: hell, stark und rcin, und hat
fchon mit magischer Gcwalt die Letten vieler Tauftnde ergrissen; eS
find Fun ken geworden, welche, ähnlich dem elcktrischcn Feuerstrahl, jetzt
an der Leitung der Presse^ wie Blitze alle Ga«e deS tcutschen
! Vaterlandes durchzucken und an"vielen Orten schon eine Begcisterung
entzündet, die eine allgemeine nationale zu werden beginnt und unS
für das riesenhaste Unlernchmen mit der sreudigsten Hoffnung deS
! Gelingens erfüllt. Sehr dald trat nun hier in Köln ein Dombau-
Verein ins Leben, entwarf und erörterte das Statut für seine Wirk-
samkeit, suchte für selbiges die Genehmigung unseresReligion und
Kunst so kräftigunterstützenden Landesvaters nach, die ehr-
furchtsvolle Bitte hinzusügend: „Allerhöchstderselbe möge der
Genossenschaft ein gnädiger Schutzherr sein". Seine Ma-
jestät der König Friedrich Wilhelm IV., folgend dem eryabenen
Beispiele ftines HLchstseligenVatcrs, desunvergeßlichenKönigSFriedrich
Wilhelm lii-, den wir alle in rührend-dankbarster Erinncrung schon
als den „Erhalter" unseres Domes verehren, genehmigte nicht bloß
das vorgelegte Statut, sondern nahm auch das großartige Unter-
nehmen selbst in seinenhöchst wirksamen königlichen Schutz,
zugleich zum Fortbau deS herrlichen Tempels eine sehr bedeutende
Summe anweisend und dadurch zum edelsten Wetteiftr, zur erfolg-
reichsten Nacheiferung ermunternd. Das glänzende Beifpiel, welcheS
unser erhabener Landesvater gegeben, fand bald den schönsten Nach-
klang in dem Herzen des kunstliebenden Königs Ludwig vonBaiern,
höchstwelcher stch auch alS Beförderer und Schutzherr dieftS
nationalen Unternehmens erklärte, und so erblicken wir denn mit freu-
digem Stolz an der Spitze desftlben schonjeht zwei der mächtigsten
Fürsten Teutschlands, der fcohen Hoffnung Raum gebend, daß
auch die übrigen edlen Herrscher in unftrm Vaterlande dieftn leuch-
tenden Beispielen folgm und dem Unternehmen ihrm Schutz, ihre
starke, hülfreiche Hand nicht vecsagen werden. Zeder Tag bringk seit-
dem neue glückliche Kunde über immer größere Ausbreitung deS
Vereins, regere Theilnahme, herzlicheces Anschließen von nah
und fern, und der noch nicht lange gebildete Mutterverein in Köln
*) Vorgetragen rn der vierten Sitzung bes Vorstandes deL Central-Oombau-
Vereins in Köln, am 31. März 181S, und bis dahin noch nicht ver-
Lffentlicht.