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sieht sich schon j-tzt von einer Schar eiftizer Töchter umgeben, die sich
schwesterlich die Hand reichen, einen Ring nach dem andern einfügen,
so daß uns die kühne Hoffnung beseelt, die schöne Kette werde bald
die qanre aroße teutsche Kamilie umschlingen und in herzlicher
Liebe vereinigen, um mit gesammten Krästen das crhabenste Denkmal,
das uns die Frömmigkeit, dec Kunstsinn und die Thatkraft
unserer Vä'ter hinterlassen hat, fortbauen und vollenden zu können.

An uns liegt es jetzt, diese kühne Hoffnung zu verwirklichen, die zahl-
reichen Funken, die bereits den Lippen und Herzen vieler begeisterten
Männer entsprüht, immcr mehr zu verstärken, zu vereinigen in eine
hell auflodernde Flamme, damit die heilige Gluth alle Organe
des großen Vaterlandes durchdringe, sie zu gemeinschaftlicher Thatig-
keit anfeure und mit dem Glauben an die Möglichkeit, den kölner
Dsm zu vollenden, sich auch der starke Wille der ganzen teutschen
Nation, „dasgroßeW-rk zu vollbringen", verpaare. Deßhalb rich-
ten w:r unsern Aufruf um Hülfe und Beistand, den Wunderbau zu
vollenden, an euch alle, liebe Landsleute! Söhne des ge-
meinsamen Vaterlandes! von den Ufern der Nord- und Ostsee
wohnend bis zu den himmelanstrebenden Alpen; auch an euch, die
ihr im f-rnen Ausland durch Werke der Wissenschaft, Wunder der
Kunst und die Schöpfungen eures GewerbflcißeS oder jeder andern
nützlichenThäligkeit den teutschen Namen verherrlicht, ihm unter srem-
den Natisnen Ruhm, Ehre und Achtung verschafft. An alle
Teutschen wendenwir unsjetzt vollVectrauen und forsern dringend
deren Hülfe und Bcistand; denn wie könnten wir unS wohl mit der Hoff-
nung schmetcheln, den Dom in Köln, so riesengroß in seiner An-
lage und zu seincm Ausbaue auf eine dem ursprünglichen Plane
allein würdige Weise eincn so außerordentlichen Aufwand
von Mikteln in Anspruch nehmend, je vollenden zu können, wcnn
sich nicht die Kräfl« aller Edlen und Tüchtigen im ganzcn teutschen
Nolke dazu vereinigten? Verqessen wir daher in bober Selbstverläua-
nunq jeden Awiespalt, der uns im Glauben und Wiffen, im öffenc-
lichcn uMPrivatleben theilt, dei der Ausführung des einen großen

und erssösssenen'GedankenS, wozü 'üns jeUR'eligiün, Kunffund

Vaterland mit gleich starker Stimme auffordern.'Wer ünter uns,
der dcs Namens eines „Teutschen"ftrner wurkig sein und bleiben
will, wird bei eincr solchen Aufsorderung auch nur kalt und theil-
namlos, geschweige feindselig zurückdleiben wollen?

Wir halten es für eine heilige Pflicht, bei diesemUnternehmen im Her-
zen unseres Volkes vor Allem die reliaiöse Saite anruschlaaen.
fest überzeugt, daß sie noch immer wie zu den Ieiten der Vätcr den näm-
lichen starken, silberreinen, die Gemüther mit unwiderstehlicher Gewalt
ergreifenden Ton von sich gebe, und jene Tagesschriftsteller, die stäts die
übrigen Menschen nur nach ihrem eigcnenJch zu beurtheilen pflegen,
sich sehr getäuscht, wenn sie chehauptct, dieser Ton s-i im Laufe der
Zeiten matt und krastlos geworden und habe für die Gegenwart seine
Einwirkung auf die Gemüthcr der Menschen verloren. Von jeher war
die Reliqion bei dem Teutschen die Meisterin seines öE-"ruu,^

en

und Pcivatlebens, und nie ist er m shrem 'Tebiete/ wie manche'Dol-
ker romanischer Aunge, von einem Extrem zum andern übergegangen.
Die unvertilgbare Wurzel der Religion ruht noch tief und fest im
teutschen Gemüthe, und selbst beim Gleichgültigsten unter uns, wo der
eiskalte Lauch des Spottes und einec falschen Ausklärung (die

nur „Aufklarerei
verdorrt 'und ihrer Mattcr
«ur emcs

hnßsn soUte)^

ltcr und Mi

den

Müthen

Stenqel der

decaubt hat.

edlen Pslanze

/

bedärf es oft

... ,,. . . r Erkenntnttz, tteferer'Einslcht

und wärmerer Empfind'üng, und sogleich schlägt die Wurzel, voiä
diesem Lebenshauche ftisch dürchdrüngen, wieder jchnell und fröhlich
aus, entfakket aufs Neue elneri reichm Bkätlerschmuck und irägk' sklll
ihn wieder Blumen und Früchte. Feiern wir Teutschen i» dem
Ausbaue des kölner Domes das qrsße Versöhnunqsfest zwischen Ver-
gangenheit und Gegenwart, Glauben..und Wlffens .Hlr^ und
Geist, und durch alle Stände und Geschlechter wird sich immer mehr
verbreitcn jene echt-christliche Duldung und Herzliche Ein7
tracht, die den Nerv unserer eigentlichen Stärke aüsmacht unftuns
zur Ausführung jeder großen und cdlenThat sowohk im'pvttrtsthrrr
als gesellschaftsichen Lebcn ganz unentbchrlich ist; es wird 'sich immer
mchr untec uns verbreiten jen« wahre Aufklärung, die nur die
Frucht gründlichen Wissews ist und, wie der Herold der neuern
Naturforschung, der große Baco von Verulam, sagt, immer zu
Golt zurückführt, die nicht bloß „Licht" schaffl für den Geist,
sondern auch (analog der Sonne in der physischen Natur) gleichzeitig ins
Herz gießt jene erquickende „Wärme", ohne welche die Leidenschasten
unmöqlich geläutert, veredelt und ihnen dann erst sowobl für das
össentliche als Privatleben"eine wirklich wohlthätige Richtung ge-
geben werden ksnn. Erweäsen wärftM"durch die -Th'äf'äls' sallw die

Vehauptung, daß. unfere'Aeitftich dem Idealen, Göttiichen, Ewi-
gen immer mehr entftemde, dieR'eftgiön nür nöch'in demHeflrgthüm

hlvß ^alle^trafte aufbiet«, um mater'ielle^Jnteressen zu befriedi-
gen, den Geist auf das äußerste anstrenge, um es nur dem Körper
möglichst bequem und angenchm zu machen, die Wissen-
schaften nur in so fern achte, als sie dem Bedürfniß dienen und
einen handgreiflichen praktischenNutzen gewähren, die Künste
aber zu Dienerinnen des Luxus und der Erholung erniedrige.
Die glänzendste Widerlcgung dieses Vorwurfs wird sein, daß wir alle,

bei denen die religisse Gesinnung noch immer die Grundlage
aller das Lebsn haltenden und leitcnden Grundsätze ausmacht, uns jetzt
an dem Ausdau dcs kölner Domes, der in seiner vollendeten Pracht
den herrlichsten Tempel der Christenheit dacstellcn wird, so eifrig
als möglich betheiligen, an dem Ausbaue eines GotteShauses,
das nun schon seik fünf Zahrhunderten zahllose Geschlechter der Men-
schen in seinen weiten Räumen versammelt, die dem aümächtigen Gott
für alle empfangenen Wohlthaten ihre Dankopfer gebracht und daselbst
in allenStürmen des Lcbens Belehrung, Trost undErquickung
gefunden haben.

Forderken wir euch zuerst im Namen derReligion auf, uns Bei-
stand zu leisten, so tritt nun, um unfer'n ftuftuf noch zu verstarken,
die „Kunst" hinzu, sie, die den erhabensten Gedanken, decen der
Mensch fayig ist, und den edelsten Gefühlen, die sein Herz bewegsn,
den Ausdruck verleiht, diese Gedanken und Gefühle festhält und
fruchlbar macht für die Aeitgenossen und die nachfolgenden Geschlechter,
sse je nach dem beabsichtigten Zwecke entweder in erhabensten oder
lieblichsten Formen ausspricht und zwar in Erz und >stein, in
Ton und Farbe dm Cultus durch den Zauber ihrer Reize verherr-
licht und über die irdische Erscheinung den Abglanz des Himm-
lisch en verbreitet. Jn keiner der schönen Künste hat abcr der Mensch
sich so sehr verewigt und seiner hohen Abkunst würdig gezeigt, die
Göttlichkeit und Macht seinerJdeen, die Kraft seines Willens,
die Eigenthümlichkeit seines Charakters und Gemüthes auf eine
s» erhabene, kühne und unvergängliche Weise ausgesprochen, wie in
den Denkmalen drc herrlichen Baukunst. Gchet nach Aegypten
und schauet dort jene unterirdischen Grabgewölbe, jene Tempel
und Paläste und die mit der geheimnißvollen Schrift der Hiero-
glyphen bcdeckten Pyramiden und Obelisken; 35 Jahrhundcrre
sind an diesen — von des Menschen Hand errichteten! — Monumenten
.schon vorübergegangen und haben einen großen Theil dersclben bis
auf den heutigen Tag noch nicht zertrümmern können; aus ihnen
haben neuere Forscher über die alte Geschichte und Geographie des
Landes, über den Austand der Religion, der Wiffenschaften, des sittli-
chen und politischen Lebens jenes düstern, einsiedlerischen Volkes, das dort
vor Jahrtausenden gelebt und gewirkt, wichtigere Aufschlüsse erhalten,
als uns aus den dürftigen und unzusammenhangenden Nachrichten der
jüdischen und griechischen Schriftsteller darüber zu Theil geworden.

Wandert nach Griechenland, und ihr werdet crfahren, wie selbst
aus den Trümmern der Tempel, Odeen und Paläste, die der
Strom der Zeit und die Zerstörungswuth der Barbaren verschont,
euch noch jetzt entgegenleuchtet und entzückt jene hohe, edleEin-
falt, vcrbunden mit majestätischer Größe und Schönheit
der Form, jener geläuterte Geschmack, die Frische des Geistes
und Heiterkeit des Gemüthes, womit das größte Künstlervolk, das
je die Erde getragen, seine Prachtbauten aufgeführt hat. Betretet die
ewigc Stadt an der Tiber und schauel dort die Siegessäule
Trajan's, das erhabene Pantheon, die Riesentrümmer des Co-
liseums, den Triumphbogen des Titus, und. vor dem Auge
eures Geistes wird sich (deutlicher, a!s es viele Beschreibungen sagen
können) der hohe Ernst, die majestä'tische Würde, die Macht
und der eiserne Wille jenes weltbeherrschenden VolkeS entfalten,
das einst alle übrigen von den Ufern des Rheines und der Donau
Hs zum persischen Meerbusen und zur Kette des Atlasgebirges unter-
worfen hakte. (Schluß folgt.)

Lorrefponden; -Nachrrcht.

Rom, den 26. Juni 1842. Auch in Rom hat sich unter den
deutschen Landsleuten ein kolner Dombau-Verein constituirt. Die erste
Aufforderung geschah am 8. März und die Stiftung des Bereins am
ft7. April o. Eine nicht unansehnliche Summe von Belträgen ist
bereitS bei der hiesigcn Sparcasse deponirt. Statutenmäßig wird der
hiesige Verein am Jahresschlusse das Resultat seiner Wirksamkeit dem
kölner Hauptverein mittheilen und die gesammelken Beitrage einsenden.
Von dem Domblatte, welches dcr Vereiu für ftine Bibliothek hält,
ivird ein günstiger Erfolg für die Verbreitung und Belebung der
Theilnahme an dem Dsmbau erwartet.

Kölner Dombau-^erein in Paderborn.

Die Generalversammlung findet am 25. Juli (zweitem Li'-
borytage), Nachmittags 4 Uhr, auf dem Rathhaussaale zu Pader-
born Statt, wvzu die einhclmischen und auswärtigen Theilnehmer des
Vcreins hiermit eingeladen werden. Die Liste zur Einzeichnung von
Heiträgen wird am 24. und 25. Juli auf dem Rathhaussaale offen
gehalten, um noch Vielen Gelegenheit zu geben, ihre Theilnahme für
die Verelnszwecke zu bekunden.

Paderborn, 1. Juli 1842.

Der provisorische Vorstand:

(gez.) Dammers. (gez.) Drüke.

Verantwortlicher Herausgcber: Jos. DuMont.

Druck und Commissi'ons-Verlag dcs Vcrlegers der KölnischenZcitung,
M. DuMont-Schauberg.
 
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