er sich dcr Gemeindc widmet, an den Wachsthum und das Gedeihen
der Gemeinde, ehe er für den Staat sorgt? Und doch kann er kein
ausgebildetec und vollständiger Mann werden ohne Familie, doch be-
steht kein-e wahre Sicherheie, kcin Gedeihen der Familie ohne dieMit-
genossenschast in dec Gemcinde, keine gute Vecwaltung und Ordnung
der Gemeinde ohne den Schutz des Staates. Alle solche Richtungen
ducchdri'ngen sich nichl nur gegenseitig und bestehen nebeneinander,
sondern sie müssen sich durchdringen und nebeneinander bestehen, um
ein vollständiges Lcben zu gestalten. Von einer Ueber- oder Unterord-
nung nach der eincn odcr nach dec andern Seite kann nur die Rede
sein, wenn ein Conflict, ein stceitendes Begegnen zweier dieser
Richtungen entsteht, und da wird denn sreilich in jedem einzclnen Falle
zu entscheiden sein, wo der dringendere und höhere Anspruch ist.
„Aber von einem solchcn Conflict ist hiec gar nicht die
Rede. Ist wohl ein einziger von den 3000 Subscridenten für
den kölnec Dombau, der durch seinen Beitrag von 24 Grvken verhin-
dcrt würde, seine Pflicht als Familienvater, Gemcindegliev, Staatö-
bürger so gut als fcüher zu erfüllen? Werden die Gemeindebaulcn,
die Acmenanstalten, die Wohllhätigkeits-Jnstitutr daruntec leiden?
Werden wir je Theilnehmer wünsciien odcr bckommen, welche 24Grote
als einen wahrhafkcn Verlust empfinden? Ist denn unser Land so arm
und gedrückt, daß es sich nicht mit so viel an der Erreichung eines
großen nationalen Zwcckcs ohne Nachtheil bctheiligen könnte, als etwa
ein paar Vergnügungsreiftn Wohlhabendec außer Landes bringen? —
Wir dürfen annehmen, daß von allem dem das Gegentheil der Fall
tst und die Unterzeichnung für den kölner Dombau, eben indem ste
solche Verhällnissc Lurch Oppostti'on und Besprcchung aufklärte, hal
vielmehr die Mittel und Kräfte gewcckt und nachgewiese», so daß seit-
dem auch maucheS schlummerndc cinhcimische Unternehmen in Anre-
gung und Schwung gekommen. Hätle ec nichrs dcwickt, als dieft An-
rcgung der Kräfte und Erwcckung der Gemüther, als die Veranschau-
lichung des cinfachen Satzes: daß durch geringe Betheiligung
Vieler Großes zu erreichen ist, — unftr Verein häkte schon
deßhalb Ansprüche auf die allgemeine Anerkennung. Sv wahr ist, was
in unserer Aufforderung an das Publicum angedeutct worden, daß:
,,„wer den Geist lebendig macht, zuletzk auch immcr der Materie
dienk"".
„Was ferner unftrm Unternehmen in den katholischen Landestheilen
gewiß sehr förderlich gewesen ist, hat ihm in den protestantischen nicht
selten geschadet! „„Warum sollten wir deitragen zu dem Ausbau einer
fcemden katholischen Kirche, noch dazu in eincm Lande und in einec
Stadt, wo es Kirchen in Uebcrfluß gibk?"" — Wir haben Euch zu-
nächst nicht aufgefordert, den Dom als Kirche ausbauen zu helfen,
noch weniger gerade als katholische Kirche. Wollt oder könnt Jhr
nicht mit unS in ihm dcn erhabensten Tempel deS Ehcistenthums
schen, dessen Geist und Wesen hier eine wundersam-herrliche Kunst in
Stei'n vergegenwärtigt hat; — nehmt Zhr Anstoß daran, daß cs zu-
fällig und vorzugsweise Eure christlich-katholischen Brüder sind,
welche hier zu demselben Gott, wie Jhr, ihre Andachl zu verrichten
und ihr Gemüth zu erheben pflegrn; — faßt Jhr nicht, daß es sich
hier nicht darum handelt, alte Wunden aufzurcißen und unftlige
Gegensätze zu erncuern, sondern darum, zu einigen und zu ver-
söhnen durch gemeinschastliches Vollen'oen eines unermeßlichen und
unschätzbaren Werkes, an dem sich letzt und künstig der Nationalsinn
cntzünde, welchcs das Kleinod, der Stolz und das gemeinschastliche
Eigenthum der Nation zu werden bestimmt ist, indem es ihr zu
einem bleibenden Bild und Denkmal wird von demjeni-
g-n, waS sie in ihrer Kraft undEinigkeit vermag—, nun,
sv müßt Jhr eben nicht unterzeichnen, und wir müssen, bis Jhr Euch
besinnt, forlfahrcn zu bauen ohne Euch!-
„Durch die Communication mit dem Central-Verein in Köln sind
wir denn auch in den Besitz von cinec Menge höchst erfreulicher Nach-
richten über den Fortgang dcs großen Unternehmens in fast allen Thei-
len von Deutschland gekommen. Namentlich theilt das seit Anfang
Juli in Köln erscheinende „Domblatl" (es kommt alle Sonntage
heraus und kostct nur 24 Grote für das ganze Jahr; das Haupkpost-
amt in Oldendurg nimmt Bestcllungen an), auf welchcS wir durch
einige vom Central-Vereine zugesandte Probeblälter aufmerksam ma-
ctien, deren viele und intereffante mit. Seik Ende vorigen und Anfang
dieses Jahres wurde die Theilnahme so lebhast, daß sie an vielen Or-
ten ansing, in That überzugehen. Unscr Verein hat indessen den Ruhm,
einer der crsten zu sein, welche sörmlich constituirt waren und eine
regelmäßige Thäligkeit begannen. Das Statut des Central-Vereins ist
vom December 1841, sein Aufrus vvm Ende März 1842. Das ham-
burgcr Unglück, welches die öffentliche Theilnahme und Thätigkeit mit
Recht auf eine dringenderc Angclegenheit hinlenkte, brachle einen vor-
übcrgehenden Stillstand in die Bildung von Vereinen und in das
Jntcresse für den Dombau. Seit etwa zwei Monaten abec ist dasselde
mit erncuter Kraft erwacht, und es haben sich, so wcit Nachrichten
vorliegen, Vereine förmlich constiluirt zu: Bonn, Cleve, Münstcr,
Aachen, Danzig, Düsseldorf, Arnsberg, Elbcrfeld, Barmen, Berlin,
Kreuznach, Paderborn, Saarbrück, Trirr, Mainz, Magdeburg, Koblcnz,
Hamm, Crefeld, Bremen, Essen, Jülich, Hamburg, Königsberq, Hei-
delberg, Scuttgart, Wetzlar, Frankfurt, München, Augsburg, Regens-
burg, Speyer, Nürnberg, Wüczburg, Frankfurt a. d. O-, Brandcn-
burg, Brcslau, Prenzlau, Lübeck, Stektin, und in einer sehr großcn
Zahl kleincrer Städte und Gemeinden. Deßgleichen hsben die aus-
wärtigen Deutschen zu Rom, Paris, London und in Liefland Vereine
für den Dombau gestiftet, und zum Theil schon Beiträge eingesandt.
Durch daS ganze Königreich Baiern ist eine allgemeine jährliche ColL
lecte angeocdnet, welche in einem Kreise (das Königreich hat deren
achl) 7000 Gulden eingebracht hat. Der Central-Verein in Köln hat
in den ersten vier Monaten seines Bestehens eine Einnahme von etwa
23,000 Thlrn. gehabt (wovon über 12,000 allein aus Köln), fast lau-
tcr jährlich wiedcrkehrende Gaben. Ein Mitglied desselben zahlt 500
Thlr. jährlich. Dcr bcrliner Verein hatte nach seinem ersten Bericht
in kurzer Zeit 3000 Thlr. größtentheils jährlicher Beiträge gesammelt.
Bei Weitem die meisten Einsammlungen und Beiträge waren indeß
noch nicht bcendigt oder eingesandt, so daß sich der Betrag auch nicht
einmal annähernd angebe» läßt; aber es ist durchaus zu erwarten,
daß derselbe schon i» gegenwärtigem Zahre eine sehr bedeutcndeSumme
ausweiftn werde, um so mehr, als außer den regelmäßig constituirten
Dereinen vielfach von Privaten, Corporationen, Reisenden und Besich-
tigern reiche Gaben ciugchen. Dcrmächtnisse wcrden für den Dom ge-
stiftek, Feste und musicalische Aufführungen für ihn gegeben; überall
in Deutschland arbeiten seit einem Zahre Fedcr und Grabstichel zu
ftincm Preise. Schon ist die Zahl der seinem Vortheil erschienenen
Schriften und Gedichte bedeutend genug; jede Messe bringt neue und
gclungcnere Bbbildungen; ausgestellte Modelle sammeln ein schaulusti-
ges Publicum um sich her. Unter den kürzUch erschienencn Schriften
ist dcr Aufsatz deS Dombaumeistcrs Zwirner (im „Domblatt Nr. 1
bis 6): „Vergangenheit und Zukunft desDombaueS" allen
Freundcn unserer Sache zu empfehlen; über die Geschichte und den
Zustand des GebäudeS, üder die bisherigen Restaurationsarbeiten, über
die Weitcrführung dcS BaueS und dessen Kosten werdcn hier aulhen-
tische und wichtige Aufklärungen gegeben, und man erlangt die beru-
higende Ueberzeugung, daß die Aussührung dcs Baues in kundige und
eifrige Hände gelegt ist. —
„Aus dem allem crgibt sich zur Genüge, daß wir mit unserer Theil-
nahme und Thätigkeit nicht isolirt stehcn. ES hatvielmehr jener schöne
und große Gedanke gleichzcitig an tausend Orten die edelsten deutschen
Herzcn entzündet, und in diesem Augenblicke schon ist es entschieden,
daß er zur That werden wird. An dem bevorstehenden Königsseste der
Grundsteinlegung, dcm eine Reihe von Fürsten und ein ganzes Volk
beiwohnen wird; — an dem wachsendcn Bau, so wie er in altkünst-
lcrischer Schönheit und Form und doch in Jugendsrische die riesigen
Glieder allmählich ausbreitrt, werden sich seine Schwingen entfalten.
Jeder Beschauer, jcder Wanderer, jedes Zeitungsblatt wird zum Boteu
seiner Größ« und seines Ruhmcs werden, und er wird die Menschcn
nicht ruhen laffen, bis sie ihm gegeben, waS sie ihm schuldig sind, die
volle Wirklichkeil und Gestalt!"
Es gereicht uns zu besonderm Vergnügen, hiermit eincn neuen Be-
weis von der freundlichen Unterstützung, die unsecm Unternehmen all-
scitig zu Theil wird, der Oeffenrlichkeit übcrgeben zu können.
Die großherzoglich badische Obec-Post-Directi'on zu Karlsruhe hat
untcr dem 27. v. M. nachstehendes Schreiben an uns erlasscn:
„Wir beehren uns, den löblichen VerwaltungS-Ausschuß anmit
crgebenst in Kenntniß zu setzen, daß auf dieSseitigen Antrag Seine
königlich« Hoheit der Kroßherzog durch höchsteS Rescri'pt aus großher-
zoglichem Staatsministerium vom 10. d. M. dem kölner Dombau.
Verein für deffen Correspondenz und Geldsendungen die Portosteiheit
auch auf den großherzoglichen Posten widerruflich und mit denftlben
Modalitäten zu bewilligen gcruht habcn, wie solche von dcr fürstkich
thurn- und taxis'schen Postverwaltunq im Umfange ihres Postbezirks
bcreits zugestandcn worden ist.
„Karlsruhe, 27. September 1842.
„Jn Abwesenheit des Ober-Post-Directors,
„Eisele."
Köln, 3. Oct. 1842. Der Verwaltungs-Ausschuß des
Central-Dombau-Vereins.
Zum Settcn dcs kölner Vombaues
wird ein Oelgemäldc: „Wanderer beim Anblick des kölner Domesaus
der Ferne", von Catharine Fischbach geb. Sevecin, verloos't werden.
Die Loose ä 10 Sgr. flnd auf dem Sccretariake des Cemral-Dom-
bau-Vereins zu haben.
Lleber vergangenen und ;ukünt'tigen Sauttyl in öen
preufsitchen Rheinlandm.
Von Prisac.
(Fortsetzung. Siehe Nr. 15 dieses Blattes)
Wie die Jtaliencr, so waren auch die Normannen um diese Aeit
fleißige Gründer von Kirchen. Sie änderten als Christcn ihre Zerstö-
rungswuth und wurden die eifrigsten Erbauer religiöser Gebäude. Sie
wurden durch ihre Geistlichkeit und Ablässe ni'cht wenig dazu crmun-
tert. Es bildeten sich sogar Bruderschasten der Karrenschieber für den
Bau der Kirchen; man communicirte, versöhnte sich mit den Feinden,
vcreinte sich und wählte einen Anführer, unker deffen Leitung die mit
der Gemeinde, ehe er für den Staat sorgt? Und doch kann er kein
ausgebildetec und vollständiger Mann werden ohne Familie, doch be-
steht kein-e wahre Sicherheie, kcin Gedeihen der Familie ohne dieMit-
genossenschast in dec Gemcinde, keine gute Vecwaltung und Ordnung
der Gemeinde ohne den Schutz des Staates. Alle solche Richtungen
ducchdri'ngen sich nichl nur gegenseitig und bestehen nebeneinander,
sondern sie müssen sich durchdringen und nebeneinander bestehen, um
ein vollständiges Lcben zu gestalten. Von einer Ueber- oder Unterord-
nung nach der eincn odcr nach dec andern Seite kann nur die Rede
sein, wenn ein Conflict, ein stceitendes Begegnen zweier dieser
Richtungen entsteht, und da wird denn sreilich in jedem einzclnen Falle
zu entscheiden sein, wo der dringendere und höhere Anspruch ist.
„Aber von einem solchcn Conflict ist hiec gar nicht die
Rede. Ist wohl ein einziger von den 3000 Subscridenten für
den kölnec Dombau, der durch seinen Beitrag von 24 Grvken verhin-
dcrt würde, seine Pflicht als Familienvater, Gemcindegliev, Staatö-
bürger so gut als fcüher zu erfüllen? Werden die Gemeindebaulcn,
die Acmenanstalten, die Wohllhätigkeits-Jnstitutr daruntec leiden?
Werden wir je Theilnehmer wünsciien odcr bckommen, welche 24Grote
als einen wahrhafkcn Verlust empfinden? Ist denn unser Land so arm
und gedrückt, daß es sich nicht mit so viel an der Erreichung eines
großen nationalen Zwcckcs ohne Nachtheil bctheiligen könnte, als etwa
ein paar Vergnügungsreiftn Wohlhabendec außer Landes bringen? —
Wir dürfen annehmen, daß von allem dem das Gegentheil der Fall
tst und die Unterzeichnung für den kölner Dombau, eben indem ste
solche Verhällnissc Lurch Oppostti'on und Besprcchung aufklärte, hal
vielmehr die Mittel und Kräfte gewcckt und nachgewiese», so daß seit-
dem auch maucheS schlummerndc cinhcimische Unternehmen in Anre-
gung und Schwung gekommen. Hätle ec nichrs dcwickt, als dieft An-
rcgung der Kräfte und Erwcckung der Gemüther, als die Veranschau-
lichung des cinfachen Satzes: daß durch geringe Betheiligung
Vieler Großes zu erreichen ist, — unftr Verein häkte schon
deßhalb Ansprüche auf die allgemeine Anerkennung. Sv wahr ist, was
in unserer Aufforderung an das Publicum angedeutct worden, daß:
,,„wer den Geist lebendig macht, zuletzk auch immcr der Materie
dienk"".
„Was ferner unftrm Unternehmen in den katholischen Landestheilen
gewiß sehr förderlich gewesen ist, hat ihm in den protestantischen nicht
selten geschadet! „„Warum sollten wir deitragen zu dem Ausbau einer
fcemden katholischen Kirche, noch dazu in eincm Lande und in einec
Stadt, wo es Kirchen in Uebcrfluß gibk?"" — Wir haben Euch zu-
nächst nicht aufgefordert, den Dom als Kirche ausbauen zu helfen,
noch weniger gerade als katholische Kirche. Wollt oder könnt Jhr
nicht mit unS in ihm dcn erhabensten Tempel deS Ehcistenthums
schen, dessen Geist und Wesen hier eine wundersam-herrliche Kunst in
Stei'n vergegenwärtigt hat; — nehmt Zhr Anstoß daran, daß cs zu-
fällig und vorzugsweise Eure christlich-katholischen Brüder sind,
welche hier zu demselben Gott, wie Jhr, ihre Andachl zu verrichten
und ihr Gemüth zu erheben pflegrn; — faßt Jhr nicht, daß es sich
hier nicht darum handelt, alte Wunden aufzurcißen und unftlige
Gegensätze zu erncuern, sondern darum, zu einigen und zu ver-
söhnen durch gemeinschastliches Vollen'oen eines unermeßlichen und
unschätzbaren Werkes, an dem sich letzt und künstig der Nationalsinn
cntzünde, welchcs das Kleinod, der Stolz und das gemeinschastliche
Eigenthum der Nation zu werden bestimmt ist, indem es ihr zu
einem bleibenden Bild und Denkmal wird von demjeni-
g-n, waS sie in ihrer Kraft undEinigkeit vermag—, nun,
sv müßt Jhr eben nicht unterzeichnen, und wir müssen, bis Jhr Euch
besinnt, forlfahrcn zu bauen ohne Euch!-
„Durch die Communication mit dem Central-Verein in Köln sind
wir denn auch in den Besitz von cinec Menge höchst erfreulicher Nach-
richten über den Fortgang dcs großen Unternehmens in fast allen Thei-
len von Deutschland gekommen. Namentlich theilt das seit Anfang
Juli in Köln erscheinende „Domblatl" (es kommt alle Sonntage
heraus und kostct nur 24 Grote für das ganze Jahr; das Haupkpost-
amt in Oldendurg nimmt Bestcllungen an), auf welchcS wir durch
einige vom Central-Vereine zugesandte Probeblälter aufmerksam ma-
ctien, deren viele und intereffante mit. Seik Ende vorigen und Anfang
dieses Jahres wurde die Theilnahme so lebhast, daß sie an vielen Or-
ten ansing, in That überzugehen. Unscr Verein hat indessen den Ruhm,
einer der crsten zu sein, welche sörmlich constituirt waren und eine
regelmäßige Thäligkeit begannen. Das Statut des Central-Vereins ist
vom December 1841, sein Aufrus vvm Ende März 1842. Das ham-
burgcr Unglück, welches die öffentliche Theilnahme und Thätigkeit mit
Recht auf eine dringenderc Angclegenheit hinlenkte, brachle einen vor-
übcrgehenden Stillstand in die Bildung von Vereinen und in das
Jntcresse für den Dombau. Seit etwa zwei Monaten abec ist dasselde
mit erncuter Kraft erwacht, und es haben sich, so wcit Nachrichten
vorliegen, Vereine förmlich constiluirt zu: Bonn, Cleve, Münstcr,
Aachen, Danzig, Düsseldorf, Arnsberg, Elbcrfeld, Barmen, Berlin,
Kreuznach, Paderborn, Saarbrück, Trirr, Mainz, Magdeburg, Koblcnz,
Hamm, Crefeld, Bremen, Essen, Jülich, Hamburg, Königsberq, Hei-
delberg, Scuttgart, Wetzlar, Frankfurt, München, Augsburg, Regens-
burg, Speyer, Nürnberg, Wüczburg, Frankfurt a. d. O-, Brandcn-
burg, Brcslau, Prenzlau, Lübeck, Stektin, und in einer sehr großcn
Zahl kleincrer Städte und Gemeinden. Deßgleichen hsben die aus-
wärtigen Deutschen zu Rom, Paris, London und in Liefland Vereine
für den Dombau gestiftet, und zum Theil schon Beiträge eingesandt.
Durch daS ganze Königreich Baiern ist eine allgemeine jährliche ColL
lecte angeocdnet, welche in einem Kreise (das Königreich hat deren
achl) 7000 Gulden eingebracht hat. Der Central-Verein in Köln hat
in den ersten vier Monaten seines Bestehens eine Einnahme von etwa
23,000 Thlrn. gehabt (wovon über 12,000 allein aus Köln), fast lau-
tcr jährlich wiedcrkehrende Gaben. Ein Mitglied desselben zahlt 500
Thlr. jährlich. Dcr bcrliner Verein hatte nach seinem ersten Bericht
in kurzer Zeit 3000 Thlr. größtentheils jährlicher Beiträge gesammelt.
Bei Weitem die meisten Einsammlungen und Beiträge waren indeß
noch nicht bcendigt oder eingesandt, so daß sich der Betrag auch nicht
einmal annähernd angebe» läßt; aber es ist durchaus zu erwarten,
daß derselbe schon i» gegenwärtigem Zahre eine sehr bedeutcndeSumme
ausweiftn werde, um so mehr, als außer den regelmäßig constituirten
Dereinen vielfach von Privaten, Corporationen, Reisenden und Besich-
tigern reiche Gaben ciugchen. Dcrmächtnisse wcrden für den Dom ge-
stiftek, Feste und musicalische Aufführungen für ihn gegeben; überall
in Deutschland arbeiten seit einem Zahre Fedcr und Grabstichel zu
ftincm Preise. Schon ist die Zahl der seinem Vortheil erschienenen
Schriften und Gedichte bedeutend genug; jede Messe bringt neue und
gclungcnere Bbbildungen; ausgestellte Modelle sammeln ein schaulusti-
ges Publicum um sich her. Unter den kürzUch erschienencn Schriften
ist dcr Aufsatz deS Dombaumeistcrs Zwirner (im „Domblatt Nr. 1
bis 6): „Vergangenheit und Zukunft desDombaueS" allen
Freundcn unserer Sache zu empfehlen; über die Geschichte und den
Zustand des GebäudeS, üder die bisherigen Restaurationsarbeiten, über
die Weitcrführung dcS BaueS und dessen Kosten werdcn hier aulhen-
tische und wichtige Aufklärungen gegeben, und man erlangt die beru-
higende Ueberzeugung, daß die Aussührung dcs Baues in kundige und
eifrige Hände gelegt ist. —
„Aus dem allem crgibt sich zur Genüge, daß wir mit unserer Theil-
nahme und Thätigkeit nicht isolirt stehcn. ES hatvielmehr jener schöne
und große Gedanke gleichzcitig an tausend Orten die edelsten deutschen
Herzcn entzündet, und in diesem Augenblicke schon ist es entschieden,
daß er zur That werden wird. An dem bevorstehenden Königsseste der
Grundsteinlegung, dcm eine Reihe von Fürsten und ein ganzes Volk
beiwohnen wird; — an dem wachsendcn Bau, so wie er in altkünst-
lcrischer Schönheit und Form und doch in Jugendsrische die riesigen
Glieder allmählich ausbreitrt, werden sich seine Schwingen entfalten.
Jeder Beschauer, jcder Wanderer, jedes Zeitungsblatt wird zum Boteu
seiner Größ« und seines Ruhmcs werden, und er wird die Menschcn
nicht ruhen laffen, bis sie ihm gegeben, waS sie ihm schuldig sind, die
volle Wirklichkeil und Gestalt!"
Es gereicht uns zu besonderm Vergnügen, hiermit eincn neuen Be-
weis von der freundlichen Unterstützung, die unsecm Unternehmen all-
scitig zu Theil wird, der Oeffenrlichkeit übcrgeben zu können.
Die großherzoglich badische Obec-Post-Directi'on zu Karlsruhe hat
untcr dem 27. v. M. nachstehendes Schreiben an uns erlasscn:
„Wir beehren uns, den löblichen VerwaltungS-Ausschuß anmit
crgebenst in Kenntniß zu setzen, daß auf dieSseitigen Antrag Seine
königlich« Hoheit der Kroßherzog durch höchsteS Rescri'pt aus großher-
zoglichem Staatsministerium vom 10. d. M. dem kölner Dombau.
Verein für deffen Correspondenz und Geldsendungen die Portosteiheit
auch auf den großherzoglichen Posten widerruflich und mit denftlben
Modalitäten zu bewilligen gcruht habcn, wie solche von dcr fürstkich
thurn- und taxis'schen Postverwaltunq im Umfange ihres Postbezirks
bcreits zugestandcn worden ist.
„Karlsruhe, 27. September 1842.
„Jn Abwesenheit des Ober-Post-Directors,
„Eisele."
Köln, 3. Oct. 1842. Der Verwaltungs-Ausschuß des
Central-Dombau-Vereins.
Zum Settcn dcs kölner Vombaues
wird ein Oelgemäldc: „Wanderer beim Anblick des kölner Domesaus
der Ferne", von Catharine Fischbach geb. Sevecin, verloos't werden.
Die Loose ä 10 Sgr. flnd auf dem Sccretariake des Cemral-Dom-
bau-Vereins zu haben.
Lleber vergangenen und ;ukünt'tigen Sauttyl in öen
preufsitchen Rheinlandm.
Von Prisac.
(Fortsetzung. Siehe Nr. 15 dieses Blattes)
Wie die Jtaliencr, so waren auch die Normannen um diese Aeit
fleißige Gründer von Kirchen. Sie änderten als Christcn ihre Zerstö-
rungswuth und wurden die eifrigsten Erbauer religiöser Gebäude. Sie
wurden durch ihre Geistlichkeit und Ablässe ni'cht wenig dazu crmun-
tert. Es bildeten sich sogar Bruderschasten der Karrenschieber für den
Bau der Kirchen; man communicirte, versöhnte sich mit den Feinden,
vcreinte sich und wählte einen Anführer, unker deffen Leitung die mit