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Literarilches.

Evthische« ü-S-2-Buch, Las ,'ji: Grundangabe des gothi-
schcn Stylcs für Künsrler und Wcrklcute, von Friedrich
Hoffstadt. Mit zweiundvierzig Vorlegeblättern (worunter
einige zum Theil ausgefübrte Entwürfe) und ciner Abhandlung
übcr Geschl'cbtc und Restauration der dcutschen Baukunst, nebst
einem Wortverzei'chnisse übcr deren Kunft- und Handwcrks-
Ausdrücke. Frankfurt a. M-, bci Siegmund Schmerbcr. Klein
Folio. 1840.,

Wir finden in deutschen, englischen, franzöfischen und selbst italie-
nischen archileklur-geschichllichen Schriften mancherlci Anfichlen über
die deulsche (gothische) Baukunst niedcrgelegt, einzelne Andeutungen
über das Wesen dieses SlylcS ausgesprochen; ekwaS VollstandigeS,
strcng Systematischeö besaße» wir aber noch nichr — eine große Lücke in
der Lhcorie dec verschiedenen Baustyle —, waren dahec um so mehr ge-
spannl auf das Erschcinen des angeführlen A-B-C-Buches, da cs
nach dcr Ankündigung und dem Jnhaltsverzeichnisse das zu leistcn vcr-
sprach, was der praklische und tbkocclische Architekt bishcr in andrrn
Wcrken vergebens suchte. Wir hicßen das Werk aber um so fcöhlicher
willkommen^ weil auch in biesem Aweige der Baukunde cin Deurscher
zucrst die Bahn brach und sich durch die unsäglichen Mühen, wclcke
ein solches Unternehmen bcdingt, nickt abschrecken licß, nach allen Kräf-
ten dahin zu wirken, ctwas möglickst VcllständigeS ;u liefern. Zwei
Hefte licqen vor unS, unv wir dürsen nach dem Jnhalte dersclbcn die
Behauptung aufstellen, daß der Verfasser geleistet, was er vecsprvchen
hat, indcm'die Anlage drS ganzcn PlaneS eden so vernünflig, syste-
matisch umfasseno, als die Ausführunq klar und gediegcn ist. D-n
schweren Ballast dec Gclekrtlhuerei, den wir in ähnlichen Leutschcn Ar-
beilen nach herkömmlichcr Sitte gewöhnlick finden, und dcr nicht sel-
len selbst dcn praktischen Mann vom Fachc scheu macht, wußte Herr
Hoffstadl gan; zu vermeiden; er ist ein eden so vcrständiger, alö klarer,
ansprcckender Lebrer, welcher mit schlichter, cinfacher Rede sein Ziel
systematisch verfolqt, von den Grundprincipien dcr einfachsten Eon-
structionen ausgehend, bi« zu den zusammcngesetztecn systemalisch fort-
schreitend, und ebcn so in Bczug auf die V-rzierungen dcs Siyles,
die ganzc Ornamenlik verfahrend, wobci cr den praktischcn Stein-
metzen, den Bildner überhaupt streng im Auge behält. Der Architekt
und Bildner, welcker Gefühl für den deutschen Styl hat, d-sscn Ge-
mütk in den griechischen Formen nicht ganz untergegangen ist, sindet hier
die Geheimmsst desselben erschlvffen und gclangl dald zur klarsten An-
schauunq des ganzen Systems, welches wir, wie gesagl, uoch nirgeno
so vollständig und dcutlich leicht faßlich aus einander gesetzt fanden.
Tbeilen wic auch nicht alle Anstchten dcs Lerfassers, wie wir bei cincr
ausführlichen Befprechung des WerkeS, sobalo es vollständig ersckienen,
darzulegen versuchen werden, so dürfcn wir es aber dem angchenden
Architekten wie jedem Freundc beulschen Styles, dcm cs um möglichst
umfassende Belchrung z)l thun ist, empfehlen; hier wird er bald ein-
sehen, daß Spitzbogcn, mit Laubwcrk verzierte Spitzsäulen, Rvsclten
und Kreuzblumcn nicht allcin das Wesen des deutschen SlyleS, wie
so Viele zu glauben scheinen, ausmachen. Es wird cinem Zeden klar,
wie sich das System nach und nach vrganisch entwickell und bis zur
höchsten Ausbildung auf gan; einsachen Principien berubt, wrlche dcr
Verfaffer aus den vorhandenen Werken dcutscher Kunfi strenq wissen-
schafllich, jedoch «hne allen wiffenschaftlichen Prunk ui.d Schwulst,
nachweisst. Er ist der Vitruv des deutschen Styles; aber ww Vitruv'S
Werk, krotz aller Eommentare, so häufig mißverstanden oder gar nichk
versianden wird, da uns bei viclen dcr von ihm desprockencn Dinqe
die Anschauung fehll, so würde dieS auch Kier dcr Fail jein, halle der
Vers. diesem Üebelstande nicht durch die Vorlegeblätter, welchc das
Werk begleiken, auf das genügendste adzuhelsen gewußt, indem cr uns
in demselben das ganze System bis zur ausgebildetsten Ornamcntik
zur klarsten Anschauuna bringt. Ein sehr ecwünschter, auch in sprach-
licher Hinsicht höckst willkommener Beikrag ist das Wortverzeichniß
der deulschen Kunst- und Handwerks-Ausdrücke, dem wir im Jntereffe
der deutschen Kunst und Sprache eine möqlichst umfassende Vollstän-
digkeit wünschen. Da das Werk auch in französischcr Sprache heraus-
gegeben werden soll, so Lürfcn ivir hier die feste Uebeczeugung auS-
sprechen, daß es sowehl den Franzosen als den Engländern, bei de-
nen der deutsche Styl noch ein ledendlger, «ine höchst willkommene
Erscheinung sein wird, auf welche :vir alle Freunde dculschen Bausty-
les hiermic aufmerksam ;u machen nickt unterlassen, indem das Eanze
bald vollständig i» den Händen des Publicums sein wird.

Ernst Weyden.

Mit den jüngsten Gaben deS FrommsinnS, deren unser Dom sich
erfrcut, müssen wir eines Büchleins von M. I. Wamich dankbar
gedcnken, das zum Bestcn unseres Baues bei Boifseröe erschienen und
durch Gehait wie Ausstatlung freundlicher Theilnahme zu empfehleii
ist. Es ist betitelt: „Der Rhein", und enthälr vaterländischeLieder,
mehre und meist vierstimmig componirt, einr erfreuliche Gabe für Sän-
gerkreise. Die Gesinnung dieser Lieder, die in der jüngst vergangencn
Zeit ihre Veranlassung fanden, ist cdel, männlich, löblich, kerndeutsch,
Sprache und Reim find mit Gewandrheit gehandhabt, besondcrs in
Nr. U., dem preußischen Huldigungsliede, welckes Maß, wie Kenner

wissen, seinc nicht geringen Schwierigkeiten hat. Rcin und edel ist auch
vorzüglick Nr. VI., und so bcgrüßcn wir dcn uns bisher Unbekannten
unter den neuen Strebenden, und wünschen, daß seine Gesinnunq all-
gemein werde, er selber aber an Ehre wachse. Kr.

Lorretponden; - Nachrichtcn.

Köln, 20. Oct. Mir der gespanntesten Erwactung sehen wir nähern
Aufschlüsscn über die Baumeister unscres Domes im dreizehnten Jahr-
hunderte entgegen. Herr Fahne, Friedensrichter in Bensberg, ein eif-
rigcr Forscher auf dem Gcbiete ber Gesckichte der Vatersiadt, hat näm-
lich mehre auf diesen Gcgenstand bezügliche Urkunden cntdeckr, durch
welche wir nicht nuc eincn bisher unbekannten Baumeistec des Domes
kcnnen lernen, sondern auch verschiedene biöhec allgemein geltende Nn-
sichten näher berichtigt werdcn. Herr Fahne wird seine Enldeckungen
chestenS der Oeffenklichkeit übecgeben, wofür wir dem unermüdlicheu
Forschcr schon im Voraus unsern Dank sagen.

Barmcn, im Kreise Jülich, 15. Oct. Jn dcr heute Sratt gehab-
tcn Vcrsammlung der Dombaufreunde consticuirten dieselben sich als
Hülft-Dombau-Vereine für die Bürgermeisterci Barmen. Aum Vor-
siande wurden gewählt die Herren: Pfarrer Elaesscn zu Barmen,
ReichSfreiherr Raitz von Frentz zu Kellenberg, Wilh. Jos. Schmitz zu
Varmen, Anlon Opftrgelr und Jacod Kamp zu Mcrzenhauscn.

Eocsfeld, 18. Oct. Der, Anfangs Mai d. I. hierconstituirte, auch
über Haltcrn, Billerbeck, Dülmen, Darfcld, Gesckcr und Osterwick sich
ecsireckende Hülft-Dombau-Verein nimmt fvrtwährcnd an Mitglieder»
zu, so daß er deren jetzt schon weit über 100 zählt. Unker Len ge-
zeickneten Beilräqen befinbet sich einer von 100 Thlrn. Zu Mitqlic-
»em deS Vorsiaudcs, deffcu Ebrerivocsitz der Für,r voi: Salm-Horsi-
mar übernommen, wurden gewählt: dcr Landcalh Mecsman (Vorsitzen-
dcr), Professor und Gymnasial-Diccctor Sökcland, Apolhcker Kraut-
hauscn (Rechriiingsführer), Bsseffor Schlüter, der bei seiner Ernen-
nung zum Oberlandesgerichksrath in Paderborn leidcr inmitkelst aus-
schied, Vicar Kettelback, Gymnasial-Lehrer Junkmann und Reserendar
Schmitz (Secrekär).

Schleiden, 16. Ocr. Unterm 15. d. Mts. hat sich hier für den
Bereich des Landkreise« Schlciden ein Hülft-Vercin zur Förderung
des kölnir Dombaucs gebildet, sein Statuk festgestellt und zum Vor-
stande gewählt dieHerren: Oberforstinspcctor Haack, Oberförster Labry,
Docror Schicffer, Psul Eraff, Landralh Graf von Bcissel und Kreis-
Secretär Ehun.

V i e D o m 1 a l) n e.

NsvAst cdorus 6drisli ßreplis
kexuin prinvep» voluit.
vinnis pleds cujusvis iezis,
l'snclein )u! contriduit;

Lcoe opss reincvplnin
Loriini regs optiin»;
l'emptnin colnvt siv säeptum
Oinnes nllnc uoiiviioo;
kdeni esput üsbit sixnuin
llliuc rexoi vomino.

kreise, froh beglücktc Herde!
khcinlands Herrscher hat's gewollt,

0, die ganze teucsche Erde
rritt begeistert auf und zvllt;
kllnen Dom sie wrll vollenden
t'christlich fromm zum Unterpfand
1'cutschec Treu, und Segen spenden,

0, seht unsres Königs Hand!
khein'schen Glaubens theu'rster Ahne,

Ihm drum weht die Jubelfahne.

Dkr.

Literarifclie Anzcige-

Jm Vcrlage von M. DuMont-Schauberg in Köln ist erschie-
nen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Der Dom zrr Kölrr.

Historisch-archäolegrsche Beschreibung, von M. I. DeNoel.
Zweite, vermehrte Auflage. Mit 3 Ansichten und 1
Plane. Cartonirt. Preis 17 Sgr.

Oeseriptiou sreflsoloZico - liistori^ue tle oelte öglise
moti'opolltaink, psi- 1. vebioel. "luslluite cle
l'allewanct pgi' te vr. L. Lautelet. Alit Lvrei
^usieliten unll eiuem klane. earl. kreis 15 8z»r.

Verantwortlicher Hcrausgcber: Jos. DuMont.

Druck und Commissions-Verlag des Verlegers der Kölnischen Zeitung,
M. DuMont-Schauberg.
 
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