Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
«isch er iji, wenn mnn seinen Styl betrachtet *), ist dennvch weoer
mit deutschem, nvch mit kölnischem Gelde erbauk. Die kölner Chro-
oik hat einr Stelle, die für Lie Geschichte deS Dombaues in Köln zu
«ichtig ist, alS daß wic umhin könnten, sie hier wörtlich anzugeben.
Sie findet sich bei dcr Gcschichte Conrad's von Hochsteden und hat die
Ueberschrift:

„wannc ind van weme der nüwe Dcym tzo Corllcn
der noch tzer tziit niet volmacht is begonnen wart.

„Jn den iaren vns heren >i6exl-vm want bysschoff Conrait fere
vyff d'mayffen rijch waS van gulde, silver ind edel qesteyne, also dal
he syn schatz meynte vnuerzeirlich vnd vnvyssoelich, darumb began he
groiffe kostlige Dynge an duwen ind an keuffcn.

„He bede begynnen den grviffen kostlichen vn ewigcn buwe dcn Doym
d'nu zer tziit Xavo v»i VI6666X6IX noch degelichS gcbuwet wirr

Wo hat Conrad das Geld her für den ewigcn Dom, das nie auf-
geht? War cr reich an Familienbesitzungcn, wie seine Borgänger odcr
Rachfolger? Er wicd genannt ex Nosteiloii, wo liegt das? War cs
«in großes Land, man würde es gewiß noch kennen. Lrachte das Erz-
biSthum mehr cin, als vor ihm oder nach ihm? Gcwiß in einer Weisc,
«s waren Subsidien auS England. Das Vechältniß zwischcn dem Kö-
nige Richard und dem Erzbischofe Cvnrad von Köln ist zu bekannt,
alS daß ich dieses weitcr auseinandersctzen sollte. Abcr waren das un-
«rschöpfliche Schätze, reichten sie hin für dcn cwigcn Bau? Die Dom-
fabrik mußte noch andere kennen. Die Sladt hat den Dom nicht ge-
baut; das wücde am wenigsten die kölner Chronik vcrgcffen haben,
daS würde das schöne und vollständige Archiv von Köln nachwciscn,
und die kölner Chronik würde qcwiß einen kleincn Theil der Ehre
ruit rn Anspmch nehmen, denn sie ist nicht gewohnt, mit den Bischö-
f«n sehr gllmpflich zu verfahren. Die unerschöpflichcn Schätze, die für
den ewigen Bau flossen, waren die Opfer der Pilqrimc. Als Rainold,
Blschof von Köln und Kaiser Friedrich's trcuer Waffengefährte, bci
d«r Eroberung von Mailand die Häupter dcc drei Weisen aus Mor-
grnland nach Köln gebracht, da kamen die Völkcrschaften aus den ent-
ferntesten Gegenden, aus Jtalicn, wo man sie noch nicht gern enk-
behrcn mochte, aus Ungarn, von wo man bis in dic letzten Zeiten
«och pilgertc. Sie kamen, «ie ein niederdeutsches Gedicht aus dem 15
Zahrhundert dcrartige Besuche bezeichnetc, mit Offerhand.

Dies noch zum Schluffe: Das Domwerk ist ein ernstes Werk, mit
tzrnst begonnen und auch nur mit Ecnst zu vollcnden; ein Werk der
Begeisterunq, wie sie die Religion schafft, eine Verherrlichung des
deutschen Vaterlandes, die nur unter der Eintrachl ber deutschen
Stämme gedeihen kann, zu deffen Vollendung aber noch manches
Opsecgebracht werden muß: Opfer, welche wir ber Religion, dem Va-
t«rlande und der Ehre unserer Doreltern schuldig sind, und die auf-
HScen, Opfer zu sein, wenn sie aus dem gehörigen Standpuncte be-
trachtet werden.

Zn der neuern Zeit ist über den Erfinder des Domplanes zu Köln
manche Frage erhoben worden. Wie über die Baterstadt Homer's die
sieben Städte stritten, so fängt unser Rachbarland Belgien über den
Geburtsort des Dombaumeisters an, mit uus zu kämpfen. Leider hat
der Name dcS Dombau-Erfinders schon an und sür fich etwas Ver-
hängnißvolles, und der Urheber jenes herrlichen Werkes ist eben so we-
nig gekannt, wie der Dichter der Jlias und der Odyffce, die Entdecker
so vieler der nützlichsten u»d'unentbehrlichstcn Könstc und Wiffenschaf-
ten. Es hieße aber leeres Stroh dreschen, auf alle Einwendungen ein-
zugehen, welche dahin zielen, dem Deutschen, dem Rheinländer die Er-
silidung und Ausbildung des Spitzbogenstyles streitig zu machen. Es
ist eine Wiederholung des jäinmerlichen Streites über die Erfindung
der Buchdruckerkunst. Daß der Dom zu Köln ein Original ist unb keine
Nachahmung, wird jeder Kenner gestehen müffen; daß dieses Original
sich wesentlich von den Kirchen des Spitzbogenstyles in Frankreich, Eng-
land, Belgien unterscheidet, wirv eine oberflächliche Anschauung schon
zeigen; daß aber der Grundgedanke in dem Dome zu Köln am conse-
quentesten festgehalten, kann nur ein genauereS Studinm, sowohl deS
Domes selbst, alS der verschiedenen Bauwerke und der Familien des
Spitzbogenst-les lehren. Jch muß gcstehen, daß meine gegenwärtigen
Berhältniffe seit langer Zeit derartigen Studien ungünstig gewesen find,
daß ich darum i» manchem Fortschritt, welchen die neuere Zeit gemacht
hat, zurückgeblieben biu; dennoch hege ich die gerechtesten Zweifel, daß
die Kathedralkirche von Beauvais jene Nehnlichkeit mit dem Dome zu
Köln hat, wic fie der Berfaffer eines Aufsatzes im „Domblatte" Nr.
17 augibt. Jch rede aber nicht von einer äußern Aehnlichkeit: zwei
Thürme am Portale, ein Thürmchen in der Mitte u. s. w., sondern
von der innern, vom Gedanken und jener eigenthümlichen Art der AuS-
föhrung, die jedem Kunstwerke einen bestimmtcn Stempel aufvrücken,
den ihm kein Monogramm geben oder nehmen kann. Hat aber diese
Aehnlichkeit zwischen dem Dome zu Köln und der Kathedrale zu Bcau-
vaiS Statt gefunden, ss steht diese Kirche unter jhren Schwestern s»
eigenchümlich da, daß nothwendig auf irgend eineu Zusammenhang mit
dem Dome zu Köln geschloffen werden muß, und da gibt's allerdingS
noch manche Kirche in Deutschland, welche Sachverständige auf eincn
Zusammenhang mit dem Dome in Köln geleitet habcn, und die merk-
würdigste ist die bereits früher im „Domblatt" bcrührte und cher,
als der Dom zu Köln, gebaute Liebfrauenkirche in Trier. Wie, wenn
hier derDombaumeister seine Schule gemacht oder versucht HLtte, was er
«ohl vermöge?

<Lorretpondenf - Nachrichtett.

Köln, 13. Dec. Wic glaubten, noch folgendes Gcdicht auf die
Feier der Grundsteinlegung zum Fortbaue unseres Domes unsern Le-
fern nicht vorenthalten zu dürfcn, da der Verfaffer, Herr Professoc
Ferrucci aus Gcnt, von Sr. Maj. unserem Könige für dieseS Festge-
dicht mit der goldcnen Huldigungsmedaille beehrt wurde.
guos fruslra oylnvit »asoliü Inkeuküiu?! »rdiz,
guock spe ooiuyleoli peolore vix licuit;

Xomps lisv« koe «lecloruot keiicia sickern uostro,

Noc, Nnx Ätxuxr., tuis Iiet nd auspioiis.

sukes: (l>e»8 o kaveat) prior Irsic potsntem
vextrnm ailkides vperi; ueo moru, 8i»8et opus.
kkiuc suro immousi Ir»i?i prima Oolouin Iliieui
l-avta siuu recipit 'l'e: vuriixvii atque I>xrai-:>t:

ker Tx etenim auxu.-iti mole» amplisi-ima 1'empli,
kri,oas invou» artis gloria 't'eutollicae,

VuNique sam euuekis vuwsris perkeeta mouodit
0»nl piacickae paoss oommosa, quauta keraut.

8io v sio rexoi kaso perxao elemeuta beati
v-igue dnullü kausti» pravekere ominidus,

Vt praessus meritos »eta» 'riui recksat knuore^,

.Vetan ut Dr. omui8 p»8tora «uspieiat.

lllicdael kerruccius

ckoetor laliuis litteris Irailenklis iu Xoaäemia Leuevensi.

München, 12. Dec. Nnch ofstcieller Beknnntmachung beträgt die
Zah! der hiecsclbst wohnhasten Mitglieder des baierischen kölncr Dom-
bau-Vereins bis jetzt 1501; darunker befinden sich II. kk. HH. der
Kronprinz und Prinz Karl und S. H. Herzog Max in Baiern.

Rom, 1. Dec. Heute wucde die AuSstellung eröffnet, welche die
deutschen Künstler zum Besten dcS kölner Dombaucs veranstaltet ha-
ben. Graf v. Lützow, der wohlwollendc Beschützer aller ernsten Bcstre-
bungen für Kunst und Wiffenschaft, hat zu diesem Zwecke zwei dec
geräumigen Säle des venetianischen Palqstes dargeboten. Es sindet
sich in denselben eine schöne Reihe von Werken der Malerei und
Sculpkur beisammen, zwcckmäßig geordnet und möglichst günstig auf-
gestcllt. Obwohl die Theilnahme nichl allgemein zu nennen ist und die
Namen mehrcr bedeutenden Künstler mit Brdauecn vermißt werden,
so ist doch das Ganze keineswegs arm oder einseilig ausgefallen. Man
trifft auf historische Composikionen von Riepenhausen, Nadorp, BlaS
und Wittmer, mehre sehr interessante Charaktergcmälde von Weller
und Rahl, Schilderungen der italienischen Volksthümlichkeit von Ca-
tel Flor, Rudolpb Lehmann, Zeller u. A., Werner'S höchst eigenthüm-
liche kunstreiche Schöpfungen, die venetianischen Carnevalssteuden und
die Pracht des Domes von Siena vergegenwärtigend, Marco's geist-
rciche Landschaften und lebensvolle Portraits von Ammerling und
Rahl. Die Sculptur ist weniger zahlreich, aber würdkg vertreten: dcr
Erzherzog Karl und Fürst Metternich, kleine, fleißig ausgeführte Ska-
tuetten von Ramelmeyer, Prinz Albert von Wolff, der Cardinal Orivli
von Troschel, Cornelia, bekannte Koloffalbüste von Woltreck, mehre
Heldengestalte» aus der böhmischen Geschichte von Max, das Modell
;u einem Triton von Wsltreck, eine niedliche Benusstatuette von Ma-
khiä, artige Genre-Compositionen von Benzoni bieten mannigfaltige
Jnteressen dar. Jericbau, ein junger dänischer Künstler, hat eine sebr
geistvolle und umfassende Compvsition ausgestellt, welche Alexander's
und der Roxane Hochzeit schildert, und dabei die Mvdelle von einigcn
Gruppen derselben, die sehx viel verspxechen.

Literarilche Änseige-

Jm Verlage von C. R. Kersten zu Halle a. d. S. ist erschienen und
in allen guten Buchhandlungen zu haben:

Geschichte

i

dos

Domes)uK.o

für gebildete Freunde

der Kirche, des Vaterlandes und der Kunst
mitgetheilt
von

Erntt Ljeinrich pieiltclMidt,

DiaconnS an der Annenfirche in Dresden und Mitglied des Central-
Dombau-Bereins zu Köln.

Mit «inem Stahlstich.

123 S. gr. 8. brosch. Preis: 22h-, Sgr.

Verantwortlicher Herausgebcr: Jos. DuMont.

Druck und CommissionS-Verlag des Verlegers der Kölnischen Zeitung,
M. DuMont-Schauberg.

l N
 
Annotationen