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DAS MEGAIION DEK DEMETER BEI SELINUS

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Darin jederseits eine Sitzbank mit Fufsbank (vergl. den Schnitt
Not. 1888 Taf. XX Fig. 10). Vor dem äufseren Eingang im
Osten liegt eine nicht sehr gut erhaltene Treppe, die jederseits
von niedrigen, schräg ablaufenden Wangen eingefasst wird.
Da der Boden im Westen nach dem Peribolos zu etwas an-
steigt, ist der Weststylobat um eine Stufe höher gelegt worden
als der Oststylobat (vergl. den
Schnitt von Patricolo a. a.
0.). Aufsen läuft im W. eine
Wasserrinne entlang. Beide
Eingänge des Propylon waren
durch Schranken oder Gitter
zwischen den Säulen und
Anten geschlossen; davon
rühren Einschnitte im Fufs
der Anten und Dübellöcher
im Stylobat her; die Diibel-
löcher liegen jedesmal ein-
wärts von den Schranken.
An den Säulen sind dazu im
Westen gar die mittleren
Caimeluren, im Osten die
Canneluren hinter den mitt-
leren vom Stuck frei geblieben;
auch am Capitell bemerkt man
eine entsprochende Spur von
den Schranken.

Vom Aufbau stehen noch
die Mauerstümpfe, an der

SW.-Ecke bis zu 2 m hoch, und die untersten Säulentrommeln
(s. Abb. 57); andere Bauglieder hat Cavallari gefunden und
bereits veröffentlicht. Da die oberen Säulentrommeln fehlen,
bleibt die Höhe unbekannt.

Sic ist in der Restauration der Ostfront (Abb. 59) zu ca.
7.75 m = G Trommeln
angenommen worden.
Da die Säulen der West-
front höher stehen und
darum kürzer sein muss-
ten, ist auch ihr Durch-
messer geringer (0.64)
als der der Ostfront
(0.76). Ebenso sind die
Antenfronten im Westen
schmäler (0.365

erforschen, würde darum gerade hier ausserordentlich wert-
voll sein.

Die Säulen haben 20 Canäle, die am Capitell etwas plötz-

lich ausgebogen sind und geradlinig endigen.

Sie gleichen

Abb. 58. Das Gebälk vom Propylon des Heiligtums der Demeter. 1:15.

gegen

0.425) und die Seiten-
intercolumnien etwas
verändert, die Propor-
tionen also abhängig
von der Höhe. Das
System ist das einzige
zweitriglyphige, das wir
unter den griechischen
Denkmälern in Unter-
italien und Sicilien besitzen; im Mutterland war es bekannt-
lich schon über dem mittleren Intercoluniiihun der Propyläen
zur Akropolis von Athen verwendet worden.

Die Triglyphe steht zur Metope in dem üblichen Ver-
hältnis von 2:3. Die Verhältnisse im einzelnen und ihre,
einander an allen einzelnen Baugliedern zu

Abb. 59. Das Propylon des Heiligtums der Demeter.
Reconstruction 1 : 75.

Bezüge

zu

hierin wie in der Form des Echinus den Säulen vom Dioskuren-
tempel in Akragas. Das Bingband am Echinus hat drei aus-
gebogene Einschnitte. Die
Antencapitelle sind regelrecht
dorisch: mit einem Hals,
schönem grofsen Kymation
und dem Abacus (Abb. 58
rechts). Am Epistyl sind die
Tropfen stark verwachsen. Die
Triglyphon schlitze endigen ge-
radlinig ; das Capitellband hat
ein Untergliederten, das hori-
zontale Geis on eine stark
unterhöhlte Scotia und oben
ein dorisches Kymation; das
Tympanongeison ist vorn mit
dorischem Kyma entsprechend
profiliert, unten über einfachem
ionischen Kyma glatt mit
Wassernase unterschnitten.
Nach den Tympanonblöcken
berechnet Cavallari die Nei-
gung zu 15° 26'.

Alle Teile des Propylon
waren mit Stuck überzogen,
mit Stuck verschmiert waren an der Südwand aufsen auch die
Fügensicherung und der Saumschlag in der Schicht über dem
Oststylobat, nicht geglättet die äufsere Propylonnordwand unten
hinter der Peribolosmauer; Farbe ist nur an den Bänken zu be-
obachten, und zwar Reste von gelb und von rot, als wenn sie mar-
moriert gewesen wären.
Das Pflaster ruht auf
einem Rost und besteht
aus 5 quer gelegten
Reihen von je etwas
mehr als 9 Platten mit
genauen Kreuzfugen.
Im Triglyphon befinden
sich je drei Glieder auf
einem Werkstück; die
Fugen sind verkappt.
Seilrinnen an den Gei-
sonblöcken, stehende
Hakenklammern häufig.
Vom Dach hat Ca-
vallari angeblich viele ■
Ziegel im Propylon ge-
funden, doch macht er
keine genaueren An-
gaben darüber.
Von den an das Propylon stofsenden Anlagen ist die nörd-
lich und südlich in rechtem Winkel abgehende Peribolosmauer
teilweise noch vorhanden. Im Norden hat Patricolo davon
19.88 m aufgedeckt und Salinas die Mauer noch etwas weiter
verfolgt; im Süden dagegen biegt die Mauer nach 13.25 m berg-
aufwärts im r. Winkel um (die Ecke ist jetzt verdeckt, z. T.
 
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