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Eine Region, in der gleich mehrere stilistische
Ausprägungen der Romanik entstanden, war das
Maasland mit der zum Deutschen Reich gehören-
den Diözese Lüttich. In der Kathedralschule von
Saint-Lambert wurde mit der Ausbildung zahlrei-
cher Theologen eine breite Basis geschaffen, und ab
dem mittleren 11.Jahrhundert entstanden in ver-
schiedenen Klöstern Handschriften, die die geistige
und kulturelle Blüte des Maaslandes aufzeigen. Da-
bei basiert die stilistische Vielfalt in den maasländi-
schen Skriptorien auf den reichen regionalen
Kunsttraditionen mit spätantiken, ottonischen,
spätangelsächsischen und wohl auch byzantini-
schen Einflüssen, die obendrein eigenständigen Er-
neuerungen unterworfen wurden.
Man erkennt zum Beispiel kaum mehr, dass die
kolorierte Zeichnung der Maiestas Domini in einer
Ende des 11.Jahrhunderts in Lüttich entstandenen
Handschrift (vgl. Abb.48) indirekt auf den spätan-
gelsächsischen Federzeichnungsstil zurückgeht, wie
er gegen 1000 von einem reisenden Malermönch in

Ganzseitiges Evangelistenbild mit Initialzierseite
„ Quoniam quidem" zum Beginn des Lukasevange-
liums. Evangeliar aus Mönchengladbach,
1130-1140. Hs 530, fol. 109v - 110r (28,2 x 22 cm).
das Kloster Saint-Bertin in Saint-Omer gebracht
worden war (vgl. Boulogne-sur-Mer, Bibliotheque
municipale, ms. 11). Von dem abwechslungsreichen
und sehr lebendigen Stil dieses Malers sind nach
Zwischenstufen wie bei den Evangelisten Lukas
und Johannes in Brüssel (Königliche Bibliothek,
ms. 18383) nur die tiefen Faltentäler übrig geblie-
ben, die völlig stilisiert und flächig das ganze Ge-
wand überziehen. Andere, aber ebenfalls typisch
romanische Stilisierungen bewirken hingegen einen
räumlichen Effekt, und zwar bei den Gewandsäu-
men vor den Beinen, die sich zu eckigen Schachteln
auffalten. Ein beliebtes Motiv der gesamten maas-
ländischen Kunst sind die Zierborten mit ihrem In-
teresse für Details.

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